Religionsvertreter wollen heilige Orte gemeinsam besser schützen

Vereinbarung auf der Versammlung „Religions for Peace“ in Lindau

Blick auf Bethlehem

Blick auf Bethlehem mit (v.re.) Minarett der Omar Moschee, Kirchturm und Gebäude des griechisch-orthodoxen Klosters bei der Geburtsbasilika, Giebel der Geburtsbasilika, Kirchturm der Katherinenkirche des Franziskanerklosters der Geburtsbasilik​a und Kirchturm der griechisch-katholischen Kirche.

Lindau (epd). Religionsvertreter aus aller Welt wollen künftig verstärkt zusammenarbeiten, um den Schutz von Moscheen, Kirchen, Synagogen und Tempel vor Anschlägen zu verbessern. „Zukünftig werden wir einen Angriff auf eine religiöse Stätte als einen Angriff auf alle religiösen Stätten wahrnehmen“, sagte der Generalsekretär der Organisation „Religions for Peace“, William Vendley, am 21. August in Lindau.

Zudem solle eine Gemeinde nicht nur die eigene Stätte schützen, sondern auch die heiligen Orte anderer religiöser Gruppen, erklärte er bei der 10. Vollversammlung von „Religions for Peace“.

„Religionen spielen beim Schutz eine große Rolle“

Ein konkreter Plan liege noch nicht vor, aber die Organisation führe Gespräche mit Regierungen und den Vereinten Nationen, führte Vendley aus. „Religionen spielen bei dem Schutz eine große Rolle, aber es kann nur gemeinsam mit Regierungen, Städten und der Gesellschaft gelingen“, betonte der Generalsekretär.

Zu dem Treffen in Lindau sind mehr als 900 religiöse Spitzenvertreter aus aller Welt an den Bodensee gereist. Noch bis zum 23. August beraten sie über Lösungen zu aktuellen Konflikten. Die Weltversammlung tritt etwa alle fünf Jahre zusammen und findet erstmals in Deutschland statt. Vertreter von „Religions for Peace“ waren unter anderem bei den Konflikten in Bosnien-Herzegowina und in Ruanda als Vermittler tätig.

„Religions for Peace“

Bei der Weltversammlung der Organisation „Religions for Peace“ (Religionen für den Frieden) beraten fast tausend Religionsvertreter über Möglichkeiten zur Lösung aktueller Konflikte. Solche Treffen der interreligiösen Organisation gibt es etwa alle fünf Jahre. Die am 20. August eröffnete Versammlung in Lindau ist das zehnte Treffen, das erste in Deutschland. Inhaltlich begleitet und finanziell unterstützt wird die Konferenz vom Auswärtigen Amt, das sich dafür ausspricht, Spitzenvertreter der Religionen verstärkt in Friedensvermittlungen einzubinden.

 

Seit 1973 von den Vereinten Nationen als Nichtregierungsorganisation registriert, vermittelte das Bündnis schon in zahlreichen Konflikten: unter anderem in Bosnien-Herzegowina, in Ruanda, im Kongo, im Irak und in Syrien. Auch nach Naturkatastrophen setzte sich die interreligiöse Allianz beispielsweise in Haiti, Nepal und Japan für die betroffenen Menschen ein. „Religions for Peace“ wurde 1961 als Reaktion auf den Zweiten Weltkrieg und die atomare Bedrohung im Kalten Krieg gegründet. Erklärtes Ziel ist es, durch ein Netzwerk internationaler Religionsvertreter Friedensarbeit in verschiedenen Krisen und Konflikten weltweit voranzutreiben. Heute gehören der Organisation Gruppen aus mehr als 100 Ländern an, die miteinander im Dialog sind.