Weihnachten
An Weihnachten wird die Geburt Jesu gefeiert (Gott wurde Mensch). Es ist nach Ostern das höchste Fest der Christen. Nach Berechnungen frühchristlicher Kalendarien fiel das Geburtsfest Christi zunächst auf einen Frühjahrstermin, wie etwa den 28. März oder 2. April. Die Geburt Jesu in Judäa im Freien schien zu einem winterlichen Termin unwahrscheinlich. Im Jahr 354 legte Papst Liberius das Weihnachtsfest auf den 25. Dezember.
Nach Berechnungen frühchristlicher Kalendarien fiel das Geburtsfest Christi zunächst auf einen Frühjahrstermin, wie etwa den 28. März oder 2. April.
Die Geburt Jesu in Judäa im Freien schien zu einem winterlichen Termin unwahrscheinlich. Im Jahr 354 legte Papst Liberius das Weihnachtsfest auf den 25. Dezember. Von Rom aus nahm die Verbreitung des Weihnachtsfestes dann ihren Lauf und wurde im deutschen Sprachraum schließlich 813 durch eine Mainzer Synode zum allgemeinen Feiertag erklärt.
Ab dem 16. Jahrhundert verliert das Weihnachtsfest seinen rein öffentlichen, außerhäuslichen Charakter und hält mit Christbaum, Krippe und Bescherung Einzug in die Privathäuser. Für viele Menschen gehört der Besuch eines Weihnachtsgottesdienstes zum Fest hinzu.
Autorin: Marta Augustynek
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Christbaumschmuck
Die aus dem 17. Jahrhundert stammende Bezeichnung Zucker- oder Essbaum zeigt, dass Nüsse, Backwerk und Zuckerzeug die ersten Schmuckformen waren. Später wurden sie durch Selbstgebasteltes abgelöst. Dabei schmückten Materialien wie Wachs, Papier, Zinn und Holz die Weihnachtsbäume, bis mit der Biedermeierzeit Christbaumschmuck aus Glas nach und nach den Baumbehang revolutionierte. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind Modetrends unterworfen und heute nahezu grenzenlos.
Nüsse, Backwerk und Zuckerzeug stellten im 17. Jahrhundert den ersten Schmuck dar, der spätestens am Dreikönigstag (6.Januar) von den Kindern geplündert wurde. Aus diesem Grunde nannte man die Weihnachtsbäume damals auch Zucker- und/oder Essbäume. Um 1850 wurde der essbare Baumbehang zusehends durch Selbstgebasteltes verdrängt. Figürliche Darstellungen aus Wachs sowie Sterne, Ketten und Rosetten aus Papier schmückten nun den Tannenbaum. Im 19. Jahrhundert war der filigrane, aus Zinn gegossene Christbaumschmuck weit verbreitet. Holz dagegen kam erst Anfang des 1900 auf - als Schmuckmaterial im Zusammenhang mit den Berchtesgadener Holzspielsachen.
Ausdruck des Zeitgeistes
Dabei war der Weihnachtsschmuck immer Ausdruck des Zeitgeistes: Während im deutsch-französischen Krieg noch Kanonen, Kriegsschiffe und U-Boote den Tannenbaum zierten, begeisterte man sich Ende des 19. Jahrhunderts für technische Innovationen wie Lokomotiven, Zeppeline und Dampfer als dekorativen Weihnachtsschmuck. Im Dritten Reich dagegen schmückten die Abzeichen des Winterhilfswerks den Christbaum.
Glasschmuck, dessen Anfänge bis in die Biedermeierzeit zurückreichen, ist wohl bis heute eine der bekanntesten und beliebtesten Schmuckformen. Die Massenproduktion der Glaskugeln erfolgte ab Mitte des 19. Jahrhunderts im thüringischen Lauscha, wo heute über 4000 Artikel in 100 Farbtönen von ihrer Popularität zeugen.
Auch die Christbaumbeleuchtung als dekoratives Muss ist heutzutage kaum noch wegzudenken, obwohl anfänglich Baum und brennende Lichter getrennt voneinander aufgestellt wurden. Erst ab etwa 1780 verwendete man mit Rüböl gefüllte Nussschalen oder wachsgetränkte Wollfäden, bis es Anfang des 19. Jahrhunderts die Erfindung tierischer und pflanzlicher Wachsersatzstoffe den breiten Bevölkerungsschichten ermöglichte, ihren Baum mit Lichtern und Kerzen zu schmücken. Elektrische Baumbeleuchtung fand ab 1920 schließlich ihre Verbreitung und unterliegt bis heute, wie der Weihnachtsschmuck allgemein, einem ständigen Wandel durch Innovationen und modische Einflüsse.
Autorin: Marta Augustynek
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Christkind
Das Christkind wurde Anfang des 16. Jahrhunderts in evangelischen Gegenden als Ersatz für den katholischen Gabenbringer Nikolaus geschaffen. Es überprüfte in der Adventszeit spielerisch die Religionskenntnisse der Kinder. Dargestellt wurde es meist von einem etwa 15jährigen Mädchen. Im Laufe der Zeit verlagerte sich der Schenkebrauch auf Weihnachten. Das Christkind rückte damit in die Nähe des Jesuskindes.
"Christkind" ist heute eine vor allem in katholischen Regionen verbreitete Bezeichnung für die Person des weihnachtlichen Gabenbringers. Über diesen Aspekt hinaus herrscht allerdings leichte Ratlosigkeit: Bildliche Darstellungen des Christkinds sind uneinheitlich, lassen zumindest keine gesicherten Aussagen über dieses mysteriöse Wesen zu.
Das Christkind wird als inszenierte Kunstfigur im Rahmen der Reformation bekannt und soll angeblich von Martin Luther selbst - in Ablehnung katholischer Heiligenvorstellungen - als Gegendarstellung zum Nikolaus erfunden worden sein. In seiner ursprünglichen Funktion ist es damit parallel zur reformatorischen Kunstfigur des Weihnachtsmannes zu betrachten, der ebenfalls den Schenkbrauch auf das Weihnachtsfest übertragen und damit die Verehrung des Heiligen Nikolaus eindämmen sollte.
Im Gegensatz zum Weihnachtsmann ist die Gestalt und Symbolik des Christkinds jedoch verschwommen: Es handelt sich hierbei um eine Person zwischen Kindheit und Pubertät, dessen Genese zwar auf beginnende Weiblichkeit hinweist, diese aber noch nicht eindeutig belegt. Die verbreitete Darstellung als 10-15jähriges Mädchen mit goldenen Locken und in weißem Gewand symbolisiert einerseits Unschuld und Reinheit, dient aber andererseits als pädagogisches Instrument der Kindererziehung. So prüfte das Christkind z. B. in spielerischem Umgang die Religionskenntnisse der Kinder ab. Inszenierte Auftritte dieser Art sind aber heute ausgesprochen selten. Die symbolische Widersprüchlichkeit macht das Christkind zu einer schwer darstellbaren Figur, die sich im 20. Jahrhundert immer weniger gegen den medienwirksamen Weihnachtsmann durchzusetzen vermag. Gelegentliche Vermischungen von Christkind und Jesuskind als Krippenfigur verkomplizieren das Motiv zusätzlich. Wie sich das Christkind im Einzelnen aus seinen ursprünglich evangelischen Verbreitungsgebieten in den katholischen Raum übertragen hat, bleibt spekulativ. Sicher ist, dass es in evangelischen Regionen inzwischen fast ausnahmslos durch den Weihnachtsmann abgelöst wurde.
Autor: Lars Winterberg
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Christmette
Christmette ist eine eher katholische Bezeichnung für den mitternächtlichen Gottesdienst in der Weihnachtsnacht. Im Erzgebirge und in mittel- und süddeutschen Gemeinden ist allerdings bis heute ein Gottesdienst im Morgengrauen des Weihnachtstages die wichtigste Feier. Die Christmette erinnert damit an ihren wörtlichen Ursprung im lateinischen "matutinus", das "morgendlich" bedeutet. Nächtliche Gottesdienste verdeutlichen in besonders intensiver Weise die symbolische Rede von Christus als dem "Licht der Welt". Wachsamkeit in der Nacht gilt zudem als Tugend der Christen.
In vielen Gemeinden wird der mitternächtliche Gottesdienst in der Weihnachtsnacht auch als Christmette bezeichnet. Mitunter wird die Christmette nicht deutlich von der Christnacht unterschieden, die ebenfalls am späten Heiligen Abend gefeiert wird. Christmette ist eher im katholischen Raum gebräuchlich, während Christnacht eine eher evangelische Bezeichnung ist. Zur Zeit der Reformation verlegte man, um unordentliches Treiben zu vermeiden, die Christmette ins Morgengrauen des ersten Weihnachtstages. Ursprünglich ging sie einem Mitternachtsgottesdienst voraus. Das Wort Mette kommt vom lateinischen "matutinus", das sich mit "morgendlich" übersetzen lässt. Im Erzgebirge und in mittel- und süddeutschen Gemeinden ist noch heute ein Gottesdienst am frühen Weihnachtsmorgen Zentrum dieser festlichen Zeit. Im Mittelpunkt der meisten Gemeinden steht allerdings die Christvesper am Heiligen Abend oder der Festgottesdienst am Vormittag des ersten Weihnachtstages. Auch der Brauch der nächtlichen Christnacht findet in evangelischen Gemeinden immer größere Verbreitung. Die Feier von nächtlichen Gottesdiensten symbolisiert in besonderer Weise, dass Gott sich im Kind der Krippe als das Licht in der Dunkelheit der Welt zeigt. Die Hirten der Weihnachtserzählung (Lukas 2) wachten des Nachts über ihre Herde. Das Symbol der Nachtwache erinnert an die Wachsamkeit als eine Tugend der Christen.
