Europas Protestanten hoffen auf intensiven Dialog mit dem Vatikan

Geke-Präsident Locher: „Wir wollen Brücken bauen, über die Konfessionsgrenzen hinweg“

Gottfried Locher, Präsident der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa

Gottfried Locher, Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes und der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa.

Genf/Basel (epd). Der Präsident der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa, Gottfried Locher, hofft auf einen intensiven Dialog mit dem Vatikan. Die Unterzeichnung einer Erklärung mit dem „Ökumenebeauftragten“ des Heiligen Stuhls, Kardinal Kurt Koch, in Basel ebne den Weg für einen Austausch über theologische, aber auch gesellschaftlich und politische Fragen, sagte Locher dem Evangelischen Pressedienst.

Geeinter Dialog mit dem Vatikan

Erstmals würden die evangelischen Kirchen Europas geeint den Dialog mit dem Vatikan führen, sagte Locher. Seit dem Beginn der Reformation vor 500 Jahren habe es einen derartigen Dialog nicht gegeben. „Wir wollen Brücken bauen, gerade über die Konfessionsgrenzen hinweg“, betonte der Geke-Präsident.

Die Erklärung der protestantischen Kirchengemeinschaft und des Vatikans war am 16. September während eines Festgottesdienstes im Basler Münster unterzeichnet worden. In der Schweizer Stadt hält die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa bis Dienstag ihre Vollversammlung ab.

Locher, der auch Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes ist, erklärte, der Dialog solle auch zu konkreten gemeinsamen Projekten führen. So könnten die katholische Kirche und die Geke sich gemeinsam für verfolgte Christen in anderen Teilen der Welt einsetzen.

„Kirche der Ort, in dem das Evangelium verkündet wird“

Locher stellte zugleich klar, dass weiter erhebliche Unterschiede zwischen den evangelischen Kirchen und der katholischen Kirche bestünden, etwa bei der Frauenordination und dem Kirchenverständnis. „Wir stimmen aber überein, dass Kirche der Ort ist, in dem das Evangelium verkündet wird“, unterstrich der Schweizer Theologe.

Locher regte an, dass Ökumene-Experten aus den 108 Mitgliedskirchen der Geke den Austausch mit dem Vatikan bestreiten. Auf der anderen Seite werde der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen stehen. Die Geke umfasst lutherische, reformierte, unierte und methodistische Mitgliedskirchen aus über 30 Ländern. Sie vertreten rund 50 Millionen Gläubige.

Jan Dirk Herbermann (epd)