Evangelische Kirche berät über Einsparungen

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Hannover (epd). Die evangelische Kirche will auf ihrer Jahrestagung wichtige Weichenstellungen für die Zukunft vornehmen. Die Beratungen der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hätten weitreichende Konsequenzen, sagte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm am Sonntag in seinem Bericht vor den 120 Mitgliedern des Kirchenparlaments. Nicht nur die digitale Form der Tagung markiere einen Einschnitt. Die Delegierten beraten bis Montag wegen der Corona-Pandemie stark verkürzt und rein digital über zentrale Reformvorhaben.

Die Präses der EKD-Synode, Irmgard Schwaetzer, sagte, keiner könne wissen, wie die Kirche in 20 Jahren aussehen werde. Aber es sei klar, dass die evangelische Kirche sich verändern müsse. „Wir werden keine kleinere Version der Kirche von heute sein, sondern die Kirche wird grundsätzlich anders sein“, sagte sie nach Beginn der Tagung am Sonntag vor Journalisten.

Beratungen zur Zukunft der Kirche

Mit Blick auf die Beratungen zu den Zukunftsprozessen sagte Schwaetzer, sie erwarte kontroverse Diskussionen. Die Mitglieder des Kirchenparlaments berieten am Nachmittag über drei Vorlagen: Eine enthielt zwölf Leitsätze zur Zukunft der Kirche, eine weitere eine Finanzstrategie für die kommenden zehn Jahre, die dritte skizzierte die Fortführung einer Digitalstrategie. Beschlüsse wurden für den Abschluss der Tagung am Montag erwartet.

In den zwölf Leitsätzen geht es unter anderem um eine mögliche engere Zusammenarbeit der 20 evangelischen Landeskirchen, um die Weitergabe des christlichen Glaubens in einer zunehmend säkularen Gesellschaft und Prioritäten bei der Finanzierung kirchlichen Handelns.

Die mittelfristige Finanzplanung der EKD bis 2030 sieht vor, rund 17 Millionen Euro im Vergleich zum Haushalt 2019 einsparen. Das entspricht rund 20 Prozent. Teil des Finanzplans ist eine Liste mit Kürzungsvorschlägen für Zuschüsse etwa für kirchliche Hochschulen und unabhängige Frauen- und Männerarbeit.

Rückgang der Einnahmen

Basis der Reformüberlegungen ist eine Prognose Freiburger Forscher aus dem vergangenen Jahr, wonach die Kirche bis 2060 die Hälfte ihrer heutigen Mitglieder verlieren könnte und sich damit auch ihre Finanzkraft halbieren dürfte. Derzeit gehören rund 21,1 Millionen Menschen in Deutschland der evangelischen Kirche an. Durch die Corona-Krise erwarten die Landeskirchen schon für das laufende Jahr einen Rückgang der Einnahmen aus der Kirchensteuer zwischen 8,5 und 11,5 Prozent, teilte der Leiter der Finanzabteilung der EKD, Carsten Simmer, am Sonntag mit. 2019 hatten die 20 Landeskirchen einen Rekordwert von 5,9 Milliarden Euro Kirchensteuereinnahmen erzielt.

Heutige Aufgaben und Ausgaben könnten nicht einfach fortgeschrieben werden, sagte das für Finanzen zuständige EKD-Ratsmitglied Andreas Barner. Ohne Gegenmaßnahmen würde der EKD-Haushalt 2030 einen Fehlbetrag in Höhe von rund neun Millionen Euro erreichen.

Der Haushalt der EKD für das Jahr 2021, über den die Synode am Montag abstimmen wird, sieht eine Summe von 243,4 Millionen Euro an ordentlichen Erträgen vor. Das sind rund 11,7 Millionen Euro mehr als im Haushalt 2019.

Auch die unmittelbaren Auswirkungen der Corona-Pandemie waren Thema am ersten Tag der EKD-Synodentagung. Bedford-Strohm sprach von einer „verwundeten Gesellschaft“. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier forderte die Kirchen dazu auf, in der Corona-Krise einen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt zu leisten. Als Christ sei es ihm wichtig, dass über die Zukunft der Kirche nachgedacht wird, sagte er in einer Videobotschaft. „Die Kirche der Zukunft, wie immer sie aussehen mag, soll - wenn es nach dem Bundespräsidenten geht - eine öffentlich wirksame Kirche bleiben.“

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