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Christvesper
Das Weihnachtsfest beginnt mit einem feierlichen Vespergottesdienst ("vesper", lateinisch, = Abend) am Heiligen Abend. Im Mittelpunkt steht die Weihnachtserzählung von der Geburt Jesu, des Heilands der Welt (Lukas 2). Mit seiner Lichtsymbolik, den Worten der Propheten und bekannten Liedern ist die Christvesper für viele Menschen der Gottesdienst im Jahresverlauf schlechthin.
Mit der Christvesper am späten Nachmittag des Heiligen Abends beginnt das Weihnachtsfest. Für viele Menschen ist die Vesper der zentrale Weihnachtsgottesdienst. An seine symbolträchtige Gestaltung mit Lichtern und Kerzen knüpfen sich viele Erwartungen der Menschen. Im Mittelpunkt steht die bekannte Weihnachtserzählung aus dem Lukasevangelium (Kapitel 2): "Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging ...". Die Weissagungen der Propheten aus dem Alten Testament (Micha 5,1-3; Jesaja 9, 1-6, Jesaja 11,1-2;), aber auch die altbekannten Lieder (O du fröhliche, Stille Nacht, u. a.) geben der Menschwerdung Gottes im Kind der Krippe einen vertrauten und festlichen Rahmen. Oft spielt im Vespergottesdienst ein Posaunenchor oder es singt eine Kantorei. Krippe und Tannenbaum schmücken die Kirche. Speziell für Familien mit ihren Kindern wird meist ein Gottesdienst am frühen Nachmittag mit Krippenspiel angeboten. Die Christvesper hat ihren Ursprung in der Zeit der Reformation. Um unsittliches Treiben in der Weihnachtsnacht zu vermeiden, ersetzte man den Mitternachtsgottesdienst durch die Vesper am Vorabend (vesper, lateinisch = Abend). Nach jüdischem Brauch beginnt ein Tag mit dem Sonnenuntergang am Abend davor. Dieser Brauch ist in der katholischen Kirche durch die "Vorabendmessen" am Samstag bekannt. Der evangelische Hauptgottesdienst wird dagegen am Morgen der Auferstehung Christi, also am Sonntag, gefeiert. Mit der Feier des Weihnachtsfestes am Heiligen Abend ist die Tradition, bereits am Vorabend zu feiern, auch in der evangelischen Kirche erhalten geblieben.
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Epiphanias
Epiphanias ist das zweitälteste christliche Fest nach Ostern und wird am 6. Januar begangen. An diesem Tag wird die Offenbarung der Göttlichkeit (Epiphanie) des Herrn gefeiert. Das heute zentrale Festthema bildet dabei die Ankunft der Weisen aus dem Morgenland. Das Fest hat seinen Ursprung als Geburtsfest in Ägypten und ist noch heute das Weihnachtsfest orthodoxer Christen.
Am 6. Januar wird das nach Ostern zweitälteste christliche Fest begangen. Es ist das Christusfest Epiphanias. Die Epiphaniszeit bildet den Abschluss des Weihnachtsfestkreises, der mit der Geburt Christi am 25. Dezember beginnt. An Epiphanias wird die Offenbarung der Göttlichkeit des Herrn gefeiert, die traditionell durch drei Erzählungen aus dem Neuen Testament deutlich wird. An erster Stelle steht dabei die Ankunft der Weisen aus dem Morgenland (Matthäus 2, 1-12), des Weiteren die Taufe Jesu im Jordan (Matthäus 4, 1-11) und schließlich das erste Wunder Jesu durch die Verwandlung von Wasser zu Wein bei der Hochzeit von Kana (Johannes 2, 1-11). Heute bilden in evangelischen Gottesdiensten die Erzählungen der Taufe und des Weinwunders an den Sonntagen nach Epiphanias den Text der Evangeliumslesung.
Bis ins 4. Jahrhundert war der Hauptinhalt des Festes die Geburt und Taufe Jesu. Dieser Tag galt als Neujahrsbeginn, an dem alljährlich die beweglichen Feste des neuen Jahres bekannt gegeben wurden. Eine Verlagerung auf das heutige zentrale Festthema, die Ankunft der Weisen aus dem Morgenland, fand erst nach der Verlegung des Geburtsfestes Christi auf den 25. Dezember statt. Martin Luther kritisierte diese einseitige Verlagerung stark. Er lehnte die Verehrung der Heiligen Drei Könige zulasten der anderen Festthemen ab, da er die Glaubwürdigkeit der Dreikönigslegende anzweifelte.
Autorin: Annika Mantel
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Evangelium
Evangelium (griech.) heißt übersetzt "Gute Nachricht" und bezeichnet zum einen die Heilsbotschaft von Jesus Christus, zum anderen ist es Sammelbegriff der ersten vier Schriften des Neuen Testaments, die Leben, Sterben und Auferstehung Jesu bezeugen: Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Die Evangelien sind zwischen 70 und 100 n. Chr. entstanden, verstehen sich jedoch nicht als Geschichtsbücher oder gar Biographien des Lebens Jesu. Sie setzen - abgesehen von Geburt und einigen Hinweisen auf Kindheit und Jugend Jesu - etwa bei seinem 30. Lebensjahr mit seiner Taufe ein.
Evangelium (griech.) meint ursprünglich die "Gute Nachricht" oder "Frohe Botschaft" und bezeichnet zum einen die Heilsbotschaft von Jesus Christus, zum anderen ist er Sammelbegriff der ersten vier Schriften des Neuen Testamentes, die Leben, Sterben und Auferstehung Jesu bezeugen: Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Die Evangelien sind zwischen 70 und 100 n. Chr. entstanden, verstehen sich jedoch nicht als Geschichtsbücher oder gar Biographien des Lebens Jesu. Sie setzen - abgesehen von Geburt und einigen Hinweisen auf Kindheit und Jugend Jesu - etwa bei seinem 30. Lebensjahr mit seiner Taufe ein. Das älteste Evangelium wird Markus zugeschrieben. Der Name verweist auf einen Begleiter des Apostels Paulus, der in der Apostelgeschichte (12,25; 13,5.13; 15,37) sowie in Philemon 24 genannt wird. Der von Jesus in seinen Jüngerkreis berufene Matthäus gilt in der kirchlichen Tradition als Verfasser des gleichnamigen Evangeliums. Lukas ist nach Kolosser 4,14 Arzt. Ihm wird das Evangelium sowie die Apostelgeschichte zugeschrieben. Nach Philemon 24 war Lukas ein Mitarbeiter des Paulus.
Matthäus, Markus und Lukas bieten ähnliche Schilderungen und werden deshalb Synoptiker (griech.: Zusammensehen, Überblick) genannt. Dies hat seine Ursache darin, dass Matthäus und Lukas den Markus sowie eine weitere Spruchquelle "Q" als Vorlage benutzt haben. Um sich einen Eindruck von dem Volumen der vorhandenen Paralleltexte zu verschaffen, kann man eine Synopse benutzen. Trotz dieser Gemeinsamkeiten setzen die drei Evangelisten unterschiedliche Akzente in der Interpretation. Das Johannesevangelium unterscheidet sich in der inhaltlichen Ausgestaltung deutlich von den Synoptikern. Johannes ist der kirchlichen Tradition nach der Bruder des Jakobus und Sohn des Zebedäus und gehörte zum engsten Kreis der Jünger Jesu (Matthäus 4,21; 10,2; 20,20; 26,37; 27,56; Markus 1,19f; 3,17; 10,35; Lukas 5,10; Johannes 21,2).
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Glocken
Glocken sind seit dem 8. Jahrhundert im christlichen Kontext verbreitet. Ihre Funktionen waren vielfältig: Glocken konnten zum Gebet rufen, die Tageszeit verraten, vor Unwetter warnen oder auch Verurteilten "das letzte Stündlein schlagen". Glocken und kleinere Handschellen waren schon früh Sinnbild kirchlicher Würde und Festlichkeit und haben im Gottesdienst zunehmend Anwendung gefunden. Durch diesen Symbolgehalt fanden Glocken und ihr Geläut ebenfalls Einzug in zahlreichen Weihnachtsbräuchen - kleine Glöckchen hängen am Weihnachtsbaum und ihr Klang fehlt auf keinem Weihnachtsmarkt.
