Kirchenvertreter rufen zu Respekt vor Politikern auf

Reaktion auf Anfeindungen in den sozialen Medien

Der Bevollmächtigter des Rates der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), Prälat Martin Dutzmann
Politiker seien Menschen, die bewusst Verantwortung für die Gesellschaft übernähmen, betonte der Vertreter der evangelischen Kirche beim Bund, Martin Dutzmann.

Berlin (epd). Die Vertreter der beiden großen Kirchen beim Bund haben zu einem respektvolleren Umgang mit Politikern aufgerufen. „Wir erleben zunehmend, dass sich die politische Debatte in die elektronischen Medien verlagert und dort Abgeordnete in aggressivster Weise angefeindet, eingeschüchtert und sogar bedroht werden“, sagte der Vertreter der katholischen Kirche beim Bund, Karl Jüsten, der „Berliner Zeitung“. Dies sei nicht akzeptabel. Politiker seien Menschen, die bewusst Verantwortung für die Gesellschaft übernähmen, betonte der Vertreter der evangelischen Kirche beim Bund, Martin Dutzmann. Dafür könne man „nicht dankbar genug sein“.
 
Wenn sich Politiker im Bundestag heftig bekämpfen und danach „trotzdem einträchtig zu einem Bier zusammensetzen“, sei dies kein Zeichen von Heuchelei, sondern von gegenseitigem Respekt und politischer Kultur, betonte Jüsten. So sei eine „harte Auseinandersetzung um Streitfragen bei gleichzeitig anständigem menschlichem Umgang“ möglich.

Kirchen müssten ihre Argumente aufrichtig, wahrhaftig und möglichst rational darlegen

In der Politik gebe es ein großes Bedürfnis nach moraltheologischen Antworten der Kirchen auf schwierige ethische Fragen, betonten die beiden Theologen. Dies werde besonders bei Themen wie dem ärztlich assistierten Suizid, dem Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen, der Zuwanderung und bei Friedensfragen deutlich. „Ob die Abgeordneten dann hinterher unseren Hinweisen und Ratschlägen folgen, sei dahingestellt“, ergänzte Jüsten.
 
Die Kirchen müssten ihre Argumente dabei aufrichtig, wahrhaftig und möglichst rational darlegen und auch einer nicht-christlichen Betrachtungsweise zugänglich machen, betonten die Theologen. Am Beispiel der jährlichen Rüstungsexportberichte der Kirchen und der Kritik an der deutschen Rüstungsexportpolitik zeige sich, dass dies auch an zunächst unerwarteter Stelle auf Zuspruch stoße. „Ich würde sagen, die höchste inhaltliche Übereinstimmung haben wir dabei mit der Linkspartei, bei der die Kirchenbindung traditionell nicht sehr groß ist“, sagte Jüsten mit Blick auf die Rüstungsdebatte.