EKD-Medienbischof Jung: Mehr Aufmerksamkeit für Journalisten im Gefängnis

Podiumsdiskussion zum Thema Menschenrechte auf der Frankfurter Buchmesse

Der Medienbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirchenpräsident Volker Jung, auf der Frankfurter Buchmesse mit der türkischen Schriftstellerin und Journalistin, Asli Erdogan

Der Medienbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirchenpräsident Volker Jung, diskutierte auf der Frankfurter Buchmesse mit der türkischen Schriftstellerin und Journalistin Asli Erdogan.

Frankfurt a.M. (epd). Der evangelische Medienbischof Volker Jung hat mehr Aufmerksamkeit für die in der Türkei in Haft sitzenden Journalisten gefordert. „Wir sollten uns die Namen derjenigen Journalisten einprägen, die dort verfolgt werden oder inhaftiert sind“, sagte Jung bei einer Podiumsdiskussion zum Thema Pressefreiheit auf der Frankfurter Buchmesse. Die Kirche sei verpflichtet, sich für Menschenrechte – darunter Presse-, Meinungs- und Religionsfreiheit – einzusetzen und sich gegen die zu stellen, die sie mit Füßen träten.

Jung diskutierte unter anderem mit der türkischen Schriftstellerin und Journalistin, Asli Erdogan. Sie hatte 2016 wegen ihrer Arbeit für die türkisch-kurdische Zeitung „Özgür Gündem“ in der Türkei für mehrere Monate im Gefängnis gesessen. Erdogan, 1967 geboren in Istanbul, steht nach wie vor in der Türkei unter Anklage wegen Propaganda für eine terroristische Vereinigung. Die studierte Physikerin lebt derzeit in Frankfurt.

Sie sagte, die freie Presse in der Türkei sei so gut wie am Ende. Es gebe zwar immer noch einzelne Journalisten, die versuchten, unabhängig zu arbeiten und zu veröffentlichen. Aber viele könnten der Staatsmacht derzeit nicht widerstehen. Das könne man auch nicht von allen erwarten.

Kirchenasyl: im Namen der Menschenrechte

Jung betonte, dass auch das Kirchenasyl Teil des kirchlichen Engagements für die Menschenrechte sei. Der Schutz von Menschen, die von der Abschiebung bedroht seien, geschehe im Namen der Menschenrechte und „nicht im Namen eines höheren Rechts“, sagte Jung. Er halte es für eine Stärke des Rechtsstaats, dass er das Kirchenasyl akzeptiere. „Es ist die Stärke des Rechtsstaats, dass er sich von uns infrage stellen lässt“, sagte der hessen-nassauische Kirchenpräsident.

Das Kirchenasyl ist in den vergangenen Jahren in die Kritik geraten. Mehrere Politiker und das Bundesinnenministerium hatten der Kirche Verstöße gegen Verfahrensregeln im Zusammenhang mit dem Kirchenasyl vorgeworfen. Im Rhein-Hunsrück-Kreis wurden deswegen im September Strafverfahren gegen fünf Pfarrerinnen und Pfarrer eingeleitet.

Jung ist seit 2009 Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Zudem gehört der 58-Jährige seit 2015 dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an, in dem er für Medienthemen zuständig ist. Sein Buch „Digital Mensch bleiben“ wurde auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert.