Impulspapier zum Medienkonzil "Bürgersein in der digitalen Welt" erschienen

Nürnberg (epd). Das aktuelle Themenjahr der Reformationsdekade unter dem Titel "Bild und Bibel“ rückt auch die Medienwirkung der Reformation in den Blick. Ein Anlass für die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern, ein Medienkonzil zu veranstalten und dort ein Impulspapier zur digitalen Kommunikation vorzustellen. Man wolle sich als Kirche stärker für die informationelle Selbstbestimmung der Bürger einsetzen, heißt es in der 50-seitigen Stellungnahme "Das Netz als sozialer Raum: Kommunikation und Gesellschaft im digitalen Zeitalter". Außerdem will die Landeskirche selbst die digitale Kommunikation zu einem Bildungsschwerpunkt machen. Das Impulspapier wurde im Rahmen des Medienkonzils "Bürgersein in der digitalen Welt"  der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg am 21. und 22. Mai in Nürnberg veröffentlicht und muss noch in kirchlichen Gremien beraten werden.

Man werde die Wahrnehmung der Bürger für Chancen und Gefahren der digitalen Kommunikation schärfen und stärken, heißt es in der Stellungnahme, die der Münchner Medienethik-Professor Alexander Filipovic erläuterte. Die bayerische Landeskirche will sich für eine "Zivilisierung der digitalen Welten einsetzen" und ruft den europäischen Gesetzgeber dazu auf, datenschutzrechtliche Bestimmungen zu schaffen.

Man müsse die Menschen über die Datenkonzentration aufklären, die Konzernen eine große Macht über sie geben, sagte der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm dem epd. "Von dieser schleichenden Machtasymmetrie nehmen die Menschen keine Notiz." Er forderte auf Europaebene Gesetze, die diese Macht begrenzten, "weltweite Regeln wären aber noch besser".

Die Kirche bekenne sich zu einem verantwortungsvollen Umgang mit den Daten, "die uns von vielen Menschen anvertraut sind", betonte Bedford-Strohm, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Man werde dafür die nötigen guten Fachleute anstellen, die auch den permanenten Aktualisierungsbedarf im Auge behielten.

In der knapp 50-seitigen Broschüre hat die Autorengruppe weitere Selbstverpflichtungen der Landeskirche formuliert. Unter anderem wird versichert, Beratungsangebote unter das höchste IT-Sicherheitsniveau zu stellen und Pfarrer besonders vor Überwachung zu schützen. Außerdem soll die Kirche als Arbeitgeberin einen "digitalen Sabbat" einführen, eine Nichterreichbarkeit der Mitarbeiter in der freien Zeit.

Das Positionspapier unterstreicht besonders die Wichtigkeit öffentlich-rechtlicher Medien und eines professionellen Journalismus. Die Landeskirche werde auch eigene Initiativen starten, um Qualitätsjournalismus weiterzuentwickeln. Man weist aber auch darauf hin, dass die neuen Partizipationsmöglichkeiten im Internet und der journalistische Ethos nicht gegeneinander ausgespielt werden dürften.

Deutlich warnen die Macher der Stellungnahme vor Internetmonopolisten und Geheimdiensten, denen es möglich sei, "in private Sphären einzudringen, digitale Spuren zu verfolgen und so auf den im Netz vermeintlich persönlichen Bereich zuzugreifen". Es sei eine große Freiheit, ein Geheimnis zu haben. "Diese Freiheit gilt es zu verteidigen." Demgegenüber stehe aber die Transparenz der öffentlichen Institutionen.

In der Stellungnahme wird auch der Trend zu einer "permanenten Selbstoptimierung" kritisiert, der Menschen dazu bringe, sich überwachen zu lassen. Von zivilgesellschaftlicher Bedeutung sei daher die mediale Kompetenz der einzelnen Bürger. Für eine Medienkompetenzförderung müssten sich sowohl die Kirche als auch die Politik einsetzen. Gefordert wird ein flächendeckender Ausbau der Stellen in der Medienbildung.

27. Mai 2015