„Brot für die Welt“: Digitalisierung ist kein Rezept gegen Hunger

Warnung vor neuen Technologien in der Landwirtschaft zum Welternährungstag

Ein bauer sitzt unter einem Baum am Feld mit einem Tablet in der Hand

Laut „Brot für die Welt“ kein Konzept für Entwicklungsländer: die Digitalisierung in der Landwirtschaft.

Berlin/Köln (epd). Die Digitalisierung in der Landwirtschaft ist nach Einschätzung von „Brot für die Welt“ kein Mittel, um den Hunger in der Welt wirksamer zu bekämpfen. Der Einzug neuer Technologien könnte vielmehr Kleinbauern in Asien, Lateinamerika und Afrika weiter ins Abseits drängen, warnte der Agrarexperte des evangelischen Hilfswerks, Bernhard Walter, in Berlin mit Blick auf den Welternährungstag am 16. Oktober. Armen Bauern fehle das Kapital, um die Digitalisierung nutzen zu können.

Durch Wetter-Apps in die Schuldenfalle

In Äthiopien etwa seien Bauern durch Wetter-Apps in Schuldenfallen geraten, sagte Walter dem Evangelischen Pressedienst (epd). Konzerne sammelten in großem Umfang heute Daten über Wetter, Böden und Pflanzenwachstum, die sie dann verwerten und verkaufen könnten. Dies habe zum Ziel, über „Precision Farming“ Dünger, Wasser und Pflanzenschutzmittel exakter zu dosieren, führe aber auch zu Monopolisierung und Preiseffekten, sagte Walter. Für digitale Anbaumethoden brauche man modernes Gerät und GPS.

Die Menschenrechtsorganisation Fian erklärte: „Für die Mehrzahl der bäuerlichen Betriebe bietet die Digitalisierung keine Lösungen an, sondern verschärft noch die Probleme.“ Die Spaltung zwischen armen Bauern, die einen Großteil der Lebensmittel erzeugten, und kapitalkräftigen Agrarunternehmen werde weiter vertieft. Die Konkurrenz um Land, Wasser und Saatgut weltweit verschärfe sich noch.

Die Staatengemeinschaft hat sich zum Ziel gesetzt, den Hunger bis 2030 zu überwinden. Die Zahl der Hungernden steigt aber seit drei Jahren wieder. 2017 hatten nach Angaben der Vereinten Nationen 821 Millionen Menschen nicht genug zu essen – jeder neunte Erdbürger.