Erschütterung über Anschläge in Neuseeland

Weltweit trauern die Menschen um die Anschlagsopfer von Christchurch

Berlin (epd). Die Moschee-Angriffe im neuseeländischen Christchurch haben in der deutschen Politik und bei Vertretern von Religionsgemeinschaften tiefe Bestürzung ausgelöst. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verurteilte den „perfiden Angriff auf Betende“, der auch ein Angriff auf die neuseeländische Demokratie und die offene Gesellschaft sei. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach der Generalgouverneurin von Neuseeland, Dame Patricia Lee Reddy, seine Anteilnahme aus: „Deutschland trauert mit Ihnen.“

Bei den Anschlägen auf zwei Moscheen in Christchurch wurden laut einem BBC-Bericht 49 Menschen durch Schüsse getötet und mindestens 20 weitere verletzt. Die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern sprach von einem „terroristischen Angriff“. Unter Verdacht steht unter anderem ein rechtsextremistischer Australier.

Merkel schrieb in einem Kondolenztelegramm an die neuseeländische Premierministerin Ardern, sie habe mit Entsetzen von der schrecklichen Tat gehört. „Mein aufrichtiges Mitgefühl gilt in dieser Stunde den Angehörigen der Opfer“, erklärte die Kanzlerin.

Nach Steinmeiers Worten ist es besonders verachtenswert, dass Menschen Opfer dieser feigen Anschläge wurden, die friedlich ihrem Glauben nachgingen. „Wir wünschen Ihrem Land die Kraft, sich in dieser schweren Stunde seine Offenheit und Zuversicht zu bewahren“, heißt es in der Kondolenz des Bundespräsidenten. Er habe Neuseeland und seine Menschen bei einem Besuch im Jahr 2017 als außergewöhnlich weltoffen und gastfreundlich erlebt. „Umso schwerer ist mein Herz in dieser dunklen Stunde Ihrer Nation.“

Keine Rechtfertigung für Hass und Gewalt

Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) sprach von einem „Angriff auf alle Gläubigen, auf die Humanität als Ganzes und das friedliche Zusammenleben“. Der ÖRK stehe an der Seite aller Muslime, vor allem derjenigen in Neuseeland, betonte Generalsekretär Olav Fykse Tveit.

Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sagte: „Hass und Gewalt gegen Menschen gleich welcher Religion, Herkunft oder Weltanschauung sind durch nichts zu rechtfertigen.“ Dutzende Menschen seien heimtückisch ermordet worden, als sie in Moscheen friedlich zum Gebet versammelt waren. „Die digitale Multiplikation des Horrors beschreibt die zynischen Abgründe des Terrorismus unserer Tage“, sagte Bedford-Strohm angesichts der Verbreitung eines Videos im Internet, das von einem der mutmaßlichen Täter stammen und einen der Angriffe zeigen soll.

Die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) verurteilte den „Angriff auf unsere muslimischen Schwestern und Brüder“. „Unsere Gebete sind mit den Opfern, ihren Familien und Gemeinden, und allen Menschen aus Christchurch in Neuseeland“, erklärte der Generalsekretär des ökumenischen Bündnisses in Brüssel, Heikki Huttunen.

Gebet für Verletzte, Angehörige, Betroffene

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin schrieb in einem Beileidstelegramm, Papst Franziskus sei solidarisch mit den Neuseeländern, insbesondere mit den dortigen Muslimen. Das Kirchenoberhaupt bete nach den „sinnlosen Gewaltakten“ um Heilung der Verletzten, Trost für diejenigen, die ihre Angehörigen verloren hätten, und alle übrigen Betroffenen.

Trauer herrscht auch bei den Islamverbänden in Deutschland. Die Angriffe machten fassungslos und zeigten, „wie weit Islamfeindlichkeit und antimuslimischer Rassismus verbreitet ist und welche radikalen Ausmaße er angenommen hat“, erklärte der Sprecher des Koordinationsrates der Muslime, Erol Pürlü, in Köln. Besonders schockierend sei die Brutalität der Täter. 

Erschütterung und Fassungslosigkeit

„Wir sind erschüttert über das Ausmaß des schlimmsten Terrorangriffes in der Geschichte Neuseelands, den offenbar rechtsradikale Terroristen von langer Hand geplant und mit ideologisch verbrämten Muslimhass, Rassismus und Menschenverachtung ausgeführt haben“, sagte der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, in Berlin.

Das Berliner Büro des American Jewish Committee erklärte auf Twitter: „Wir sind fassungslos angesichts der Nachrichten, die uns aus Neuseeland erreichen.“