Gottvertrauen in unruhigen Zeiten

Bundespräsident und Bundeskanzlerin bei EKD-Empfang in Berlin – Heinrich Bedford-Strohm: „Frömmigkeit ist gerade heute ein Zukunftsmodell“

Zahlreiche prominente Personen des öffentlichen Lebens sind am Donnerstagabend (2. Juli) der Einladung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zum diesjährigen Berliner Johannisempfang in der Französischen Friedrichstadtkirche am Gendarmenmarkt gefolgt. Angekündigt hatten sich Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundestagspräsident Norbert Lammert. In seiner ersten Hauptstadt-Rede als EKD-Ratsvorsitzender warb Heinrich Bedford-Strohm für neue Wertschätzung gegenüber der traditionellen Praxis christlicher Frömmigkeit: „Frömmigkeit ist gerade heute ein Zukunftsmodell. Im Kern ist damit eine innere Haltung gemeint, die Gott mehr zutraut als sich selbst, die ein Gespür dafür hat, dass alle Selbstoptimierung ihre heilsame Grenze findet und aufgehoben wird in dem tiefen Vertrauen auf Gott. Fromm sein hat mit jener Weisheit zu tun, die die eigenen Grenzen erkennt, die die Seele mit Gelassenheit füllt und das Erkennen mit Liebe. Unsere Welt braucht Menschen, die von der Güte Gottes wissen, die von der Barmherzigkeit reden, die aus der Dankbarkeit leben.“ Solche Frömmigkeit wolle weit über einen „religiösen Spezialbereich“ hinaus auch politisch wirken. Bedford-Strohm: „Menschen, die aus Gottvertrauen leben, leben aus der Hoffnung. Sie stumpfen nicht ab, sondern lassen sich das Leid der Welt nahegehen. Aber gleichzeitig lassen sie sich nicht lähmen vom Leid, weil sie an einen Herrn glauben, der als Folteropfer am Kreuz gestorben und dann auferstanden ist.“

Frömmigkeit und Dankbarkeit seien jedoch nicht nur eine große Kraft für jeden Einzelnen, sondern auch für eine soziale Gesellschaft, die für die Schwachen einstehe. Hierzu verwies Bedford-Strohm auf die heute im Bundestag geführte Debatte um den assistierten Suizid: „In vielen Veranstaltungen, in den Medien, in den Landesparlamenten und nicht zuletzt im Deutschen Bundestag erleben wir eine fundierte und ernsthafte gesellschaftliche Auseinandersetzung, die von gegenseitigem Respekt geprägt ist.“ Die Dankbarkeit gegenüber der Lebensleistung alter Menschen verbiete es, sie einem subtilen sozialen Druck auszusetzen, um Beihilfe zur Beendigung ihres Lebens bitten zu müssen. „Ich möchte, dass niemals ein Mensch in diesem Land das Gefühl bekommt, sich dafür rechtfertigen zu müssen, dass er noch leben will!“

Hannover, 2. Juli 2015

Pressestelle der EKD
Carsten Splitt