Glocken finden im sakralen Bereich spätestens seit Papst Stephan IV. im 8. Jahrhundert Verbreitung. Ihre Einführung im Bereich des Gottesdienstes soll jedoch auf das 4. und 5. Jahrhundert zurückgehen und wird mit den Bischöfen Severus von Neapel, Paulinus von Nola und dem Kirchenvater Hieronymus in Verbindung gebracht. Glocken haben im kirchlichen Kontext verschiedene Funktionen, aus denen sich ebenfalls ihre Bezeichnungen herleiten. So läutete die Schandglocke Verurteilten zur Hinrichtung, die Totenglocke zum Begräbnis und die Betglocke als Zeichen beginnender Gebetsstunden. Die Glocke spielte aber auch außerhalb kirchlicher Ordnungen eine wichtige Rolle. Sie diente den Menschen als Zeitgeber und war ihnen als Sturmglocke hilfreiche Warnung vor nahender Gefahr. Während Glocken schon relativ früh der Abwehr von Unheil, der Ankündigung öffentlicher Veranstaltungen und als Symbole kirchlicher Festlichkeit dienten, wurde das Läuten als Ruf zum Gottesdienst erst im 5. und 6. Jahrhundert bekannt und fand im 8. Jahrhundert durch irische Wandermönche weitreichendere Verbreitung. Die liturgische Funktion der Glocke und ihre sinnbildliche Festlichkeit werden seit ihrer mittelalterlichen Verbreitung durch die zeremonielle Segnung (Glockenweihe), gelegentlich auch durch Formen der Salbung (Glockentaufe) besonders hervorgehoben und nach der Reformation auch in protestantischen Gebieten beibehalten.
Als Musikinstrumente und strukturelle Markierungen haben sie in Form kleinerer Handglocken und Schellen zunehmend christliche Gottesdienste durchdrungen und wurden auf diese Weise nachhaltig mit sakraler Würde und Feierlichkeit verbunden. So scheint es nicht weiter verwunderlich, dass in der Weihnachtszeit Glocken und Glockengeläut Einzug in die Weihnachtsmusik, Verwendung auf Weihnachtsmärkten und in bildlichen Darstellungen gefunden haben sowie symbolhaft den Christbaumschmuck erweitern.
Autor: Lars Winterberg
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Heiland
Heiland ist die Übersetzung für das griechische Wort "sotèr", bzw. das lateinische Wort "salvator" (Erlöser, Retter). Es ist abgeleitet vom althochdeutschen Wort "heilen", retten. So wird Jesus Christus als der Retter der Welt bezeichnet, was im Weihnachtsevangelium (Lukas 2) als Frohe Botschaft den Menschen zugesagt wird: "Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren."
Martin Luther hat in seiner Bibelübersetzung das lateinische Wort "salvator" bzw. das griechische Wort "sotèr" mit "Heiland" (von althochdeutsch heilen, retten) wiedergegeben. Im Neuen Testament kennzeichnet der Begriff Jesus als Bringer von Heil, Hilfe und Rettung. Im Alten Testament, wie auch in Lukas 1,47, wird Gott als "Heiland" bezeichnet. In den Evangelien kommt das Wort "sotér", übersetzt als Heiland, nur fünf Mal vor (Lukas 1,47; Lukas 2,11; Lukas 2,30; Lukas 3,6; Johannes 4,42).
Umso häufiger finden wir den "Heiland" in den Advents- und Weihnachtsliedern des Evangelischen Gesangbuches (EG). Viele dieser Lieder stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Damals wurde unter dem Einfluss des Pietismus das Wort "Heiland" sehr oft benutzt.
EG 1, Macht hoch die Tür, Strophen 1 und 5
EG 4, Nun komm, der Heiden Heiland
EG 7, O Heiland, reiß die Himmel auf
EG 24, Vom Himmel hoch, da komm ich her, Strophe 3
EG 37, Ich steh an deiner Krippen hier, Strophe 9
EG 48, Kommet ihr Hirten, Strophe 1Das griechische Wort "sotèr" wird schon in der Antike als Ehrentitel für verschiedene Götter, aber auch für politische Herrscher, Ärzte und Philosophen gebraucht. Für das Neue Testament sind Heil und Rettung umfassend und endgültig durch Jesus zu den Menschen und in die Welt gekommen.
Autor: EKD
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Heiligabend
Der Heilige Abend im Familienkreis gehört für viele zu den schönsten Stunden des Jahres. Schon in der Reformationszeit verlagerte sich der Mitternachtsgottesdienst auf den Vorabend und dann weiter auf den Nachmittag. Im Mittelpunkt des Gottesdienstes steht die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium (Kapitel 2). In Krippenspielen und mit festlichem Chorgesang wird die Geburt Jesu gefeiert, die Menschwerdung Gottes. Eine große Vielfalt regionaler Prägungen und Familientraditionen sind im Laufe der Jahrhunderte entstanden.
Der Heilige Abend im Familienkreis ist für viele Menschen die schönste Stunde des Jahresfestkreises. Doch ist die Tatsache, dass Weihnachten mit der Bescherung am Abend des 24. Dezember gefeiert wird, eine recht neue Entwicklung. Sie beruht auf der liturgischen Regel, dass alle großen Feste eine Vigil besitzen müssten, eine Art Nachtwache, in der man sich betend und wachend auf das bevorstehende Fest vorbereitet. Dabei spielt die im jüdisch-christlichen Kulturkreis überlieferte Idee eine Rolle, dass ein Tag bereits am Vorabend mit Einbruch der Dunkelheit beginnt.
Bis zum 18. Jahrhundert fand der Weihnachtsgottesdienst am 1. Weihnachtstag je nach lokalen Gegebenheiten zwischen 3 und 5 Uhr morgens statt. Nach Beiwohnen des besonders feierlichen, bis zu 21/2 Stunden dauernden Gottesdienstes, der den absoluten Höhepunkt des Weihnachtsgeschehens darstellte, gab es noch vor Hahnenschrei eine Bescherung.
Erst die Verlagerung der Christmette auf Mitternacht und schließlich - vor allem im protestantischen Bereich - auf diverse Nachmittags- und Abendgottesdienste, legitimierte die Bescherung am Heiligen Abend. Begleitet wird diese durch regional unterschiedliche, von Generation zu Generation weitergegebene Familientraditionen wie Singen und Gedichte aufsagen, die nach Jahrhunderten des regen Wandels an Vielfalt kaum zu übertreffen sind.
Autorin: Marta Augustynek
- Christmette
Christmette ist eine eher katholische Bezeichnung für den mitternächtlichen Gottesdienst in der Weihnachtsnacht. Im Erzgebirge und in mittel- und süddeutschen Gemeinden ist allerdings bis heute ein Gottesdienst im Morgengrauen des Weihnachtstages die wichtigste Feier. Die Christmette erinnert damit an ihren wörtlichen Ursprung im lateinischen "matutinus", das "morgendlich" bedeutet. Nächtliche Gottesdienste verdeutlichen in besonders intensiver Weise die symbolische Rede von Christus als dem "Licht der Welt". Wachsamkeit in der Nacht gilt zudem als Tugend der Christen.
In vielen Gemeinden wird der mitternächtliche Gottesdienst in der Weihnachtsnacht auch als Christmette bezeichnet. Mitunter wird die Christmette nicht deutlich von der Christnacht unterschieden, die ebenfalls am späten Heiligen Abend gefeiert wird. Christmette ist eher im katholischen Raum gebräuchlich, während Christnacht eine eher evangelische Bezeichnung ist. Zur Zeit der Reformation verlegte man, um unordentliches Treiben zu vermeiden, die Christmette ins Morgengrauen des ersten Weihnachtstages. Ursprünglich ging sie einem Mitternachtsgottesdienst voraus. Das Wort Mette kommt vom lateinischen "matutinus", das sich mit "morgendlich" übersetzen lässt. Im Erzgebirge und in mittel- und süddeutschen Gemeinden ist noch heute ein Gottesdienst am frühen Weihnachtsmorgen Zentrum dieser festlichen Zeit. Im Mittelpunkt der meisten Gemeinden steht allerdings die Christvesper am Heiligen Abend oder der Festgottesdienst am Vormittag des ersten Weihnachtstages. Auch der Brauch der nächtlichen Christnacht findet in evangelischen Gemeinden immer größere Verbreitung. Die Feier von nächtlichen Gottesdiensten symbolisiert in besonderer Weise, dass Gott sich im Kind der Krippe als das Licht in der Dunkelheit der Welt zeigt. Die Hirten der Weihnachtserzählung (Lukas 2) wachten des Nachts über ihre Herde. Das Symbol der Nachtwache erinnert an die Wachsamkeit als eine Tugend der Christen.
- Christvesper
Das Weihnachtsfest beginnt mit einem feierlichen Vespergottesdienst ("vesper", lateinisch, = Abend) am Heiligen Abend. Im Mittelpunkt steht die Weihnachtserzählung von der Geburt Jesu, des Heilands der Welt (Lukas 2). Mit seiner Lichtsymbolik, den Worten der Propheten und bekannten Liedern ist die Christvesper für viele Menschen der Gottesdienst im Jahresverlauf schlechthin.
Mit der Christvesper am späten Nachmittag des Heiligen Abends beginnt das Weihnachtsfest. Für viele Menschen ist die Vesper der zentrale Weihnachtsgottesdienst. An seine symbolträchtige Gestaltung mit Lichtern und Kerzen knüpfen sich viele Erwartungen der Menschen. Im Mittelpunkt steht die bekannte Weihnachtserzählung aus dem Lukasevangelium (Kapitel 2): "Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging ...". Die Weissagungen der Propheten aus dem Alten Testament (Micha 5,1-3; Jesaja 9, 1-6, Jesaja 11,1-2;), aber auch die altbekannten Lieder (O du fröhliche, Stille Nacht, u. a.) geben der Menschwerdung Gottes im Kind der Krippe einen vertrauten und festlichen Rahmen. Oft spielt im Vespergottesdienst ein Posaunenchor oder es singt eine Kantorei. Krippe und Tannenbaum schmücken die Kirche. Speziell für Familien mit ihren Kindern wird meist ein Gottesdienst am frühen Nachmittag mit Krippenspiel angeboten. Die Christvesper hat ihren Ursprung in der Zeit der Reformation. Um unsittliches Treiben in der Weihnachtsnacht zu vermeiden, ersetzte man den Mitternachtsgottesdienst durch die Vesper am Vorabend (vesper, lateinisch = Abend). Nach jüdischem Brauch beginnt ein Tag mit dem Sonnenuntergang am Abend davor. Dieser Brauch ist in der katholischen Kirche durch die "Vorabendmessen" am Samstag bekannt. Der evangelische Hauptgottesdienst wird dagegen am Morgen der Auferstehung Christi, also am Sonntag, gefeiert. Mit der Feier des Weihnachtsfestes am Heiligen Abend ist die Tradition, bereits am Vorabend zu feiern, auch in der evangelischen Kirche erhalten geblieben.
