Hilfsorganisationen warnen vor Wasserstress

Kinder leiden besonders unter dem Mangel an Trinkwasser, betonen Experten zum Weltwassertag

Frauen schöpfen Wasser in einem Graben in Burundi
Frauen waschen Wäsche und schöpfen Trinkwasser in einem Graben in Gihanga, Burundi.

Frankfurt a.M. (epd). Mehr als 840 Millionen Menschen weltweit haben keinen Zugang zu sauberem Wasser, täglich sterben deshalb Tausende Kinder: So fielen rund 1.500 Mädchen und Jungen unter fünf Jahren jeden Tag Durchfallerkrankungen zum Opfer, die mit sauberem Trinkwasser und Zugang zu sanitären Einrichtungen verhindert werden könnten, erklärte die Hilfsorganisation „terre des hommes“ zum Weltwassertag am 22. März.

„Millionen Menschen haben keinen Zugang zu Wasserleitungen oder sauberen Brunnen. Sie sind darauf angewiesen, ihren Bedarf an Wasser durch Seen, Bäche oder Flüsse zu decken“, sagte Kinderrechte-Referent Jonas Schubert. „Diese sind jedoch immer häufiger nicht nur durch Fäkalien verseucht, sondern auch durch Chemikalien, Arzneimittel, Pestizide und Schwermetalle wie Arsen, Zyanid oder Blei.“ Und Kinder seien besonders anfällig für schädliche Substanzen, weil die Organe noch wachsen und das Immunsystem noch im Aufbau ist.

„Keine Ware, sondern Menschenrecht“

Schon heute litten 1,9 Milliarden Menschen weltweit unter sogenanntem Wasserstress, betonte das Forum Umwelt und Entwicklung, einem Bündnis aus Umwelt- und Entwicklungsorganisationen. 2030 seien es voraussichtlich drei Mal so viele. Auch Deutschland importiere praktisch Wasser in Form von landwirtschaftlichen Produkten und Industrierohstoffen aus Regionen, die unter Wasserstress leiden. Bürger eines demokratischen Rechtsstaats dürften aber erwarten, durch den Konsum nicht zu Wasserraub-Komplizen zu werden, erklärte Helge Swars vom Weltfriedensdienst. Daher sei die Bundesregierung in der Pflicht, zumindest für Transparenz über die Herkunft von Konsumgütern und Lieferketten zu sorgen.

„Wasser ist keine Ware, sondern ein Menschenrecht“, betonte das Bündnis. Mehr als 840 Millionen Menschen weltweit haben nach Angaben des Weltwasserrats, der derzeit in Brasilia tagt, keinen Zugang zu angemessenen Trinkwasseranlagen. Frauen und Mädchen verbrächten täglich 200 Millionen Stunden damit, Wasser zu beschaffen. 2,3 Milliarden Menschen hätten ferner keinen Zugang zu einer Toilette. „Auf der ganzen Welt haben mehr Menschen Handys als Toiletten“, erklärte der Schauspieler und Aktivist Matt Damon auf dem Forum, bei dem Wassersicherheit für die nächsten Jahre im Brennpunkt steht.

Nachhaltigkeitsziele der UN als Richtschnur

Der Weltwasserrat rief alle Regierungen dazu auf, Wasser zur obersten Priorität zu machen. „Regierungen müssen die Wassersicherheit in allen Sektoren in den Mittelpunkt ihrer nationalen Entwicklungsstrategien stellen und alle Interessengruppen einbeziehen“, erklärte der Präsident der Organisation, Benedito Braga, in Brasilia.

„Brot für die Welt“ plädierte in Brasilia dafür, die UN-Nachhaltigkeitsziele zur Richtschnur beim Umgang mit der knappen Ressource Wasser zu machen.  Vor allem in Ländern wie Brasilien, aus denen Deutschland große Mengen an Agrargütern importiere und damit den Wasserverbrauch fördere, dürften Menschen nicht im Streit um Wasser vertrieben oder in die Armut getrieben werden. „Agrar- und Lebensmittelkonzerne, die großen Einfluss auf dem Weltwasserforum haben, dürfen beim Zugang zu Wasser nicht bevorteilt werden", betonte Referentin Andrea Müller-Frank.

Das Medikamentenhilfswerk Action Medeor verwies auf den Zusammenhang zwischen mangelndem Zugang zu Wasser und Bildung. Action Medeor unterstützt nach eigenen Angaben etwa ein Projekt in Pakistan, wo viele Schulen nicht über ausreichende Sanitäranlagen verfügen. Wenn es keine geschlechtergetrennten Toiletten gebe, besuchten viele Mädchen während ihrer Menstruation nicht die Schule und verpassten so regelmäßig wichtigen Unterricht, hieß es.