Bahnhofsmission: Nachfrage nach Essen und Kleidung verdoppelt

Viele Angebote für bedürftige Menschen brechen durch Corona weg

Obdachloser sitzt auf mit seinen Habseligkeiten auf der StraßeS

München (epd). Die Münchner Bahnhofsmission will ihr Angebot für die Hilfesuchenden auch in der Corona-Krise weiterhin rund um die Uhr vorhalten. Das Team an Gleis 11 am Münchner Hauptbahnhof werde auch weiterhin die Ärmsten mit dem Notwendigsten versorgen, teilte die Bahnhofsmission am Donnerstag mit. Für diese Menschen brächen wegen Corona jeden Tag weitere Hilfsangebote weg, weil immer mehr Einrichtungen schließen oder ihr Angebot auf Telefon- oder Online-Beratungen umstellen, sagte Bettina Spahn, Leiterin der Katholischen Bahnhofsmission. Der existenzielle Bedarf sei sehr hoch, betonte ihre Kollegin Barbara Thoma, Leiterin der Evangelischen Bahnhofsmission, die unter demselben Dach sitzt. Die Anzahl der Menschen, die wegen Essen und Kleidung bräuchten, habe sich in der Corona-Krise verdoppelt.

Aktuell kämen täglich rund 600 Menschen zur Bahnhofsmission, hieß es. In Abstimmung mit der Stadt werde versucht, die durch den Wegfall anderer Angebote entstandene Lücke so gut wie möglich zu füllen und die Menschen aufzufangen, sagte Spahn. Auch der Beratungsbedarf verändere sich: Eine grundlegende Verunsicherung und Zukunftsangst, Krisen sowie Wohnungslosigkeit und finanzielle Notlagen seien häufige Themen. Die Leiterinnen zeigten sich dankbar für die große Spendenbereitschaft und betonten, sie seien auch weiterhin auf finanzielle Unterstützung ihrer Arbeit angewiesen. Das Engagement der Mitarbeitenden sei unglaublich - sie leisteten in diesen Wochen Schwerstarbeit. "Alle geben ihr Äußerstes, um die zusätzliche Not zu lindern", so Thoma.

Das Team helfe in gewohnter Weise durch Notversorgung, Beratung, Clearing und Vermittlung. Hinzu komme viel zusätzliche Arbeit, weil viele Anlaufstellen, an die die Bahnhofsmission gewöhnlich weitervermittelt hat, inzwischen nur eingeschränkt erreichbar sind. So habe die Bahnhofsmission etwa die Auszahlungen aus dem Allgemeinen Notlagenfonds der Erzdiözese München übernommen, da die Fachstellen keinen Kundenverkehr mehr anbieten. Zudem seien viele Menschen, die bisher schon in Not waren, durch die Corona-Krise extrem verunsichert.

Bei der Arbeit der Bahnhofsmission würden natürlich die gesundheitlich notwendigen Vorsichtsmaßnahmen durchgeführt, sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Es werde stark auf Hygiene und Abstand geachtet. So würden alle Tische, Stühle und Stifte nach jeder Beratung desinfiziert. Bei der Ausgabe von Lebensmitteln trügen die Mitarbeiter Mundschutz und Handschuhe. Unter den Wartenden werde für ausreichenden Abstand gesorgt, zudem werde regelmäßig gelüftet.

Erfreulicherweise meldeten sich derzeit viele Münchner Bürger, die helfen wollen, hieß es. Aktuell habe die Bahnhofsmission keinen weiteren Bedarf an Ehrenamtlichen. 

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