- X-Mas
Der gegenwärtige Modebegriff X-Mas ist eine Kurzform des englischen "christmas", also eine im anglo-amerikanischen Raum verbreitete Bezeichnung für das deutsche Weihnachtsfest. Abweichende Ausdrücke sind keinesfalls ungewöhnlich: Das Wort "Weihnachten" wurde im mitteldeutschen Raum erst im 13. Jahrhundert bekannt und stand lange Zeit parallel zur Bezeichnung "Christtag". Das englische "christmas" findet zudem eine Entsprechung in der niederländischen "Kerstmisse" - beide Worte leiten sich von "Messe/Mette" ab. In den USA steht der Begriff "christmas" zudem Pate für diverse Städte- und Inselnamen. (Autor: Lars Winterberg)
- Weihnachtsessen
Neben dem feierlichen Gottesdienst ist gutes Essen kennzeichnend für kirchliche Festtage. Besonders am 1.Weihnachtstag wird im Rahmen des Möglichen reichlich aufgetischt. Legendär ist die "Weihnachtsgans".
Hohe Festtage waren im Mittelalter neben der kirchlichen Feier vor allem durch das Festmahl gekennzeichnet. Besonders zu Weihnachten spielte das Festmahl mit reichlichem und gutem Essen ein große Rolle So wurde in Norddeutschland Heiligabend auch "Vollbauchabend" genannt. Noch heute ist die "Völlerei" charakteristisch für das Weihnachtsfest und Ärzte haben in dieser Zeit häufiger von verdorbenen Mägen zu berichten. Begünstigt wurde das traditionsreiche, übermäßige Essen durch das im November einsetzende Herbstschlachten der seit Frühjahr gemästeten Schweine. So bildete Weihnachten, nach der Zeit mit den knapp werdenden Schlachtvorräten des Frühjahrs nicht nur den kulinarischen Höhepunkt, sondern auch den Abschluss der Fastenzeit des Advents.
Schwein haben
Die Redewendung "Schwein haben" verwenden wir auch heute im Sinne von Freude und Glück haben. Gewisse Verankerungen der weihnachtlichen Genüsse im Volksglauben, wie "Wer Weihnachten gut isst, dem geht es das ganze Jahr hindurch gut" oder umgekehrt, "Wer zu Weihnachten hungrig bleibt, muss das ganze Jahr Hunger leiden", ließen selbst die Armen in ihrem Rahmen an diesem Tag Besonderes auftischen.
In der Regel begann das Festtagsessen vor allem in den katholischen Regionen erst mit dem Frühstück am ersten Feiertag. Dieses wurde nach der Rückkehr vom Kirchgang gereicht. Da der 24. Dezember ein strenger Fastentag war, war das besonders geartete Essen ein doppelter Genuss.
Die traditionellen Speisen zu Weihnachten sind regional sehr unterschiedlich. Zwischen dem typischen Schweine- und Gänsebraten sowie dem Weihnachtskarpfen gibt es unzählige andere Gerichte, die wiederum in den einzelnen Familientraditionen variieren.
Autorin: Marta Augustynek
- Christmette
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Heilige Drei Könige
Die Bezeichnung „Heilige Drei Könige“ sowie die Namensfestlegung auf Caspar, Melchior und Balthasar ist als Ergebnis von Annahmen und Interpretationen aus unterschiedlichen Jahrhunderten zu verstehen. Es handelt sich um die im Neuen Testament genannten Weisen aus dem Morgenland, denen als erste die Göttlichkeit des Herrn durch den Stern von Bethlehem offenbar wurde. Die Ankunft der Weisen ist heute das zentrale Thema am Epiphaniastag (6. Januar).
Die Weisen aus dem Morgenland, denen als erste die Göttlichkeit Christi durch den Stern von Bethlehem offenbar wurde, sind auch bekannt als die Heiligen Drei Könige Kaspar, Melchior und Balthasar. Diese Bezeichnung ist das Ergebnis von Annahmen und Interpretationen aus unterschiedlichen Jahrhunderten, die sich im Laufe der Zeit verfestigt haben:
Die Zahl Drei tauchte erstmals im 3. Jahrhundert auf und wurde aus der Anzahl der in der Bibel genannten Geschenke für Jesus abgeleitet (Gold, Weihrauch und Myrrhe). Die Bezeichnung der drei Weisen als Könige wurde einigen Quellen zufolge schon von Tertullian (Theologe, ca. 160-220) um 200 angegeben. Anderen Quellen zufolge soll sie erst im 6. Jahrhundert durch Cäsarius von Arles (Erzbischof von Arles 470/71-542) verbreitet worden sein, der ihre königliche Herkunft auf die kostbare Art der Gaben zurückführte. Im 9. Jahrhundert schließlich kam es zur Namensfestlegung auf Caspar, Melchior und Balthasar.
Die Popularität der Heiligen Drei Könige in Deutschland beruht in hohem Maße auf der Überführung ihrer angeblichen Reliquien von Mailand nach Köln durch den Kölner Erzbischof Reinald von Dassel am 23. Juli 1164.
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Herrnhuter Stern
Rot, gelb, weiß, wunschweise auch gemischt leuchten Herrnhuter Sterne seit Jahrzehnten in unseren Kirchen, häufig auch in Wohnzimmern und immer öfter auch an öffentlichen Orten.
Seit über 120 Jahren gibt es in der Herrnhuter Brüdergemeine den Brauch, in Handarbeit aus Papier einen Stern zu basteln, der von innen beleuchtet werden kann. Um 1880 wurden erstmals nachweislich solche Sterne nach einem simplen geometrischen Entwurf in einem Knabeninternat der Brüdergemeine bei Bautzen gefertigt. Um 1900 wurden sie erstmals in kleinem Rahmen kommerziell hergestellt. Ihre eigentliche weltweite Verbreitung begann jedoch erst nach 1968 mit den in Herrnhut hergestellter Bausätzen, die stets aus 25 einzelnen Zacken bestehen, die der Kunde selbst zusammensetzt. Zunächst waren sie ein binnenkirchlich beliebtes Geschenk von Ost nach West. Seit 1990 hat sich die Angebotspalette stark vergrößert und die weiterhin mit Handarbeit hergestellten Sterne finden immer mehr Freunde weltweit, selbst als Hoteldekoration in Dubai.
Der sogenannte "Herrnhuter Stern" ist erst in den letzten Jahrzehnten weithin bekannt geworden. Seit über drei Jahrzehnten kennt man ihn in der Advents- und Weihnachtszeit vor allem aus Kirchen, parallel dazu auch in kleinerer Ausfertigung als Wohnungsschmuck - und das mit weiter zunehmender Verbreitung.
Nachfahren der Böhmischen Brüder fanden Anfang des 18. Jahrhunderts in Deutschland Aufnahme und gründeten in der Oberlausitz den Ort Herrnhut (heute bekannt vor allem durch ihre jährlichen Losungen). Von dort entwickelten sie eine weltweite Missionstätigkeit. Die Kinder der Missionsfamilien wurden in eigenen Internaten aufgenommen, z. B. in Kleinwelka bei Bautzen. Von dort gibt es die erste Überlieferung, dass dort ein Erzieher um 1880 erstmals mit seinen Zöglingen entsprechende Sterne bastelte. Das hatte zwei Vorteile. Zum einen konnten mathematisch-geometrische Kenntnisse praktisch vermittelt werden. Zum anderen ist der Stern gewissermaßen die Materialisation der theologischen Botschaft: "Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen" (4. Mose 24.17). Hinzu kommt, dass eines der beliebtesten Weihnachtslieder in den Brüdergemeinen "Morgenstern auf finstre Nacht, der die Welt voll Freude macht" von Johann Scheffler (1657) ist. Bedenkt man, dass viele der Schüler ihre missionierenden Eltern auf allen fünf Kontinenten Weihnachten schmerzhaft vermisst haben werden, so bekommt die dritte Strophe "Deinem freudenreichen Strahl/folgt man willig überall; schönster Stern, nah und fern / ehrt man dich als Gott den Herrn" eine sentimentale Bedeutung. Die ersten Sterne in unterschiedlichen, selbst gebastelten Versionen waren also Brücken zwischen getrennten Familienmitgliedern.
