Bischöfin Junkermann wird mit Festgottesdienst verabschiedet

Ilse Junkermann stand zehn Jahre an Spitze der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland

Landesbischöfin Ilse Junkermann

Ein Herzensanliegen für Bischöfin Ilse Junkermann zum 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017 war die Initiative „Offene Kirchen“, bei der es darum ging, die Kirchentüren gerade auch in den ländlichen Regionen verlässlich zu öffnen.

Magdeburg/Erfurt (epd). Zehn Jahre lang stand Ilse Junkermann an der Spitze der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) als erste Landesbischöfin der damals fusionierten Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen. Die aus Baden-Württemberg stammende Theologin hatte dicke Bretter zu bohren: Die unterschiedlichen Kirchen und Regionen mussten zusammenwachsen.

„Viel Beglückendes erfahren“

Der Kirchenzeitung „Glaube+Heimat“ sagte Junkermann: „Es war eine wirklich gute Zeit für mich und meine geistliche Entwicklung, vor allem die vielen Gottesdienste, besonders in kleinen Gemeinden. Ich habe eine Zeit des Erntens erlebt.“ Viele Erfahrungen habe sie einbringen können. „Insgesamt habe ich immer wieder viel Beglückendes erfahren, und diese Stimmung dominiert.“ Ein Herzensanliegen war Junkermann zum 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017 die Initiative „Offene Kirchen“, bei der es darum ging, die Kirchentüren gerade auch in den ländlichen Regionen verlässlich zu öffnen.

Ihre Erfahrungen wird sie von September an in der Forschungsstelle „Kirchliche Praxis in der DDR. Kirche (sein) in Diktatur und Minderheit“ am Institut für Praktische Theologie der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig einbringen. Dabei soll es unter anderem um die Frage gehen, wie Erfahrungen und Konzeptionen der Kirchen in der DDR für gegenwärtige Herausforderungen fruchtbar werden können. Am 6. Juli wird sie in einem Festgottesdienst im Magdeburger Dom von ihren Aufgaben als Landesbischöfin entpflichtet. Bis August 2019 ist Junkermann aber noch im Dienst.

Eine überraschende Anfrage

Ilse Junkermann wurde am 31. Mai 1957 in Dörzbach/Jagst im Nordosten Baden-Württembergs geboren. Nach ihrem Theologiestudium in Tübingen und Göttingen und dem Vikariat in Horb am Neckar übernahm sie Pfarrstellen in Stuttgart. Ab 1994 war sie als Studienleiterin für Pastoraltheologie und Predigtlehre am Pfarrseminar in Stuttgart-Birkach tätig. Seit 1997 leitete Junkermann im Oberkirchenrat in Stuttgart das Personaldezernat, später kam das Ausbildungsdezernat dazu.

Dann kam für sie überraschend die Anfrage, ob sie sich das Amt der Landesbischöfin der neugebildeten mitteldeutschen Kirche vorstellen könnte. Und sie konnte. Am 21. März 2009 wählte die Synode Junkermann für zehn Jahre zur Landesbischöfin. Am 29. August 2009 wurde sie im Magdeburger Dom in ihr Amt eingeführt.

Impulse zur selbstkritischen Auseinandersetzung mit der Geschichte der Kirche

Von 2011 bis 2018 war Junkermann außerdem Stellvertretende Leitende Bischöfin in der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD). Ilse Junkermann ist in zweiter Ehe verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn aus erster Ehe.

In ihrer Amtszeit setzte sie Impulse zur selbstkritischen Auseinandersetzung mit der Geschichte der Kirche, eckte aber auch mit Äußerungen zur Versöhnung zwischen Tätern und Opfern der SED-Diktatur an. Mit den Problemen einer kleiner werdenden Kirche konfrontiert und auf der Suche nach neuen Formen, die Menschen für den christlichen Glauben zu gewinnen, entstanden in den vergangenen Jahren unter anderem die sogenannten Erprobungsräume.

Junkermanns Nachfolger, Friedrich Kramer, setzt auf „fröhliche Zuversicht“, wie er sagt. Mit ihm wird künftig ein Mann aus Ostdeutschland an der Spitze der Landeskirche stehen. Der Einführungsgottesdienst für Friedrich Kramer als neuer Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland findet am 7. September ebenfalls im Magdeburger Dom statt.

Romy Richter (epd)


Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) war zum 1. Januar 2009 aus dem Zusammenschluss der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen mit der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen entstanden. Rund 700.000 evangelische Christen gehören der mitteldeutschen Kirche heute an, 450.000 davon in Thüringen, 240.000 in Sachsen-Anhalt. Hinzu kommen Mitglieder aus Gemeinden in den Randgebieten von Brandenburg und Sachsen. Bischofssitz ist Magdeburg, in Erfurt befindet sich das Landeskirchenamt.