Bischöfe: Haltung zeigen gegen Demokratiefeindlichkeit

Kirchen mahnen zu Pfingsten neues gesellschaftliches Miteinander an

Frankfurt a.M. (epd). Evangelische Bischöfe haben an Pfingsten zu einer klaren Haltung gegen Demokratiefeindlichkeit und Populismus aufgerufen.

Derzeit werde die Demokratie als Grundlage des Gemeinwesens infrage gestellt und untergraben, sagte Markus Dröge, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), im Pfingstgottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Er forderte dazu auf, sich Lügen und politisch-ideologischen Tatsachenverdrehungen entgegenzustellen.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, erneuerte seine Kritik an der Kriminalisierung der zivilen Seenotrettung schiffbrüchiger Flüchtlinge im Mittelmeer. Es sei „eine Schande“, wenn Menschen ertrinken, weil die zivile Seenotrettung unter Strafandrohung gestellt wird, sagte der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) am Pfingstmontag in einer Predigt auf dem bayerischen evangelischen Kirchentag auf dem Hesselberg.

Miteinander in Vielfalt

Christian Schad, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche der Pfalz, appellierte an die Europäer, gegen Populismus und Nationalismus zusammenzustehen. Der „Pfingstgeist gegenseitiger Achtung“ könne Menschen unterschiedlicher Nationen und Kulturen friedlich zusammenbringen, sagte Schad in Speyer. Statt auf Abschottung und Ausgrenzung zulasten Schwächerer setzten Christen auf ein Miteinander in Vielfalt.

Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Volker Jung, erinnerte daran, dass nicht alle Menschen gleich sein müssen. „Es kommt nicht darauf an, dass Menschen Einheit erzwingen, sondern als unterschiedliche Menschen friedlich und gut miteinander leben“, erklärte er. Dazu gehöre auch, „sich nicht über andere zu erheben - etwa in der Meinung, jemand Besseres zu sein und zu denken, die bessere Kultur, die bessere Religion oder gar die bessere Herkunft zu haben“, sagte Jung in Darmstadt.

Aufruf zum gegenseitigen Verstehen

Nach Auffassung von Frank Otfried July, Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, ist das Pfingstfest ein Aufruf zum gegenseitigen Verstehen. Dies gelte zwischen einzelnen Personen ebenso wie zwischen Völkern und Volksgruppen, sagte er am Pfingstmontag in Stuttgart bei einem Festgottesdienst. Er erinnerte daran, dass derzeit in vielen Ländern Menschen verlockt würden, „den Fliehkräften von Nationalismus, Rassismus und aufpeitschendem Populismus nachzugeben“.

Nach Auffassung von Kardinal Reinhard Marx sollte die Kirche ein Beispiel für einmütiges Miteinander sein. Es sei „der synodale Weg“, der die Kirche „neu in ein Pfingsten hinein“ führe, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und Erzbischof von München und Freising in seiner Pfingstpredigt im Münchner Liebfrauendom: „Wir wollen aufeinander hören mit Respekt und die Sorgen des anderen hören.“