EKD-Ratsvorsitzender: „Humanität hat keine Nationalität“

Bedford-Strohm zu Gast beim Jahresempfang der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig

Heinrich Bedford-Strohm predigt in der Frauenkirche Dresden

„Humanität ist nicht deutsch, russisch, türkisch, israelisch, palästinensisch, syrisch oder chinesisch“, sagte EKD-Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm im Braunschweiger Dom.

Braunschweig (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat dazu aufgerufen, sich für andere Menschen unabhängig von deren Herkunft einzusetzen. „Humanität hat keine Nationalität. Humanität ist nicht deutsch, russisch, türkisch, israelisch, palästinensisch, syrisch oder chinesisch“, sagte er am Dienstag beim „Abend der Begegnung“ im Braunschweiger Dom laut Redemanuskript. Alle verdienten die gleiche Solidarität. Soziales Engagement aus christlicher Nächstenliebe orientiere sich nicht an nationalen oder kulturellen Grenzen.

Menschen blieben in ihrer großen Mehrzahl nicht unberührt, wenn sie mit der Not der Anderen konfrontiert seien, sagte Bedford-Strohm. Er lobte das Engagement bei der Bewältigung der Aufnahme von Flüchtlingen. Es gebe viele Beispiele gegen einen „pauschalen Kulturpessimismus“, nach dem die Gesellschaft zunehmend egoistischer denke. 

Die Bereitschaft zum sozialen Engagement sei in der Bevölkerung erstaunlich hoch, sagte der bayerische Landesbischof. Bereits vor dem Engagement für Flüchtlinge seien im Jahr 2014 alleine in den evangelischen Landeskirchen mehr als eine Million Menschen ehrenamtlich tätig gewesen. Häufig spielten dabei eigene Betroffenheit und Solidaritätsgefühle eine Rolle. Dabei änderten sich Formen des Engagements.  Freiwillige Helfer suchten immer häufiger Betätigungsformen, die auf Gegenseitigkeit und Selbstbestimmung ausgerichtet seien.

Meyns: „Mit den Seligpreisungen ist alles gesagt, was dieser Tage zu sagen ist“

Der braunschweigische Landesbischof Christoph Meyns erinnerte in seiner Andacht an die Seligpreisungen aus der biblischen Bergpredigt Jesu. Sie seien ein Grundgesetz des christlichen Glaubens und böten Zuspruch für Leidende, Hungernde und Verfolgte, für Gerechtigkeitssuchende und Friedensstifter. „Mit den Seligpreisungen ist alles gesagt, was dieser Tage zu sagen ist zum Anschlag in Hanau und anderen Mordtaten“, sagte Meyns. Auch gegenüber Menschen, die gegen Minderheiten hetzten, nationalistisches und völkisches Gedankengut verträten, frauenfeindliche Parolen verbreiteten oder darüber diskutierten, ob es richtig sei, Flüchtlinge vor dem Ertrinken zu retten.

Im Anschluss an den Vortrag im Braunschweiger Dom fand ein Empfang im Braunschweigischen Landesmuseum statt. Eingeladen waren dazu rund 500 Personen aus Politik und Wirtschaft, Kirche und Gesellschaft, Wissenschaft und Kultur.