Niemöller-Haus öffnet mit neuem Konzept

Ehemaliges Pfarrhaus in Berlin-Dahlem soll Lern- und Erinnerungsort werden

Berlin (epd). Das ehemalige Pfarrhaus Martin Niemöllers soll nach den Plänen der evangelischen Kirchengemeinde Berlin-Dahlem ein Lern- und Erinnerungsort werden. „Niemöller hat seinerzeit deutlich Nein gesagt und Widerstand geleistet. Er ist auch heute noch eine wichtige Person für alle Christen“, sagte Superintendent Johannes Krug in den neu gestalteten Räumen des Pfarrhauses, in denen die Dauerausstellung zur Geschichte der Bekennenden Kirche neu eröffnet wird. Das Gebäude an der Pacelliallee in Berlin-Dahlem, in dem der Pfarrer Martin Niemöller von 1931 bis zu seiner Verhaftung 1937 gewohnt und gearbeitet hat, wurde zwei Jahre lang denkmalgerecht saniert. Zur Eröffnungsfeier am 21. Juni werden unter anderem der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, sowie der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler erwartet. Am 24. Juni findet im Martin-Niemöller-Haus ein Tag der offenen Tür mit einem Festgottesdienst, einem Haus- und Gartenfest sowie Familienprogramm statt.

Nach den Sommerferien sollen in dem Haus Führungen, Vorträge und Seminare stattfinden, kündigte die Gemeinde an. Schulklassen, Konfirmanden, Familien und Touristen sollen sich zum Leben Niemöllers zurzeit des Nationalsozialismus, zur Rolle der Dahlemer Gemeinde und zur Flucht und Deportation der Juden informieren können. „Dabei geht es nicht nur um ein Erinnern, sondern auch um die Frage: Wo ist widerständiges Handeln heute gefragt? Kirche sollte sich auch gesellschaftspolitisch einmischen dürfen“, betonte Katja von Damaros, Vorsitzende des Gemeindekirchenrats.

Bildungsangebote geplant

Zudem zeigt das Martin-Niemöller-Haus eine neue Ausstellung zur Geschichte der Bekennenden Kirche in Berlin-Dahlem. Diese wird auf 14 Tafeln in Porträts, historischen Texten und Erklärstücken dargestellt. „Wir haben die Tafeln bewusst niedrigschwellig gestaltet, damit sich auch Menschen ohne thematische Vorkenntnisse zurechtfinden“, sagte Kuratorin Martina Voigt.

In den nächsten Wochen wird der Leiter des Martin-Niemöller-Hauses, Arno Helwig, als einziger hauptamtlicher Mitarbeiter sein Büro im Pfarrhaus beziehen. Der Geschichtsdidaktiker will hier Bildungsarbeit leisten. Neben dem Pfarrhaus sollen aber auch die St. Annen-Kirche und das Gemeindehaus genutzt werden. „Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung werden relevante Themen sein“, sagte Helwig. Er arbeitet an dem neuen Lernort gemeinsam mit Ehrenamtlichen der Gemeinde Dahlem, des Kirchenkreises Teltow-Zehlendorf und dem Verein Friedenszentrum Martin-Niemöller-Haus.

Die Umgestaltung des Martin-Niemöller-Hauses hat den Angaben zufolge insgesamt 1,6 Millionen Euro gekostet und wurde zu 80 Prozent durch Fremdmittel finanziert. Die Planungen hatten 2011 und die Bauarbeiten 2016 begonnen. Das Gebäude war 1911 von Heinrich Straumer erbaut worden und hat eine Nutzfläche von 644 Quadratmeter. Zur denkmalgerechten Restaurierung des Hauses zählten unter anderem auch die Wiederherstellung originaler Bauelemente wie Gauben und Kaminaufsätze.