EKD-Ratsvorsitzender: Ende der EU-Seenotrettung ist „moralisches Versagen“

Kritik am EU-Beschluss keine Schiffe für die Operation „Sophia“ mehr einzusetzen

Hannover (epd). Der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche, Heinrich Bedford-Strohm, hat die Entscheidung der EU, die Seenotrettung im Mittelmeer im Rahmen der Operation Sophia auszusetzen, als „moralisches und politisches Versagen Europas“ kritisiert. „Mehr Menschen werden von jetzt an im Mittelmeer ertrinken, weil Kräfte zur Seenotrettung fehlen“, sagte der oberste Repräsentant der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) am 27. März in Hannover.

Die EU hatte zuvor beschlossen, den Einsatz von Schiffen auf dem Mittelmeer für die Operation „Sophia“ zu beenden. Wie das Auswärtige Amt und das Verteidigungsministerium in Berlin bestätigten, wurde die Operation zwar technisch verlängert, allerdings ohne den Einsatz von Schiffen. Die Beobachtung des Seeraums soll künftig aus der Luft erfolgen. Diese Einigung sei der „kleinstmögliche Nenner“ auf EU-Ebene gewesen, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts.

„Als Kirchen werden wir weiter für Seenotrettung im Mittelmeer streiten“

Die Seenotrettung sei keine politische Verhandlungsmasse, sondern international gültige Rechtsverpflichtung. „Als Kirchen werden wir weiter für Seenotrettung im Mittelmeer und die Einhaltung von Menschenrechten für Geflüchtete streiten“, sagte Bedford-Strohm, der auch bayerischer Landesbischof ist.

Deutschland hatte im Januar angekündigt, seine Fregatte „Augsburg“ Anfang Februar aus der EU-Mission „Sophia“ abzuziehen. Die Marine hatte sich seit 2015 mit Schiffen an der EU-Mission beteiligt. Ziel von „Sophia“ ist die Bekämpfung von Schleusern im Mittelmeer, dabei hat Deutschland mit seinen Schiffen nach Ministeriumsangaben aber auch rund 22.500 Menschen aus Seenot gerettet. Die Operation „Sophia“ wurde nach einem somalischen Mädchen benannt, das 2015 an Bord eines deutschen Marine-Schiffes zur Welt kam.