1892 wurden Sterne erstmals zu einem kommerziellen Erfolg durch den Vertrieb eines Buchhändlers, der einen Stern bei einem aus einer Brüdergemeine stammenden Soldaten in dessen Kasernenstube gesehen hatte. Den Soldaten beauftragte er, weitere zu basteln, die erfolgreich verkauft wurden. 1897 wurde dann eine kommerzielle Fertigung in Herrnhut begonnen: Auf einen zentralen Blechkörper konnten unterschiedlich farbige Zacken aufgesetzt werden. So wie wir den Stern heute kennen, wird er seit 1924 in der "Sternelei" in Handarbeit hergestellt. Traditionell werden die 17 viereckigen und acht dreieckigen Zacken ineinander gesteckt geliefert und mit Hilfe von Briefverschlussklammern an der Basis zum 1. Advent als Stern zusammen gefügt. Nach Gebrauch können sie auch wieder auseinander genommen und in der mitgelieferten Schachtel aufbewahrt werden: Ein Hauptproblem waren und sind die bruchempfindlichen Spitzen der Papiersterne.
1968 wurde in Herrnhut die Sternwerkstatt gegründet. Nach 1990 bedient die heutige Herrnhuter Sterne GmbH - weiterhin als Versandhandel - eine stetig wachsende Nachfrage, inzwischen in einer Fülle von Größen, Farben (weiß, rot, gelb) und Materialien (Papier, Kunststoff). So verlassen inzwischen jährlich mehr als 200.000 Sterne den Ort im äußersten östlichen Südwestzipfel Sachsens, um in Wohnstuben, sozialen Einrichtungen, Schaufenstern und im öffentlichen Raum die Adventszeit zu erleuchten. Der kleinste Stern misst im Durchmesser rund 10 cm, der größte schmückte als Sonderanfertigung erstmals im Advent 2004 die Laterne über der Kuppel der Frauenkirche in Dresden. Und überall im Land ziert er in der Weihnachtszeit Kirchen, so wie erstmals 1925 in den Brüdergemeinen in Herrnhut und Kleinwelka.
Autor: EKD
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Hirten
Die Figur des Hirten ist fest mit der Weihnachtsgeschichte verbunden. Der Engel verkündet den Hirten die Geburt Christi - dies ist häufig die Auftaktszene unfangreicher Krippenspiele. Seit dem Spätmittelalter finden neben dem zentralen Jesuskind verstärkt Nebenfiguren - so auch die Hirten - Einzug in Krippendarstellungen. Wenngleich die Symbolik dabei insgesamt vielschichtig bleibt, ist auffällig, dass die Botschaft der Engel als erstes den sozial benachteiligten Hirten überbracht wird.
Dem Hirten sind auf der Symbolebene zahlreiche Bedeutungen zugeordnet, die durchaus widersprüchlich erscheinen können. Während der Hirte z. B. spätestens seit dem 8. Jahrhundert und in Anlehnung an das Alte Testament mit Gott und seiner Funktion als Hüter und Beschützer der Menschheit in Verbindung gebracht wird, kann er im Alltag gleichwohl als unehrlich gelten, da die Kontrolle über ihn und seine Lämmer fehlt und ihm zuweilen Korruption unterstellt wird. Welche Bedeutung hat der Hirte aber im Rahmen der Weihnachtsgeschichte und warum lässt er sich in zahlreichen Krippendarstellungen finden?
Der Symbolgehalt des Hirten weist auch in diesem Zusammenhang in verschiedene Richtungen: Zum einen ist die Parallele zwischen dem Hirten als Hüter der Schafe und der in Jesus Geburt prophezeiten Ankunft des Messias, also des Hüters aller Menschen unübersehbar. Zum anderen erwächst aus dieser speziellen Konstellation eine konkrete Aussage: Der Engel verkündet den Hirten, also einer prestigeschwachen sozialen Unterschicht die Geburt des Herrn. Der Erlöser erscheint den Verachteten und wird in ihren Reihen gehuldigt.
Interessanterweise liegt in der Begegnung zwischen Hirten und Engel und der Datierung des Weihnachtsfestes eine gewisse Widersprüchlichkeit, denn Ende Dezember befinden sich keine Hirten mit ihren Herden auf den Weidegründen - die Witterung lässt es nicht zu. Dennoch verschaffte dieser logische Bruch der Krippe und den Szenen der Krippenspiele keinen Abbruch - die Hirten sind bis heute mit ihren Schafen wichtige Figuren der verschiedenen Darstellungsformen geblieben.
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Jesaja
Der Prophet Jesaja lebte im 8. Jahrhundert v. Chr. in der Stadt Jerusalem. Im Alten Testament sind uns im Buch "Jesaja" seine Worte, aber auch Sprüche anderer Propheten überliefert. Viele biblische Leitworte in der Advents- und Weihnachtszeit stammen aus dem Buch Jesaja: "Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst." (Jesaja 9,5) Im Neuen Testament werden Jesajazitate benutzt, um darauf hinzuweisen, dass mit Jesus der im Alten Testament verheißene Retter und Erlöser gekommen ist. Besonders weite Kreise hat der Vers 14 aus dem 7. Kapitel des Jesajabuches gezogen: "Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären." Der hebräische Originaltext lautet: " Siehe, eine junge Frau ist schwanger...."
Die 66 Kapitel des Jesajabuches sind eine Sammlung prophetischer Schriften verschiedener Verfasser aus unterschiedlichen Epochen. Die an mehreren Stellen eingestreuten historischen Hinweise erlauben eine ungefähre zeitliche Abgrenzung:
In der Berufungsgeschichte Kapitel 6 wird der Tod des Königs Usija erwähnt. Er starb um 740 v. Chr. In Jesaja 44,28 und 45,1 taucht der Name des persischen Königs Kyros auf, der von 559 bis 529 v. Chr. regierte.
Innerhalb des Buches Jesaja werden drei Einheiten unterschieden:
Kapitel 1-39 ("Protojesaja"): In diesem Teil sind die Sprüche des Propheten Jesaja enthalten, der im 8. Jahrhundert v. Chr. lebte und wahrscheinlich einer Jerusalemer Patrizierfamilie angehörte. Inhaltlich geht es um soziale und gesellschaftliche Missstände, die Jesaja im Namen Gottes anprangert: "Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen!" (Jesaja 5,20)
Kapitel 40-55 ("Deuterojesaja") Dieser Teil enthält Sprüche eines namentlich nicht bekannten Propheten. Er verkündet dem sich in babylonischer Gefangenschaft (546-539 v. Chr.) befindenden Volk Israel das kommende Heil: Gott, der Schöpfer und Erlöser, wird Jerusalem wieder bewohnt machen: "Siehe, in die Hände habe ich dich gezeichnet; deine Mauern sind immerdar vor mir." (Jesaja 49,16)
Kapitel 56-66 ("Tritojesaja") Dieser Teil enthält Prophetensprüche verschiedener Verfasser. Es sind vor allem Heilsworte: In Zion wird sich zukünftig die Herrlichkeit Gottes zeigen und die dunklen Tage werden zuende sein: "Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, dass man der vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht mehr zu Herzen nehmen wird." (Jesaja 65, 17)
Schon sehr früh haben christliche Theologen im Licht des Neuen Testaments das Alte Testament, besonders aber die Propheten, gelesen: Christus ist der erhoffte und ersehnte Messias.
Bei Jesaja sind es die Immanuelweissagung aus 7,14, die Verheißung des Messiaskindes in 9,5, die Beschreibung der Herrschaft des Messias und seines Friedensreiches in 11,1-10, die Vorhersage des Vorläufers Johannes in 40,3-5 und vor allem die Gottesknechtslieder in 42,1-7, 49,1-9, 50,4-9a und 53,1-12 (sie spielen in der Passionszeit eine besondere Rolle).
Aber auch die Evangelisten haben schon in diesem Sinne Jesaja zitiert: "Der Geist Gottes ist auf mir, weil der Herr mich gesalbt hat. Er hat mich gesandt, den Elenden gute Botschaft zu bringen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, zu verkündigen den Gefangenen die Freiheit, den Gebundenen, dass sie frei und ledig sein sollen." Dieser erste Vers aus Jesaja 61 wird bei Matthäus im 11. Kapitel und bei Lukas im 4. Kapitel von Jesus selbst angeführt.
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Jesuskind
Das Jesuskind ist die zentrale Figur weihnachtlicher Krippen und Krippenspiele. Es wird meist als ein in der Krippe liegender und in Windeln gewickelter Säugling dargestellt und gelegentlich mit einem Heiligenschein oder anderen christlichen Symbolen ausgestattet. Vorstellungen vom Jesuskind gehen allesamt auf die Evangelien und zahlreiche apokryphe Schriften zurück, welche schon in der christlichen Antike den Bau von Krippenkapellen und ganzen Kirchen anregten. Einen starken Popularitätszuwachs verzeichneten die Darstellungen durch Flugblätter und Volksbücher seit dem Spätmittelalter.
Heute sind Darstellungen des Jesuskindes gleichermaßen aus christlichen Marien- und Geburtsbildnissen und dem Kontext weihnachtlicher Brauchrequisiten bekannt. In Miniaturkrippen oder Krippenspielen wird der kindliche Christus liegend, in Windeln gewickelt und gelegentlich auch mit Heiligenschein, Krone oder diversen christlichen Symbolen (Weltkugel, Szepter, Hirtenstab, Lanze, Ysopstab, Lamm, Herz, Traube, Kreuz) gezeigt.
