„Tröstet die Untröstlichen“

Bei der 63. Gesamtkonferenz Evangelischer Militärgeistlicher hat der Evangelische Militärbischof Dr. Sigurd Rink die hohe Belastung der Soldaten der Bundeswehr in den Auslandseinsätzen hervorgehoben. Oft stellten sich Einsatzfolgen erst nach Jahren ein und das Gewissen werde gequält.  Die dabei entstehende seelische Last müsse ernst genommen werden. „Tröstet die Untröstlichen – das ist auch die Aufgabe der Militärseelsorge“, sagte Rink in seiner Predigt bei einem Festgottesdienst in der Wittenberger Schlosskirche.

Zur Erfahrung der Soldatinnen und Soldaten in den Auslandseinsätzen gehöre, sich dunklen Mächten entgegenstellen zu müssen. Der Taliban und der IS, Waffenschieber und Menschenhändler seien ‚verdammt‘ stark. „Nehmt die Strukturen des Bösen wahr und ernst“, appellierte der Bischof an die aktuell 106 Militärgeistlichen und die Vertreter aus der Bundeswehr und Politik. Zur kirchlichen Botschaft von Ostern gehöre es aber zugleich, Feindbilder in Frage zu stellen und glaubend auf die Macht der Auferstehung, die ins Leben dränge, sich zu verlassen.

„Wir. Sind. Gefragt. Potentiale der Militärseelsorge“

An der Zusammenkunft der Seelsorger und Seelsorgerinnen in der Bundeswehr unter dem Motto „Wir. Sind. Gefragt. Potentiale der Militärseelsorge“ hatten zuvor auch das EKD-Ratsmitglied Bischöfin Kirsten Fehrs und EKD-Vizepräsident Thies Gundlach sowie der Konteradmiral der Deutschen Marine und Vizepräsident des Bundesamts für das Personalmanagement der Bundeswehr in Köln, Martin Krebs, teilgenommen. Sie gehören dem Hauptausschuss des Beirats Evangelische Seelsorge in der Bundeswehr an. Die künftige Ausrichtung des kirchlichen Arbeitsfeldes stand dabei unter der Frage „Quo vadis Bundeswehr?“ Auf Initiative von Militärbischof Rink sollen Teile der Leitungsstruktur der Militärseelsorge überprüft werden, um den Militärgeistlichen Verlässlichkeit und eine möglichst klare Berufsperspektive zu bieten.

Dem Gottesdienst in der durch Martin Luther berühmten Schlosskirche folgte ein Empfang im Lutherhaus Wittenberg, bei dem der Leiter des Evangelischen Kirchenamtes für die Bundeswehr, Militärgeneraldekan Matthias Heimer, Vertreter europäischer Militärseelsorgen aus Österreich, Polen und Slowenien, der katholischen Militärseelsorge sowie zahlreiche Bundeswehrangehörige begrüßen konnte. Grußworte sprachen die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Dr. Irmgard Schwaetzer, Ministerialdirigent Wolfgang Müller für den Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages, der Bundestagsabgeordnete Pascal Kober, Generalarzt Dr. Bernhard Groß (Bundesministerium der Verteidigung), der Leitende katholische Militärdekan Stephan van Dongen sowie der Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts, Joachim Liebig und Torsten Zugehör, der Oberbürgermeister der Lutherstadt Wittenberg.

Roger Töpelmann