EKD-Ratsvorsitzender Bedford-Strohm anlässlich des 80. Jahrestages des Überfalls auf die Sowjetunion

„Wir bekennen die Schuld und historische Verantwortung, die wir als Angehörige des deutschen Volkes angesichts unserer Geschichte tragen“

Eine Karte Europas mit dem Schatten eines Soldaten

Blick auf eine Landkarte Europas mit dem Schatten eines Soldaten im Vordergrund.

Hannover. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, hat sich anlässlich des 80. Jahrestages des Überfalls auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 in einem Schreiben an Metropolit Hilarion, Leiter des Außenamts der Russisch-Orthodoxen Kirche, gewandt: „Voller Trauer gedenken wir der unzählbar vielen Menschen, die durch dieses unaussprechliche Verbrechen ihr Leben verloren haben, ihrer Freiheit, ihrer körperlichen und seelischen Unversehrtheit oder ihrer Lebensgrundlage beraubt wurden. Wir bekennen die Schuld und historische Verantwortung, die wir als Angehörige des deutschen Volkes angesichts unserer Geschichte tragen. Auch unsere evangelische Kirche in Deutschland hat angesichts der Aufgabe versagt, hier der Stimme des Evangeliums gegen die grenzenlose Gewalt Gehör zu verschaffen und – wie Dietrich Bonhoeffer es ausgedrückt hat – „dem Rad in die Speichen zu fallen.“

Zudem beklagte er das Versagen der evangelischen Kirche im Nationalsozialismus: „Anstatt der Stimme des Evangeliums für den Frieden Gehör zu verschaffen, ließen sich, wie wir mit Trauer und Entsetzen bekennen müssen, auch viele fehlgeleitete Vertreter der Evangelischen Kirche auf die propagandistische und auch auf die kirchendiplomatische Unterstützung des Vernichtungskrieges ein.“ Der bayerische Landesbischof schrieb weiter: „Uns bleibt nur die innige Bitte um Vergebung für die Schuld unseres Volkes und unserer Kirche, unserer Väter und Vorväter, angesichts der Schwere der Taten, derer wir heute gedenken. Dankbar sehen wir auf die Zeichen der Versöhnungsbereitschaft, die wir von unseren Brüdern und Schwestern aus der Russisch-Orthodoxen Kirche im Rahmen unserer langjährigen ökumenischen Partnerschaft erhalten haben.“

Im Zuge des Eroberungs- und Vernichtungskrieges durch Nazi-Deutschland starben bis 1945 in der Sowjetunion schätzungsweise 27 Millionen Menschen, darunter 14 Millionen Zivilisten.