Grundsätzlich gehen Vorstellungen vom Aussehen und Handeln des Jesuskindes auf drei der kanonischen Evangelien sowie zahlreiche apokryphe - also kirchlich nicht offiziell anerkannte - Überlieferungen zurück. Während seit dem Markusevangelium Hinweise auf die Geburt Jesu, dessen Anbetung durch morgenländische Weise und die Flucht der heiligen Familie nach Ägypten bestehen, finden sich detaillierte Informationen über Jesus Kindheit nur in den Apokryphen. Sie orientieren sich inhaltlich stark an den vier Evangelien und ihren Wunderberichten über den erwachsenen Christus, verknüpfen diese aber mit kindlichen Alltagserfahrungen. So wird Jesus auch als zorniges und trotziges Kind beschrieben, welches die göttlichen Gaben auch aus egoistischen Motiven zu nutzen weiß. Trotz der ablehnenden Haltung der Kirche übten diese Darstellungen einen enormen Einfluss auf die Literatur und Kunst des Mittelalters sowie der Renaissance aus und verbreiteten sich etwa seit dem 15. Jahrhundert zusätzlich durch den Druck von Flugblättern und sogenannten Volksbüchern.
Der Glaube an die Geburt des Gottessohnes in einer Höhle/einem Stall ist jedoch schon seit der christlichen Antike verbreitet. Man dachte sogar den konkreten Ort zu kennen und ließ dort im Jahre 335 eine Kirche errichten. Zudem ordnete Papst Liberius im 4. Jahrhundert erstmals den Bau einer Krippenkapelle im Inneren einer römischen Basilika an. Eine bildliche Darstellung der Geburtsgeschichte und damit des Jesuskindes wurde so schon früh üblich und fand schließlich in zahlreichen Gotteshäusern Anwendung.
Autor: Lars Winterberg
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Josef
Josef, der Mann der Maria
In Matthäus 1-2 wird Josef als gottesfürchtiger Mann beschrieben. Er erhält in Träumen Botschaften von Gott bzw. dessen Engel, die die Rettung Jesu zum Ziel haben: Josef nimmt die schwangere Maria zu sich, obwohl das Kind nicht von ihm ist. In der männerzentrierten Gesellschaft seiner Zeit bedeutet eine uneheliche Schwangerschaft eine große Gefahr für Mutter und Kind. Josef flieht mit Maria und Jesus nach Ägypten und rettet Jesus so vor dem wütenden Herodes, der ihn töten lassen will.
Im Lukasevangelium spielt Josef eine untergeordnete Rolle. Dort ist die Geburtsgeschichte Jesu eingebettet in die Geschichten der beiden Frauen Maria und Elisabeth.
Während Maria in den Evangelien immer wieder erwähnt wird, endet Josefs Erwähnung mit der Geschichte vom zwölfjährigen Jesus im Tempel. Vielleicht ist er früh gestorben - was aber nicht berichtet wird - oder das Schweigen über ihn hängt mit seiner nicht leiblichen Vaterschaft Jesu zusammen (Jesus wird "Sohn der Maria", nicht wie sonst üblich "Sohn Josefs" genannt).
In der katholischen Kirche wird Josef u. a. als Patron der ganzen katholischen Kirche, der Handwerker und Zimmerleute und seit 1937 auch der Kämpfer gegen den Kommunismus verehrt.
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Krippe
Ob lebensgroße Darstellungen oder häusliche Miniaturkrippen: Die figürliche Inszenierung der Weihnachtsgeschichte - speziell Jesu Geburt - ist längst ein zentrales Element der Weihnachtsfeier. Spätestens seit Ende des 19. Jahrhunderts hielt die Krippe auch im evangelischen Haushalt Einzug. Krippenverehrungen haben lange Tradition: Im 4. Jahrhundert läutet der Bau einer römischen Krippenkapelle die Verbreitung auf dem europäischen Kontinent ein. Manche Figuren, so z. B. das Jesuskind, Maria oder auch Ochs und Esel, sind schon früh bekannt, andere kommen erst im Laufe der Zeit hinzu.
Im 20. Jahrhundert hat sich die Krippe neben dem kirchlichen auch im häuslichen Rahmen weihnachtlicher Festlichkeit durchgesetzt. Wenngleich die private Krippengestaltung inzwischen leicht rückläufig ist, bilden die Zentren deutscher Volks- und Handwerkskunst nach wie vor Kerngebiete der Ausbreitung. Obwohl Krippen traditionell dem katholischen Brauch zugerechnet werden, gehören sie spätestens seit den Verbürgerlichungstendenzen des ausgehenden 19. Jahrhunderts auch zur Weihnachtsfeier evangelischer Haushalte.
Die Krippe bezeichnet als pars pro toto die Darstellung unterschiedlicher Szenarien der Weihnachtsgeschichte, von der Geburt Jesu über die Verehrung durch die Weisen aus dem Morgenland bis hin zur Flucht nach Ägypten. Nicht selten beschränken sich die Darstellungen allerdings auf die zentrale Geburtsszene: Im Zentrum liegt das Jesuskind in der eigentlichen Futterkrippe, Ochse und Esel, Maria und Joseph sowie Engel und Hirten werden in variierender Konstellation zugestellt. Zudem zeugen alternative Figuren (z. B. ital. Fischhändler) und Bauweisen (z. B. span. Krippe aus Backsteinen) von starker Eigendynamik und dem Wunsch nach regionaler Ausgestaltung individueller Brauchformen.
Krippendarstellungen fußen auf Überlieferungen zur Geburt Jesu aus den Evangelien und zahlreicher apokrypher - also kirchlich nicht offiziell anerkannter - Schriften. "Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen" (Lukas 2,12). Während diese Bibelstelle in der Westkirche schon früh zu Verehrungen von Stall und Krippe führte, sah man im byzantinischen Einflussgebiet eher eine Gebirgshöhle als Geburtsstätte an. Eine im 4. Jahrhundert auf Geheiß Papst Liberius' in Rom erbaute Basilika soll die erste Krippenkapelle enthalten haben, ausgewiesene Krippenreliquien haben sich aber inzwischen als Fälschungen erwiesen. Dennoch gilt sie als Ausgangspunkt der Verbreitung künstlerischer Krippendarstellungen. Ein weiterer Markpunkt der Ausbreitung ist auf das Jahr 1223 datiert: In Greccio inszenierte Franziskus von Assisi eine Krippe mit echten Tieren und lebendigen Figuren und ebnete so nicht nur dem modernen Krippenspiel im Gottesdienst den Weg, sondern verschaffte der figürlichen Krippendarstellung darüber hinaus wachsende Popularität. Im 18. Jahrhundert erfuhr die Krippenverehrung im Rahmen der Aufklärung verstärkte Kritik und wurde zum Teil sogar regional verboten. Dies führte aber keinesfalls zum Rückgang, sondern verlagerte die Krippe zusätzlich in den privaten Bereich. Die heimische Miniaturkrippe wurde allmählich im Kontext weihnachtlicher Festlichkeit zentral und ist heute im häuslichen Bereich ähnlich verbreitet wie der Weihnachtsbaum.
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Krippenspiel
In Krippenspielen wird die Weihnachtsgeschichte dramatisch in Szene gesetzt. Aufführungen behandeln dabei die Thematik vom Ruf des Engels an die Hirten bis hin zur Flucht nach Ägypten, wobei die Geburt Jesu gemeinhin als zentrale Szene verstanden wird. Das Krippenspiel findet seinen Ursprung im Paradiesspiel, in dem der menschliche Erlösungsbedarf anhand des Sündenfalls (AT) thematisiert wird. Eine verstärkte Verbreitung sowie die moderne Form wurde durch die Krippenfeier zu Greccio des Franziskus von Assisi im Jahre 1223 angeregt, bei der bereits lebende Tiere eingesetzt wurden.
Der Begriff "Krippenspiel" umfasst neben der bekannteren Variante des Christgeburtspiels auch die Darstellung weiterer Szenen der Weihnachtsgeschichte sowie als frühe Form das sogenannte Paradiesspiel. Allen gemein ist die dramatische Aufführung biblischer Erzählstoffe, die in erster Linie theologisch belehren sollten. So bildet das Paradiesspiel den Sündenfall des Menschen, das Christgeburtspiel den Beginn seiner Erlösung nach. Traditionell beginnen die eigentlichen Aufführungen des Krippenspiels mit dem Ruf des Engels an die Hirten. Eher selten wird der Sündenfall des Alten Testaments vorgelagert.
Krippenspiele entstanden im engsten Zusammenhang mit der kirchlichen Liturgie: Bereits im 12. Jahrhundert setzte man im Rahmen der Christmette auf lebensnahe Darstellungen, die den Ablauf der Weihnachtsgeschichte mit Einzelszenen verband. Eine stärkere Popularität und auch komplexere Form des Krippenspiels wurde allerdings erst durch Franziskus von Assisis Krippenfeier zu Greccio im Jahre 1223 angeregt. Um die ärmlichen Verhältnisse der christlichen Geburt eindrucksvoller zu schildern, verlegte er das zur Christmette inzwischen übliche Krippenspiel in den Wald, ließ echten Ochs und Esel auftreten und begründete damit die Tradition des modernen Krippenspiels. Der vom berühmten Franziskanermaler Giotto festgehaltene, malerisch allerdings in die Kirche rückverlagerte Sachverhalt bescherte dem Krippenspiel auch verstärkt künstlerische Beachtung.
