Gebetswoche erinnert an weltweite Armut und Unterdrückung

EKD-Ratsvorsitzender predigt im Münchner Dom

Augsburg (epd). Der katholische Bischof von Speyer, Bischof Karl-Heinz Wiesemann, hat die christlichen Kirchen dazu aufgerufen, die Anstrengungen für die Versöhnung der Konfessionen und die Einheit der Christen zu verstärken. „Unsere Vision der Ökumene - sie muss viel größer sein, als nur das friedliche Mit- und Nebeneinander in getrennten Kirchen zu pflegen,“ sagte Wiesemann beim zentralen Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen in Augsburg.

Der bayerische Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm predigt am 23. Januar im Rahmen der Gebetswoche im Münchner Liebfrauendom. Der ökumenische Gottesdienst beginnt um 19 Uhr und wird geleitet von Kardinal Reinhard Marx, Bischof Bedford-Strohm, dem rumänisch-orthodoxen Bischof Sofian von Kronstadt und dem eritreisch-orthodoxen Priester Vater Petros Beraki.

Eigene Rolle kritisch beleuchten

Die Gebetswoche vom 18. bis 25. Januar findet weltweit statt. In Deutschland wird sie von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) organisiert. Als deren Vorsitzender betonte Wiesemann in der Augsburger Kirche St. Anna: „Damit die Kirchen den Menschen, denen die Veränderungs- und Umwälzungsprozesse Angst machen, Mut und Hoffnung geben können, braucht es die Vision einer weltumspannenden Solidarität.“ Nur so könne man „den großen Krisen der Menschheit wehren, dem Terror, der Korruption und der himmelschreienden Ungerechtigkeit, die immer wieder Millionen von Menschen in Flucht und Elend treiben“.

Wiesemann forderte die Kirchen auch dazu auf, ihre Rolle in einer Welt, in der in vielen Ländern Armut und Unterdrückung herrschten, kritisch zu beleuchten. Sie müssten sich „die Frage zumuten lassen, wo wir durch Unterlassen oder durch unser Mittun dazu beitragen, dass Staaten in wirtschaftlichen Abhängigkeiten gefangen sind, dass unzählige Menschen in Armut leben, Gewalt erleiden oder willkürlicher Justiz ausgeliefert sind“.

Die Befreiung aus Sklaverei und Unterdrückung ist in diesem Jahr das Thema der Gebetswoche. Die Texte dafür hat die Konferenz der Kirchen in der Karibik erarbeitet. Das Motto „Deine rechte Hand, Herr, ist herrlich an Stärke“ (Ex 15,6) erinnert dabei an den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten. Diese Befreiung aus der Knechtschaft gebe Anlass, darüber nachzudenken, „wo noch mehr ökumenisches Engagement der Christen gegen unterschiedliche Formen der Sklaverei und für die Würde des Menschen erwartet wird“, teilte die ACK mit.