Frisch gewählte sächsische Landessynode findet unter strengem Hygienekonzept statt

Erste Tagung eines evangelischen Kirchenparlaments in der Corona-Krise, bei der sich die Mitglieder physisch begegnen

Tobias Bilz nach seiner Wahl zum sächsischen Landesbischof am 29. Februar 2020

Die Tagung der 80 Synodalen wird vom sächsischen Landesbischof Tobias Bilz mit einer Andacht eröffnet werden.

Dresden (epd). Es ist eine Premiere in Corona-Zeiten: Sachsens frisch gewählte Landessynode tritt am Wochenende in Dresden zu ihrer ersten Sitzung zusammen. Es dürfte zudem bundesweit die erste Tagung eines Kirchenparlamentes innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sein, bei der sich trotz Corona-Krise die Mitglieder physisch begegnen.

Wegen Covid-19 waren im Frühjahr geplante Synoden in anderen Landeskirchen abgesagt worden. Die neue bayerische Synode musste ihre Konstituierung verschieben. Sie will sich Anfang Juli per Video zusammenschalten.

Hygienekonzept für die Tagung

Zur Dresdner Tagung unter Pandemiebedingungen gibt es laut Landeskirchensprecher Matthias Oelke ein eigens dafür erstelltes Hygienekonzept. Wegen der anhaltenden Gefahr einer Infektion mit dem Coronavirus heißt es auch im Haus der Kirche: Abstand halten. Bis zum Erreichen des Sitzplatzes im großen Saal ist auch ein Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Jeder und jede Teilnehmende hat seinen eigenen Tisch, zum Nachbarn ist jeweils 1,5 Meter Platz. Vor den Rednerpulten stehen Plexiglasscheiben.

Sachsens evangelischer Landesbischof Tobias Bilz wird die Tagung am Samstag mit einer Andacht eröffnen. Die Konstituierung sei wichtig: „Ich bin dankbar, dass Menschen Verantwortung übernehmen“, sagt er.

Nach dem überraschenden Rücktritt von Bischof Carsten Rentzing und kontrovers geführten Diskussionen über die Hintergründe, habe sich die Situation in der Landeskirche etwas beruhigt. „Der Konflikt verliert an Emotionalität. Das heißt aber noch nicht, dass er aufgearbeitet ist“, sagt Bilz.

Rentzing hatte verschwiegen, dass er als Student Texte für die rechtskonservative Zeitschrift „Fragmente“ verfasst hatte. Das Landeskirchenamt stufte sie nach Bekanntwerden im Oktober 2019 als „elitär, in Teilen nationalistisch und demokratiefeindlich“ ein.

Als Reaktion auf heftige Diskussionen und gestellte Petitionen zur Personalie Rentzing gründete die Landeskirche eine Arbeitsgruppe. Sie soll herausstellen, was an konservativer Haltung im Sinne des Christentums legitim ist und wo sich die Landeskirche zu Rechtsextremismus deutlich abgrenzen muss. „Wir müssen klären, was möglich ist und was nicht“, sagt Bilz.

Kennenlernen und Präsidiumswahl

Die 80 sächsischen Landesynodalen vertreten 560 Kirchgemeinden und Kirchspiele zwischen Zittau im östlichsten Zipfel des Freistaates und dem vogtländischen Plauen in Westsachsen. Auf ihrer ersten Tagung gehe es vor allem ums gegenseitige Kennenlernen, sagt Kirchensprecher Oelke. Zudem müssen ein Synodalpräsident oder eine -präsidentin sowie weitere Mitglieder des Präsidiums gewählt werden. Auch die Fachausschüsse der 28. Landessynode sind zu besetzen.

Gäste und Beobachter sind zahlenmäßig begrenzt. Sie sollen nicht wie üblich im Saal, sondern auf der Galerie darüber Platz nehmen – inklusive der vier zugelassenen Journalisten und Journalistinnen. Das Hygienekonzept für die Tagung besagt außerdem, dass keinesfalls gesungen werden darf. Bewegungen im Raum soll es „so wenig wie möglich geben“, sagt Oelke. Zum Essen geht es nach einem Plan in alphabetischer Reihenfolge.

Auch vom sächsischen Landeskirchenamt nehmen weniger Personen als sonst an der Tagung teil. Neben Bischof Bilz werden der Präsident des Landeskirchenamtes, Hans-Peter Vollbach, sowie die sächsischen Oberlandeskirchenräte erwartet.  

Mit der Tagung unter Corona-Bedingungen nehme die neue Landessynode „die erste Hürde“ in ihrer sechsjährigen Legislatur, sagt Oelke. Auf der Herbsttagung im November soll dann unter anderem über den landeskirchlichen Haushalt beraten werden. Wegen der Corona-Krise und einer abfallenden Konjunktur könnten die Einnahmen aus Kirchensteuern zurückgehen.

Ob Ex-Bischof Rentzing weiter in der sächsischen Landeskirche arbeiten wird, ist noch immer nicht geklärt. Rentzing befindet sich im sogenannten Wartestand. Laut Bilz gibt es Gespräche, über die der Landesbischof sagt: „Wir sind auf einem guten Weg.“

Katharina Rögner (epd)