Frühneuzeitliche Hirten- und Krippenspiele, die insbesondere Muster "wahrer" Gottesverehrung transportieren und in der Weihnachtszeit zu umfangreicher Spendenbereitschaft anregen sollten, wurden durch die starke Kritik der Aufklärung nahezu gänzlich zurückgedrängt. Regionale Ausformungen des Krippenspiels sind häufig schlicht und nicht selten im Dialekt verfasst. Auch gab es speziell evangelische Weihnachtsspiele. Diese orientierten sich zumeist strenger an biblischen Vorlagen und betonten zudem den religiös-pädagogischen Charakter stärker. Nach anfänglicher Ablehnung soll Luther selbst Aufführungen durch die Schuljugend angeregt haben. Evangelische Krippenspiele fanden durch den Buchdruck erhöhte Verbreitung und wurden häufig auch in katholischen Regionen inszeniert. Gleichwohl haben Reformation und Aufklärung die Ausblendung des Krippenspiels aus dem kirchlichen Raum beschleunigt. Entgegen der Verlagerung der Krippe in den häuslichen Bereich fand das Krippenspiel - vermutlich aus dem pragmatischen Grund der Komplexität - kaum Einzug ins Private. Allerdings kann es als Vorbild moderner Stockpuppen- und Marionettentheater gelten und hat somit ebenfalls einen Weg in den säkularisierten Raum gefunden.
Autor: Lars Winterberg
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Kurrende
„Kurrende“ bezeichnet eine heute relativ unbekannte Form des Heischebrauchs am Heiligabend. Dabei werden gegen kleinere Spenden und Geschenke Weihnachtslieder von Schulchören vortragen. Die gesammelten Gaben sollen traditionell armen Kindern zu Gute kommen und ihnen ein würdigeres Weihnachtsfest ermöglichen. Kurrendesänger sind seit dem Mittelalter bekannt. Die Bezeichnung für die singenden Kinder und Jugendlichen wird vom lateinischen „currere“ abgeleitet, was „laufen / umherlaufen“ meint und damit auf die ursprüngliche Form des Umzugs verweist.
„Kurrende“ ist eine vornehmlich seit dem Mittelalter bekannte Bezeichnung für eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen, die am Heiligabend gegen kleinere Entlohnungen geistliche Lieder vortragen. Da diese Gruppen meist durch eine Lehrperson begleitet werden, spricht man im Kontext des Weihnachtsfestes auch allgemeiner von Schulchören.
Die konkreten Brauchhandlungen der Kurrendesänger sind regional unterschiedlich und heute allenfalls noch in protestantischen Gegenden verbreitet. Bekannt sind vor allem inszenierte Auftritte auf öffentlichen Plätzen, die - ggf. in lokaler Tracht - an folkloristische Darbietungen erinnern.
Kurrende leitet sich vom lateinischen „currere“ ab, was mit „laufen/umherlaufen“ zu übersetzen ist. In seiner ursprünglichen Form zogen die Gruppen von Haus zu Haus, trugen deutsche und lateinische Weihnachtslieder vor und sammelten auf diese Weise Brote, Obst, Nüsse, Süßigkeiten oder kleinere Geldspenden, um damit auch armen Kindern ein würdiges Weihnachtsfest zu ermöglichen.
Unter Kurrende versteht man also eine nicht seltene Form der Armenfürsorge, bei der zumeist Kinder oder auch Betroffene der verarmten Unterschichten selbst durch ritualisierte Handlungen wie dem Gesang, einer Aufführung, einem Spiel (etc.) Almosen sammeln. Diese und ähnliche Kulturmuster werden allgemein als Heischebräuche bezeichnet. Heischen oder auch Gripschen und Schnörzen sind ehemals bekanntere Umschreibungen für Betteln und Bitten. In ihrer Funktion entsprechen sie grundsätzlichen christlichen Vorstellungen der Nächstenliebe und sind daher mit zahlreichen meist religiösen Brauchterminen verbunden. Heischegänge sind etwa zu St. Martin, Epiphanias oder auch Allerheiligen regional verbreitet.
Autor: Lars Winterberg
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Maria
Maria, die Mutter Jesu
Maria ist wohl die bekannteste Frau der Bibel. Sie wurde ca. 17 v. Chr. geboren und gehörte nach dem Tod Jesu (ca. 30 n.Chr.) zur Urgemeinde in Jerusalem. Das Neue Testament berichtet von ihrer unehelichen Schwangerschaft als junges Mädchen und legt ihr einen prophetischen Lobgesang in den Mund (das Magnificat: Lukas 1,46-55). Im Johannesevangelium wird Maria, die Mutter Jesu, Zeugin seines Todes. Nach dem Verständnis Martin Luthers ist Maria ein Vorbild im Glauben und ein Beispiel für die übergroße Gnade Gottes, der sich gerade den Niedrigen zuwendet.
Die älteste Bibelstelle (ca. 55 n. Chr.), in der die Mutter Jesu erwähnt wird, ist Galater 4,4: "Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau." Dass Jesus also von einem Menschen geboren wurde und folglich Mensch war, wurde in der frühen Theologiegeschichte zu einer entscheidenden Aussage. Zugleich wurde im Konzil von Ephesus 431 mit dem Titel "Gottesgebärerin" daran festgehalten, dass Jesus wahrer Gott ist. Dieser Titel spiegelt die früh einsetzende hohe Verehrung Marias im Volk wieder, die oft den Platz lokaler Göttinnen einnahm.
Die Weihnachtsgeschichte im Lukasevangelium (Kap. 1 und 2) erzählt von zwei Frauen, Elisabeth und Maria, deren Geschichten einer wunderbaren Geburt miteinander verwoben sind. Beide werden vom Heiligen Geist erfüllt. Bei Maria wird der "Heilige Geist" mit der "Kraft des Höchsten" gleichgesetzt: Gottes Schöpfermacht schafft neues Leben. Das Wort "Jungfrau" stammt aus der Verheißung in Jesaja 7,14. Der hebräische Originaltext lautet: "Siehe, eine junge Frau wird schwanger werden..." Die griechische Übersetzung hat daraus "Jungfrau" gemacht. Bei Maria muss an ein junges Mädchen im beginnenden Heiratsalter (ca. 12 1/2 Jahre) gedacht werden. In der späteren Theologiegeschichte wurde der Gedanke der "Jungfrauengeburt" dann weiter ausgebaut. Um 200 n. Chr. findet er sich im Glaubensbekenntnis ("geboren von der Jungfrau Maria"). Letztlich sagt er mehr über Jesus aus - nämlich, dass er Gottes Sohn sei - als über Maria. Maria hatte noch weitere Kinder (vgl. Markus 6,3), von denen ein Sohn, Jakobus, zu den Leitern der Jerusalemer Urgemeinde gehörte (Galater 2,9).
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Ochs und Esel
Ochse und Esel sind zentrale Figuren zahlreicher Krippendarstellungen, obwohl sie in der Weihnachtserzählung (Lukas 2) nicht vorkommen. Als traditionelle Stalltiere kennzeichnen sie einerseits den überlieferten Geburtsort des Gottessohnes und verweisen zudem symbolhaft auf die einfache und ärmliche Herkunft Jesus sowie dessen Leben in Demut und Aufopferung. "Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe des Herrn" (Jesaja 1,3). Mit Bezug auf das Alte Testament wird überdies eine direkte Verbindung zwischen den Tieren und der Geburt Jesu Christi gezogen.
"Ochs und Esel" gelten mitunter als Basisausstattung einer jeden Krippe. Meist werden sie rechts und links des liegenden Jesuskindes platziert. Warum aber sind gerade diese Tiere überliefert und wie begründet sich ihre zentrale Stellung?
Ganz grundsätzlich repräsentieren Ochse und Esel zwei klassische Stalltiere und verweisen damit direkt auf die Geburtsgeschichte Jesu. Entsprechend verschiedener Belege der Evangelien und zahlreicher apokrypher - das heißt nicht offiziell kirchlich anerkannter Schriften - wurde Christus in einem Viehunterstand, einem Stall oder einer Höhle geboren. Insbesondere die Apokryphen müssen als Schlüssel zum Verständnis der verwendeten Tierauswahl stehen, waren sie doch Vorbild mannigfaltiger literarischer und künstlerischer Umsetzungen: So geben sie an, dass Maria ihr Kind in einer Ochsenkrippe bettete und Ochse und Esel das neugeborene Kind angebetet hätten. Auch wird eine Stelle des Alten Testaments aufgegriffen und ein direkter Bezug konstruiert: "Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe des Herrn" (Jesaja 1,3). Eine Darstellung der Jesuskrippe samt beider Tiere findet sich bereits auf einem Sargrelief des 3. Jahrhunderts und bezeugt so eine lange formale Tradition.
Über diese Verweise hinaus haben Ochse und Esel aber tiefgreifendere und multiple Symbolgehalte. Im Einzelnen lässt sich der Esel als demütiges und dienendes Tier interpretieren, in den Kontext des Nikolausbrauchs stellen (Begleittier des Gabenbringers) und damit als Metapher für die Demut und Aufopferung Jesus Christus ausweisen. Parallel dazu steht der Ochse für das typische Opfertier des Alten Testaments und verweist so auf die Kreuzigungsgeschichte. Gelegentlich sieht man im Esel den Juden, im Ochse den Heiden verkörpert: In diesem Sinne drängt sich der Schluss auf, dass Ochs wie Esel, also gleichermaßen Juden und Heiden zum Volke Gottes berufen wurden. Das Verständnis derart vielschichtiger Deutungsansätze ist aber inzwischen klar hinter den oberflächlichen Bezug der Tiere zu Stall und Krippe zurückgetreten.
