Die Sehnsucht nach dem Gemeinsamen

Katholikentag beschäftigt sich mit Frieden und Ökumene

Bühne und Publikum auf dem Katholikentag 2018
Der 101. Deutsche Katholikentag steht unter dem Leitwort „Suche Frieden“. Bis zum 13. Mai werden Zehntausende Teilnehmer zu mehr als 1.000 Veranstaltungen erwartet.

Münster (epd). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat auf dem Katholikentag seine Kritik am Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran bekräftigt. Wenn das Abkommen falle, sei es eine „Tragödie“ für den Iran, für die Region, aber auch für die internationale Diplomatie, betonte der Bundespräsident am 10. Mai in Münster. Auch die Frage, ob protestantische Ehepartner zur Kommunion zugelassen werden sollen, wurde auf dem Katholikentag diskutiert.

Steinmeier warb dafür, sich mit den anderen beteiligten Mächten für einen Fortbestand des Iran-Abkommens einzusetzen. „Die Europäer müssen notwendigerweise mit den verbleibenden Mächten sprechen“, forderte der ehemalige Bundesaußenminister bei einer Veranstaltung zum Thema Friedenssicherung. Das Wiener Abkommen mit dem Iran hatten 2015 neben den USA auch Großbritannien, China, Russland, Frankreich, Deutschland und die EU ausgehandelt.

Bemühen um die Ökumene

Bei der Eröffnungsfeier am 9. Mai hatte Steinmeier die Katholiken und Protestanten zu weiterem Bemühen um die Ökumene aufgefordert: „Lassen Sie uns Wege suchen, den gemeinsamen christlichen Glauben auch durch gemeinsame Teilnahme an Abendmahl und Kommunion zum Ausdruck zu bringen“, sagte der protestantische Bundespräsident bei der Eröffnung des Katholikentages. Zuletzt hatte die Frage, ob protestantische Ehepartner zur Kommunion zugelassen werden sollen, innerhalb der katholischen Kirche für Kontroversen gesorgt.

Die Sehnsucht nach dem Gemeinsamen sei nun auch bei den Kirchenleitenden angekommen, sagte die stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, mit Blick auf Vereinbarungen der evangelischen Landeskirchen mit katholischen Bistümern. „Aber ausgerechnet am Tisch des Herren, da mussten wir uns trennen“, sagte Kurschus am 10. Mai. Der katholische Bischof von Magdeburg, Gerhard Feige, äußerte Verständnis für den Wunsch nach der Öffnung des Abendmahls. „Wir wissen, was vielfach in Deutschland praktiziert wird. Da haben wir keine Illusionen“, sagte er. Für viele Katholiken sei dies aber ein sehr schmerzliches und sensibles Thema.

Der gastgebende Bischof Felix Genn rief die Gläubigen zur Gestaltung der Welt auf. „Christinnen und Christen sind eingespannt in den Aufbau eines Reiches, das nicht mit irdischen Mitteln zu bewältigen ist“, sagte Genn bei der zentralen Eucharistiefeier zu Christi Himmelfahrt. Der Münsteraner Bischof rief die Christen dazu auf, „mit dem Auferstandenen“ für Frieden, Gerechtigkeit und eine lebenswerte Zukunft zu sorgen. Der kolumbianische Präsident und Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos berichtete auf dem Katholikentag von den Bemühungen um den Friedensprozess in seinem Land.

Leitwort „Suche Frieden“

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht in der Bewältigung der Flüchtlingskrise auch Chancen für die Gesellschaft. Die Situation mit so vielen Flüchtlingen sei eine sehr große Herausorderung gewesen, sagte Spahn in Münster. „Wenn wir es richtig machen, ist jedoch auch eine Chance, einiges neu zu starten.“ Als Beispiele nannte der Minister das Gesundheitssystem und Schulen.

Der Präsident des Caritasverbandes, Peter Neher, warnte davor, die Integrationsdebatte von dem geringen Teil an kriminellen Migranten beherrschen zu lassen. Sicherheitsfragen seien wichtig, sie dürften jedoch nicht die Debatte über Integration bestimmen. Damit werde den Menschen, die hierzulande eine Heimat suchten, vorrangig das Gefühl vermittelt, es gehe ausschließlich um Sicherheit. Das hintertreibe die Bemühungen zur Integration.

Der 101. Deutsche Katholikentag steht unter dem Leitwort „Suche Frieden“. Bis zum 13. Mai werden Zehntausende Teilnehmer zu mehr als 1.000 Veranstaltungen erwartet. Das Themenspektrum reicht von Klimaschutz über Flüchtlinge und soziale Gerechtigkeit bis hin zu Spiritualität und Glauben. 11. Mai wird Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei dem Laientreffen erwartet. Katholikentage werden vom ZdK in der Regel alle zwei Jahre an wechselnden Orten veranstaltet.