Rettungsflieger „Moonbird“ muss am Boden bleiben

Präses Manfred Rekowski kritisiert politisches Vorgehen gegen Menschenrechtsorganisationen im Mittelmeer scharf

Berlin/Frankfurt a.M. (epd). Die zivile Seenotrettung im Mittelmeer beklagt eine immer lähmendere politische Kampagne gegen ihren Einsatz. Nach der Blockade mehrerer Schiffe sei nun auch das Aufklärungsflugzeug „Moonbird“ auf Malta festgesetzt worden, erklärte die Seenotrettungsorganisation Sea-Watch in Berlin. Das auf Malta stationierte Flugzeug wird von Sea-Watch und der Schweizer Humanitären Piloteninitiative (HPI) betrieben und von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) unterstützt.

Die maltesischen Behörden hätten ab sofort alle weiteren Flüge in das Suchgebiet vor der libyschen Küste untersagt, teilte Sea-Watch mit. Dabei sei das Flugzeug im vergangenen Jahr an der Rettung von 20.000 Menschen beteiligt gewesen. „Mehr als 1.000 Menschen wären fast sicher gestorben, hätte die 'Moonbird'-Crew die sinkenden Boote nicht in letzter Sekunde gefunden“, betonte die Organisation.

Die „Moonbird“ habe über ein Jahr lang fast täglich von Malta aus Einsätze geflogen, „stets in bester Zusammenarbeit mit den maltesischen Behörden und der italienischen Küstenwache“. Das einmotorige Flugzeug vom Typ Cirrus SR22 erfülle alle gesetzlichen Voraussetzungen. „Den politisch Verantwortlichen sollte klar sein, was dieses Flugverbot bedeutet: Die Menschen auf den Booten werden nicht gerettet, sondern ertrinken ungesehen“, sagte Pilot und HPI-Gründer Fabio Zgraggen. „Seitdem die zivilen Rettungskräfte nicht mehr helfen dürfen, erleben wir einen massiven Anstieg der Opferzahlen.“

„Es soll keine Augenzeugen geben“

„Moonbird“-Einsatzleiter Ruben Neugebauer sprach von politischem Kalkül: „Ganz offensichtlich soll es keine unabhängigen Augenzeugen geben, die das Sterben und die Menschenrechtsverstöße auf dem Mittelmeer dokumentieren.“ Die europäische Öffentlichkeit solle nicht erfahren, „wie barbarisch die Abschottungspolitik an den Außengrenzen“ durchgesetzt werde. „Es soll keine Beweise geben, wie Menschen ertrinken oder wie die sogenannte libysche Küstenwache agiert.“

Auch der Vorsitzende der Kammer für Migration und Integration der EKD, Präses Manfred Rekowski, betonte, es brauche die Beobachtung aus der Luft: „Damit das Sterben auf dem Mittelmeer nicht aus dem Blick gerät, damit Rettung geschehen kann und auch, damit wir uns unabhängig informieren können, was zwischen Libyen und Italien auf dem Wasser geschieht.“ Ein politisches Vorgehen gegen Menschenrechtsorganisationen, willkürliche Verbote oder Beschlagnahmungen seien aus anderen Teilen der Welt bekannt, erklärte der Leitende Geistliche der Evangelischen Kirche im Rheinland der Mitteilung zufolge. „Mitten in Europa, im Rechtsraum der Europäischen Union ist das ein Skandal.“ Vom 16. bis 18. Juli will Rekowski selbst nach Malta reisen, um sich ein Bild von der Lage dort zu machen.