EKD-Synode bringt Reformpapier und Sparprogramm auf den Weg

©Foto:

Ihre Cookie-Einstellungen verbieten das Laden dieses Videos

Hannover (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) plant Einsparungen in Millionenhöhe bei vielen ihrer Arbeitsfelder und Einrichtungen. Die Synode der EKD beschloss am Montag einen Sparkurs: 17 Millionen Euro sollen 2030 weniger ausgegeben werden als im vergangenen Jahr. Die Präses der Synode, Irmgard Schwaetzer, verwies auf den anhaltenden Mitgliederverlust und prognostizierte Mindereinnahmen. Angesichts der Corona-Pandemie verschärfe sich die Lage, sagte sie. „Wir wählen nicht den Weg, schmerzlichen Entscheidungen auszuweichen“, betonte die frühere FDP-Politikerin.

Dem Beschluss ging ein mehrjähriger Diskussionsprozess voraus - ausgehend von der bei Wirtschaftswissenschaftlern beauftragten Freiburger Studie, die der evangelischen Kirche eine Halbierung ihrer Mitgliederzahl bis 2060 voraussagt. In ähnlichem Maße ginge dann auch das Kirchensteueraufkommen zurück. Die Corona-Pandemie erhöht aktuell den Spardruck.

 

Würden die derzeitigen Aufgaben unverändert fortgeführt, liefe die EKD auf ein Defizit von neun Millionen Euro in zehn Jahren zu, hatte das für Finanzen zuständige EKD-Ratsmitglied Andreas Barner bei der digitalen Synodentagung erklärt. Synodenpräses Irmgard Schwaetzer sagte: "Wir wählen nicht den Weg, schmerzlichen Entscheidungen auszuweichen."

 

Reformpapier mit zwölf Leitsätzen

Verzahnt waren die Finanzberatungen mit Überlegungen darüber, wo die evangelische Kirche künftig Prioritäten setzen will. Die Synode stimmte einem zuvor erarbeiteten Reformpapier mit zwölf Leitsätzen zu. Es enthält unter anderem Ideen dazu, wie die Kirche zukünftig besser mit Menschen in Kontakt kommt. Der kirchlichen Bildungsarbeit mit Kindern, Konfirmanden, Jugendlichen und Familien komme eine besondere Bedeutung zu, heißt es in dem Papier.

Außerdem will sich die Kirche auch für jene öffnen, die nicht Kirchenmitglied oder getauft sind. Strukturell will die evangelische Kirche in Zukunft weniger einer "staatsanalogen Behörde" ähneln, sondern mehr einem "innovationsorientierten Unternehmen", heißt es in dem Papier. Außerdem sollen die 20 Landeskirchen und die EKD in Zukunft effizienter zusammenarbeiten. Die Vermeidung von Doppelstrukturen folgt dabei auch finanziellen Überlegungen.

 

Meyns wird neuer Sprecher des Beauftragtenrats

Zudem beriet das Kirchenparlament über die Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt. Der Braunschweiger Landesbischof Christoph Meyns wird künftig Sprecher des Beauftragtenrats zum Schutz vor sexualisierter Gewalt im Bereich der EKD sein. Er übernimmt das Amt turnusgemäß nach zwei Jahren von der Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs. Der fünfköpfige Rat tritt öffentlich für das Thema sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche ein.

Weiter mit Antisemitismus auseinandersetzen

Am Jahrestag der NS-Pogromnacht am Montag forderte Synodenpräses Irmgard Schwaetzer zudem die Protestanten auf, weiter auf dem Weg des christlich-jüdischen Dialogs zu bleiben. Die evangelische Kirche sei längst nicht am Ende mit dem Nachdenken darüber, „inwieweit eine sehr lange tradierte Lesart des Neuen Testamentes den ein oder anderen zu einem christlichen Antijudaismus verführt hat“, sagte sie.

Die Synode tagte in diesem Jahr ausschließlich digital und verkürzt. Dem Kirchenparlament, das über den EKD-Haushalt und Kirchengesetze entscheidet, gehören 120 Synodale an. Schwaetzer zog eine positive Bilanz der digitalen Tagung. Auch in dieser Form könne das Gremium gut zusammenarbeiten und lebendig diskutieren, sagte sie.

Tagungsdauer soll zukünftig verkürzt werden

Auch unabhängig von der Corona-Pandemie überlegt die evangelische Kirche ihre Jahrestagungen künftig kürzer abzuhalten. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) und die Union Evangelischer Kirchen (UEK) gaben vor Abschluss ihrer digitalen Beratungen am Montag die Empfehlung ab, die bislang einwöchigen Sitzungen um knapp zwei Tage zu reduzieren. Selbst umsetzen werden die Kirchenparlamente dies nicht mehr, weil sie sich im nächsten Jahr neu konstituieren. Deswegen ist ihr Beschluss nur eine Empfehlung an die künftigen Parlamentarier.

Hintergrund sei zum einen der Zeitaufwand für die ehrenamtlichen Mitglieder in den Spitzengremien im deutschen Protestantismus, heißt es im Beschlusspapier. "Zum anderen wurden auch Potenziale für eine inhaltliche Straffung und für Umstrukturierungen identifiziert", heißt es darin weiter.

Keyvisual 'Kirche ist Zukunft'

7. Tagung der 12. Synode der EKD

Die diesjährige Tagung der EKD-Synode findet in digitaler Form statt. Im Mittelpunkt stehen die Zukunftsprozesse der EKD.