Latzel: Kirche muss in Hochwasserregionen nah bei den Menschen sein

„Dort ist Gott für mich anders, mitleidend gegenwärtig: Christus im Schlamm. So kann ich das nur für mich fassen.“

Präses Torsten Latzel mit Einsatzkräften von THW und Feuerwehr

Präses Dr. Thorsten Latzel und Pfarrer Friedemann Bach (rechts) in Bad Neuenahr im Gespräch mit Feuerwehr- und THW-Mitarbeitenden vor einem roten Feuerwehrzelt.

Köln, Düsseldorf (epd). Der rheinische Präses Thorsten Latzel sieht die Kirchen in den Regionen der Flutkatastrophe langfristig gefordert. „Jetzt ist eine Kirche gefragt, die nahe bei den Menschen ist und eben nicht nur einen Besuch abstattet“, sagte Latzel im katholischen Podcast „Himmelklar“. Es müsse „wirklich alles versucht“ werden, dass „wir Menschen konkret vor Ort helfen, sie trösten, stärken und dicht an ihrer Seite stehen“, erklärte der leitende Theologe, der in den Katastrophengebieten Notfallseelsorger begleitet und Gottesdienste gehalten hat.

Der leitende Theologe der rheinischen Kirche kritisierte theologisch-religiöse Spekulationen im Internet über die Flut als „Gericht Gottes“. Über solche theologischen Deutungen sei er „manchmal ein bisschen entsetzt“. Das seien „reine Schreibtischspekulationen“, sagte Latzel. „Wenn ich den Leuten vor Ort in die Augen schaue, kann ich so nicht von Gott sprechen“, erklärte der rheinische Präses. „Dort ist Gott für mich anders, mitleidend gegenwärtig: Christus im Schlamm. So kann ich das nur für mich fassen.“

Ihm sei es persönlich sehr wichtig gewesen, gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen den Menschen in den Regionen der Flutkatastrophe zuzuhören, sie zu stärken und zu trösten. „Ich habe Theologie studiert, promoviert, aber diese Erfahrungen verändern aktuell mein eigenes theologisches Denken nachhaltig, wenn man sich wirklich in die Begegnung mit Menschen gibt und sie nach ihren Geschichten fragt“, sagte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Das gelte im Positiven, wie bei seiner Fahrradtour der Hoffnung wenige Wochen zuvor durch diese Gebiete, sowie auch im Kritischen, wie bei der Überschwemmung,