Diakonie-Präsident: „Bunter werdende Gesellschaft ist ein Gewinn“

Ulrich Lilie wirbt beim Wichernempfang für Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts

Berlin (epd). Der Präsident der Diakonie Deutschland, Ulrich Lilie, sieht eine zentrale Aufgabe des evangelischen Wohlfahrtsverbandes darin, den Zusammenhalt zu stärken. Lilie sagte am 11. April 2019 beim Wichernempfang der Diakonie in Berlin, er sei überzeugt, dass die vielfältiger und bunter werdende Gesellschaft ein Gewinn sei und große Chancen biete.

Die Herausforderungen ließen sich aber nur von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft gemeinsam bewältigen, sagte Lilie vor den Gästen aus Politik, Kirchen, Wirtschaft, Wissenschaft und Soziawesen. Mit ihren Aktivitäten und Einrichtungen könnten Diakonie und Kirche viel zum Gelingen des Zusammenlebens beitragen.

„Multiethnische Gesellschaft braucht gemeinsame Grundwerte“

Gastredner auf dem Empfang unter dem Motto „Zusammenhalt und Teilhabe in der Einwanderungsgesellschaft Deutschland“ war der Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände, Ali Ertan Toprak, der bekannt ist für seine Warnungen vor antidemokratischen Gruppen unter den Zuwanderern. Er warf der Politik und den Kirchen vor, sich zu stark auf den Dialog mit dem Islam einzulassen und säkulare, liberale Einwanderergruppen zu vernachlässigen.

Wenn es um Demokratie, Gleichberechtigung der Frau und Antisemitismus gehe, gebe es überhaupt nichts zu verhandeln, erklärte Toprak. Eine multiethnische Gesellschaft brauche gemeinsame Grundwerte, damit das Zusammenleben funktioniere. Die Muslime hätten es selbst in der Hand, ob der Islam zu Deutschland gehöre, indem sie ihren Beitrag zur Demokratie leisteten, sagte Toprak.

Den Wichernpreis erhielt die Altersforscherin Melissa Henne für ihre Dissertation über ethische Fragen bei der Nutzung neuer Technologien in der diakonischen Arbeit. Henne gebe eine für die Praxis hilfreiche ethische Orientierung für den Einsatz technischer Hilfsmittel etwa in der Altenpflege, hieß es in der Würdigung. Der Preis wird seit 1998 an verdiente Persönlichkeiten der Diakonie vergeben, seit 2005 für herausragende Forschungsarbeiten.

Einen Sonderpreis überreichte die Jury der Theologin Cornelia Coenen-Marx für Veröffentlichungen über neue Formen der theologischen und diakonischen Arbeit mit einer starken sozialen Orientierung. Zuletzt hatte die 66-jährige frühere Oberkirchenrätin aus Hannover ein Buch über das Älterwerden als Chance für selbstbestimmtes soziales Engagement geschrieben.

Die Diakonie Deutschland beschäftigt bundesweit rund 525.000 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in rund 31.500 Einrichtungen der Alten- und Behindertenhilfe, in Krankenhäusern, Sozialstationen und Beratungsstellen.