Im Dienst der Bundeswehr hohe Ansprüche

Militärbischof Rink will mehr Familienfreundlichkeit und Biografieorientierung in der Truppe

Monsignore Reinhold Bartmann, Leiter des Katholischen Militärbischofsamtes, Militärbischof Sigurd Rink, Wehrbeauftragter Hans-Peter Bartels

Von links: Monsignore Reinhold Bartmann, Leiter des Katholischen Militärbischofsamtes, Militärbischof Sigurd Rink und Wehrbeauftragter Hans-Peter Bartels.

Die Vereinbarkeit des Dienstes mit dem Privatleben der Soldatinnen und Soldaten stellt der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Dr. Hans-Peter Bartels, schon seit einigen Jahren in den Fokus seiner vom Parlament beauftragten Arbeit. Die Militärseelsorgen der evangelischen und der katholischen Kirche haben sich dabei erneut als Mitveranstalter einer Fachtagung „Die Vereinbarkeit des Dienstes in der Bundeswehr mit dem Familien- und Privatleben“ im Deutschen Bundestag beteiligt.

Militärbischof Dr. Sigurd Rink sagte, kaum einem Thema begegneten die Militärgeistlichen in ihrer Seelsorgearbeit so häufig, wie den Vereinbarkeiten in einer Armee, die mit Pendeln zum Wohnort, Dienstortwechsel, Auslandseinsätzen hohe Ansprüche an das Familien- und Privatleben stelle. Oft bis zu einer Zerreißprobe belastet sehe er deshalb die sozialen Bindungen, die im Leben Halt geben. „Die Situation der Soldatinnen und Soldaten liegt uns am Herzen“ sagte er vor einem 150-köpfigen Fachpublikum aus Bundeswehr, Kirchen und Wissenschaft.

Schon Martin Luther habe gewusst, dass die Berufstätigkeit eine hohe Bedeutung für die Gesellschaft besitze, weil das Individuum sich damit zum Wohl aller einbringen könne. Es bestehe aber gleichzeitig die Gefahr,  dass der Beruf das ganze Leben in Beschlag nehme und es zu einem Ungleichgewicht der Lebensbereiche komme. Hingegen wünschten sich heute das Gros der Eltern mehr Zeit für die Familie, die partnerschaftliche Aufteilung von familiären Aufgaben oder die Möglichkeit alt gewordene Eltern zu pflegen. Damit die Vereinbarkeit gelingt, appellierte Rink, der EKD-Bischof für die Seelsorge in der Bundeswehr, an eine bessere Biografieorientierung und familienfreundliche Verwendungsplanung in den Streitkräften. „Es ist eine Ethik im Ernstfall“, schloss er sein Statement. 

Eine sich anschließende Arbeitstagung brachte Themen wie „Moralische Verletzungen – Auswirkungen auf das Familienleben von Soldatinnen und Soldaten“ zur Darstellung. Weiterhin beschäftigten sich die Teilnehmenden mit der Biografieorientierung in der Bundeswehr, mit familienfreundlicher Verwendungsplanung und mit den finanziellen Auswirkungen durch neue Familienmodelle: So gab es den Vorschlag – wie in Frankreich üblich – Lebenszeitarbeitskonten einzurichten und zudem die Gleichstellung der Soldaten und Soldatinnen generell zu verbessern. „Die Bundeswehr ist eine Dienstgemeinschaft, ihr geht es auch um das Individuum“, sagte Militärgeneraldekan Matthias Heimer, der Leiter des Evangelischen Kirchenamtes für die Bundeswehr in einem abschließenden Votum.

Roger Töpelmann