Bosse-Huber: „Klimawandel könnte zum weltweiten Hauptfluchtgrund werden“

Auslandsbischöfin der EKD fordert völkerrechtliche Anerkennung von Klimaflüchtlingen

Petra Boss-Huber

„Klimaschutz schützt auch die Lebensgrundlage von Menschen“, sagt EKD-Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber und fordert eine völkerrechtliche Anerkennung von Klimaflüchtlingen.

Frankfurt a.M./Hannover (epd). In der Diskussion über Klimaflüchtlinge in Deutschland hat Petra Bosse-Huber, Vizepräsidentin und Bischöfin des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Leiterin der Hauptabteilung Ökumene und Auslandsarbeit, die Politik zum Handeln aufgefordert. „Klimaschutz schützt auch die Lebensgrundlage von Menschen“, sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es brauche auch eine völkerrechtliche Anerkennung von Klimaflüchtlingen.

Bosse-Huber: „Natürlich ist der Klimawandel auch eine Fluchtursache“

Die Auslandsbischöfin bekräftigte, dass der Klimawandel bereits heute eine der wichtigsten Fluchtursachen ist. Natürlich ist der Klimawandel auch eine Fluchtursache“, sagte sie. „Und absehbar könnte der Klimawandel sogar zum weltweiten Hauptfluchtgrund werden.“ Vor allem in Ländern im globalen Süden, die nur sehr unwesentlich zum Klimawandel beigetragen hätten, seien die Probleme bereits akut, betonte Bosse-Huber.
 

„Menschen verlieren buchstäblich den Boden unter den Füßen, wo Küsten erodieren und Inseln vom steigenden Meeresspiegel überflutet werden“, fügte die Theologin hinzu. Wo Menschen ihre Lebensgrundlage durch Dürren, Überschwemmungen und andere Folgen des Klimawandels verlören, müssten sie woanders eine Zukunft suchen. Bosse-Huber ist im EKD-Kirchenamt zuständig für Kontakte zu ausländischen Partnerkirchen.

Sea-Watch-Kapitänin fordert Aufnahme von Klimaflüchtlingen

Die Kapitänin der „Sea-Watch 3“, Carola Rackete, hatte in einem Interview mit der „Bild“-Zeitung gefordert, dass Deutschland auch Klimaflüchtlinge aufnehmen müsse. „Der Zusammenbruch des Klimasystems sorgt für Klimaflüchtlinge, die wir natürlich aufnehmen müssen“, hatte sie gesagt. „In der Debatte soll immer unterschieden werden zwischen Flüchtlingen und Wirtschaftsmigranten, aber wir kommen jetzt zu einem Punkt, wo es 'forced migration' gibt, also eine durch äußere Umstände wie Klima erzwungene Migration.“

Daraufhin hatten der bayerische und der hessische Innenminister vehement widersprochen. Rackete schieße „weit über das Ziel hinaus“, sagte etwa der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) der „Bild“-Zeitung am Dienstag. Der hessische Innenminister Peter Beuth (CDU) nannte Racketes Aussagen „verantwortungslos“.