Superintendent warnt vor Schlussstrich bei Erinnerung an NS-Verbrechen

Der lippische Landessuperintendent Dietmar Arends predigt bei Gedenkgottesdienst in Warschau

Warschau/Detmold (epd). Der lippische Landessuperintendent Dietmar Arends hat in der polnischen Hauptstadt Warschau die Notwendigkeit der Erinnerung an die NS-Verbrechen hervorgehoben. In Deutschland werde immer wieder die Forderung laut, es müsse doch einmal Schluss sein mit dem Erinnern, sagte der evangelische Theologe in einem Gottesdienst in Warschau zum 75. Jahrestag des Beginns des Aufstands im Warschauer Ghetto am 19. April 1943. „Nein, es darf nicht Schluss sein mit dem Erinnern“, betonte der oberste Repräsentant der Lippischen Landeskirche laut Redetext. „Nur wenn wir uns erinnern, können wir davor bewahrt werden, dass Ähnliches wieder geschieht.“

Arends äußerte sich besorgt darüber, „dass Antisemitismus in Deutschland und an anderen Orten wieder um sich greift“. Als Nachfahren der Menschen, die an vielen Orten in Europa unsagbare Verbrechen begangen hätten, müssten Deutsche aus der Verantwortung der Erinnerung heraus solchen Tendenzen entschieden entgegentreten.

Arends war gemeinsam mit Vertretern der Lippischen Landeskirche, der Stadt Detmold, Schülern von Detmolder und Lemgoer Gymnasien sowie Mitgliedern der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit nach Warschau gereist. Ein Grund für die Gedenkfahrt war, dass der SS-Befehlshaber Jürgen Stroop, der für die Niederschlagung des Aufstands im Warschauer Ghetto mit Tausenden Toten verantwortlich war, aus Detmold stammte. Stroop wurde nach Ende des Zweiten Weltkriegs von einem polnischen Gericht zum Tode verurteilt und hingerichtet.