Wenn in Dortmund Grün über Schwarz-Gelb regiert

Borussia Dortmund unterstützt den evangelischen Kirchentag

BvB-Maskottchen Emma wirbt vor dem Stadion für die Bettenkampagne 'Noch Platz im Revier?' des Kirchentages

Ein gutes Team: Der BvB und der Kirchentag in Dortmund. Im Vorfeld der Großveranstaltung warb BvB-Maskottchen Emma für die Bettenkampagne „Noch Platz im Revier?“, der Abschlussgottesdienst wird im BvB-Stadion Signal Iduna Park stattfinden.

Dortmund (epd). Mit sieben verliert Hans Leyendecker sein Herz an den BVB. Gebannt verfolgt der Junge 1956 zusammen mit seinem Opa am Radio, wie Borussia Dortmund zum ersten Mal deutscher Fußball-Meister wird. Die Liebe zu dem Revierclub hält jetzt 63 Jahre, „mit zunehmendem Alter wird sie immer inniger“. Nicht nur die Uhr und die Handyhülle des renommierten Investigativjournalisten sind in den Vereinsfarben gehalten, von der Tasse bis zum Strandkorb dominieren auch im Haus und im Garten der Leyendeckers in Leichlingen unweit von Köln die Farben Schwarz und Gelb.

Inzwischen hat der 70-Jährige alle BVB-Devotionalien, man kann ihm nichts mehr schenken. Noch wichtiger sind zwei Dauerkarten für die Westtribüne des BVB-Stadions, die er so oft wie möglich nutzt. Doch wenn Leyendecker am 23. Juni in den Signal Iduna Park geht, dann ausnahmsweise nicht, um bei einem Fußballspiel mitzufiebern: An diesem Tag findet im Stadion der Schlussgottesdienst des 37. Deutschen Evangelischen Kirchentages statt.

Und da verbindet sich eine Liebe mit einer weiteren: Seit 1975 hat Leyendecker alle evangelischen Kirchentage in Deutschland besucht, in Dortmund ist er nun sogar Präsident des Glaubensfestes mit über 100.000 Teilnehmern. „Deshalb muss ich mich natürlich etwas zurückhalten und aufpassen, dass es kein schwarz-gelber, sondern ein grüner Kirchentag wird“, sagt er verschmitzt.

„Dortmund ist Borussia, und Borussia ist Dortmund“

BVB-Präsident Reinhard Rauball hat keine Zweifel, dass die diesjährige Kirchentagsfarbe Grün während der Großveranstaltung vom 19. bis 23. Juni dominiert, zumal die Bundesliga Sommerpause hat. „Wenn Sie an den Häusern und Gärten vorbeigehen, werden Sie aber natürlich auch viel Schwarz-Gelb sehen“, fügt er hinzu und unterstreicht die Bedeutung seines Clubs für die Stadt: „Jahrzehntelang wurde Dortmund vor allem mit Kohle, Stahl und Bierbrauereien verbunden“, heute werde an erster Stelle meist der BVB genannt.

„Dortmund ist Borussia, und Borussia ist Dortmund“, heißt es im 2014 erschienenen Buch „Dortmunder Jungs“, in dem unter anderen Hans Leyendecker erzählt, was ihn mit dem BVB verbindet. Der Verein hat nach seiner Einschätzung auch wegen gewachsener Unsicherheiten und Ängste in der Gesellschaft für viele Menschen an Bedeutung gewonnen. „Früher war es so: Wenn du in Dortmund gelebt hast, warst du in der SPD und in der IG Metall, du hattest Tauben und dein Verein war der BVB“, erzählt er aus seiner Zeit als Reporter bei der „Westfälischen Rundschau“ in den 70er Jahren. „Das einzige, was heute geblieben ist, ist der BVB.“

Leyendecker holte Rauball, mit dem er seit Jahrzehnten freundschaftlich verbunden ist, ins Kirchentagspräsidium. Beide haben ihren Anteil daran, dass der BVB den Kirchentag auf vielfältige Weise unterstützt. Zum Beispiel im Programm: Gleich bei seinem ersten Kirchentag hält Rauball, der auch Präsident der Deutschen Fußball Liga ist, gemeinsam mit der Theologin Margot Käßmann eine Bibelarbeit und spricht auf einem Podium über die Bedeutung der Fans für Sport und Vereine.

BVB-Maskottchen „Emma“ war schon vor dem Kirchentag im Einsatz

Auch die BVB-Fanabteilung beteiligt sich an Veranstaltungen und unterstützt zudem den Dienst der 4.000 ehrenamtlichen Kirchentagshelfer. Im Zentrum Sport – eine Kirchentags-Premiere – mischt der christliche Fanclub „Totale Offensive BVB“ im Workshop „Christsein leben als Fußballfan“ mit.

Besonders hilfreich ist für den Kirchentag, dass der BVB neben Räumen für Workshops und Pressezentrum auch das größte deutsche Stadion zur Verfügung stellt. Dort findet der Abschlussgottesdienst statt – eine Ausnahme, zuletzt konnte der Kirchentag 2001 ein Stadion nutzen. Statt der üblichen mehr als 80.000 passen zwar lediglich 72.000 Menschen in den Signal Iduna Park, weil derzeit der Stadionrasen neu eingesät wird. Weitere 30.000 Besucher können den Schlussgottesdienst aber auf der Seebühne im benachbarten Westfalenpark feiern.

Bereits vor der evangelischen Großveranstaltung war das BVB-Maskottchen „Emma“ im Einsatz, es warb für Privatquartiere. Der BVB half zudem als Türöffner bei einigen Sponsoring-Kontakten und arbeitet mit dem Kirchentag in Sicherheitsfragen zusammen. „Leidenschaft, Begeisterung, Enthusiasmus“ – das vermittelt der Fußball nach Rauballs Worten. Jetzt freut er sich auf die Atmosphäre beim Kirchentag, „die ich mir toll vorstelle“.

Ingo Lehnick (epd)