Autor: Lars Winterberg
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Schwibbogen / Weihnachtsbogen
Der Schwibbogen ist als Dekoration der Weihnachtszeit in zahlreichen Haushalten, teilweise auch im öffentlichen Raum bekannt. Im Inneren des Bogens sind meist christliche Figuren angebracht, oben werden Kerzen aufgesteckt. Die Bezeichnung "Schwibbogen" leitet sich von "Schwebebogen" ab, was als Begriff der Architektur den Stützbogen zwischen zwei Mauern meint. Das ergänzende Wort "Weihnachtsbogen" trat erst im Rahmen stärkerer Verbreitung erläuternd hinzu. Der Weihnachtsschmuck stammt aus dem Erzgebirge und fand bereits im 18. Jahrhundert im Rahmen einer Weihnachtsfeier der Bergleute Verwendung.
Der Schwib- oder auch Weihnachtsbogen ist ein bogenförmiger Leuchter, der traditionell mit Kerzen, heute auch mit Glühlämpchen ausgestattet ist. Durch seine Kerzen- und Lichtsymbolik passt er sich - der Weihnachtspyramide gleich - in bestehende Brauchstrukturen der Weihnachtszeit ein und dient somit der Inszenierung weihnachtlicher Stimmung und Vorfreude. Während die Kerzen grundsätzlich auf den Bogen gesteckt werden, bietet das Bogeninnere Raum für individuelle und gleichfalls regionaltypische Ausgestaltung. Obwohl die Herstellung aus Holz gegenwärtig die stärkste Verbreitung findet, wurde der Schwibbogen ursprünglich aus Metall geschmiedet.
Entgegen mancher Annahme stand bereits der erste Schwibbogen in direktem Bezug zum Weihnachtsfest. Dieser stammt aus Johanngeorgenstadt, einer Gemeinde des westlichen Erzgebirges. Seit dem 18. Jahrhundert wurden in dieser Region, deren Haupterwerbszweig im Bergbau lag, am Vorabend des Weihnachtsfestes private Feiern in den Zechenhäusern üblich. Diese waren in Form und Funktion durch den sozio-kulturellen Horizont der teilnehmenden Bergleute bestimmt. Entsprechend war man gekleidet, speiste und dekorierte man: So fertigte im Jahre 1740 der Bergschmied C. G. Teller für das Fest einen weihnachtlich dekorierten, eisernen Kerzenbogen - später dann als erster Schwibbogen bekannt. Der weihnachtliche Schmuck wurde auf den Zechenfeiern üblich und erlangte schließlich als Werbesymbol im Rahmen einer industriellen Ausstellung überregionale Beachtung und - in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts - auch Verbreitung.
Der Begriff Schwibbogen leitet sich von Schwebebogen, einer Bezeichnung der Architektur für den Stützbogen zwischen zwei Mauern, ab. Heute ist er durch industrielle Produktion und als Angebot massiv expandierender Weihnachtsmärkte deutschlandweit bekannt. Er wird aus unterschiedlichsten Materialien hergestellt und mit verschiedensten, auch profanen Motiven verziert. Obgleich der besagte Ursprung des Weihnachtsbogens im Kontext des Bergbaus liegt, ist seine Form nicht dem Mundstollen des Bergwerks nachempfunden. Diese Bedeutung wurde ihm erstmals im 20. Jahrhundert zugesprochen.
Autor: Lars Winterberg
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Silvester
Silvester lebte im 4. Jahrhundert und war Bischof von Rom. Sein Name verbindet die Tradition mit der Taufe Kaiser Konstantins, der das Christentum für alle zur verbindlichen Religion erklärte. Heute feiert man am Altjahrsabend Gottesdienst und blickt auf das vergangene Jahr zurück. Die Bitte um den Segen für das neu anbrechende Jahr beschließt die Feier, bei der die Jahreslosung oftmals in der Predigt ausgelegt wird.
Das Silvesterfest am 31. Dezember markiert den rechnerisch-kalendarischen Übergang in ein neues Jahr und geht somit - entgegen seiner Namensgebung - nicht auf einen christlich-religiösen Ursprung zurück. Letztere Komponente ist eher peripher: Silvester erhielt seine Bezeichnung als Gedächtnistag Papst Silvesters, der seit 314 römischer Bischof war, am 31.12.335 verstarb und der Legende nach Täufer Konstantins I. war. Obwohl dieser Kaiser eine entscheidende Wende einleitete, indem er das Christentum erstmals als gleichberechtigte römische Staatsreligion auswies, gilt Leben und Schaffen Silvesters als vergleichsweise unbedeutend und haben keinerlei Einfluss auf das Silvesterfest gezeitigt.
Der Silvesterabend steht sinnbildlich für den Abschied vom alten und den Start ins neue Jahr. Dieser Übergang wird kulturell mit unterschiedlichen Brauchhandlungen verbunden, die differierender regionaler und zum Teil auch sozialer Prägung sind. Die Zukunft erschien in der Vormoderne kaum kalkulierbar. Wohlstand war für die Bevölkerungsmehrheit maßgeblich von klimatischen Bedingungen abhängig, die Sorge vor Hunger- und Notjahren entsprechend groß. Diese Tatsache spiegelt sich in diversen Orakelbräuchen, die zum Jahresübergang abgehalten wurden und heute zum Teil noch in spielerischer Form Anwendung finden. Bleigießen, Schuhwerfen und Apfelschälen sind regionale Ausformungen des gleichen Wunsches - einen Blick in die Zukunft zu erlangen.
Weitere Brauchhandlungen stehen mit der Silvesterfeier in Verbindung und kennen regionale Ausprägungen: Während man durch festliche Mahlzeiten einen glanzvollen und zugleich positiven Jahreswechsel einläuten, in Umzügen und Spielen symbolisch das alte Jahr und seine Sorgen vertreiben wollte, dienten viele Feste tatsächlich der Gemeinschaftskonstitution, stärkten also soziale Beziehungen und sicherten somit indirekt vor wirtschaftlichen Alltagsrisiken ab. Soziale Aspekte des familiären und nachbarschaftlichen Lebens waren in der Vormoderne wichtige Absicherungen der ökonomischen Lebensbasis. Heute ist oft nur die äußere Form sozio-kultureller Handlungen erhalten, diese aber mit neuen Funktionskontexten verknüpft - so steht zwar das Feuerwerk überregional im Vordergrund, der ursprüngliche Sinn bleibt jedoch weitgehend unbekannt.
In evangelischen Gottesdiensten am Silvesterabend (Altjahresabend) steht das Motiv der "vergehenden Zeit" im Mittelpunkt. Einige Gemeinden bieten auch Mitternachtsandachten an, um einen meditativen, ruhigen Übergang in das neue Jahr zu ermöglichen.
Autor: Lars Winterberg
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Stern von Betlehem
In seinem Bericht von der Geburt Jesu Christi erzählt der Evangelist Matthäus von Weisen aus dem Morgenland, die einem Stern folgten, bis sie nach Bethlehem kamen. "Der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war." (Matthäus 2,9)
Häufig als Komet dargestellt, fand der Stern von Bethlehem Eingang in viele Bilder zur Weihnachtsgeschichte. Strohsterne am Weihnachtsbaum symbolisieren, dass das kleine Kind in der Krippe für Christen die Hoffnung in der Welt ist. Welches astronomische Phänomen die drei Weisen tatsächlich beobachtet haben, ist bis heute nicht ganz klar.
Die Weihnachtsgeschichte ist im Bericht des Evangelisten Matthäus (Kap. 2,1-12) fest mit der Schilderung des Sterns von Bethlehem verbunden. Drei Sterndeuter, sicherlich keine Könige, folgten einer besonderen Himmelserscheinung, die sie als Zeichen für die Geburt eines neuen Königs deuteten. Sie kamen nach Jerusalem und erkundigten sich bei König Herodes. Samt seiner gesamten Führung erschrak Herodes. Sie sahen die Vorhersagen des Alten Testaments erfüllt: "Und du, Bethlehem im jüdischen Lande, bist keineswegs das kleinste unter den Städten in Juda; aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll." (Micha 5,1) Die drei Weisen gingen nach Bethlehem und fanden den neugeborenen Jesus, fielen nieder und beteten das Kind an.
Auf vielen Gemälden ist der Stern von Bethlehem als Komet dargestellt. Ein solcher Schweifstern kann eine imposante Erscheinung am nächtlichen Himmel sein. Doch gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg, dass vor rund 2.000 Jahren ein heller Komet am Himmel des Nahen Osten zu sehen war.
Der Astronom Johannes Kepler (1571-1630) lieferte eine andere Erklärung. Er beobachtete in den Jahren 1604 und 1605, wie die Planeten Saturn und Jupiter sehr dicht beieinander standen. Er berechnete, dass diese seltene Konstellation auch im Jahr 7 vor unserer Zeitrechnung auftrat. Die beiden Planeten sind schon alleine helle Erscheinungen. Wenn sie fast an der gleichen Stelle stehen, ergibt sich ein "neuer heller Stern". Diesem Phänomen könnten die drei Weisen gefolgt sein. Jesus wäre demnach im Jahr 7 vor Christus geboren. Für diese Theorie spricht seine astrologische Deutung: Alles, was sich im Himmel abspielte, entsprach der Wirklichkeit auf der Erde. Der Planet Saturn wurde mit Israel in Verbindung gebracht, Jupiter galt als Königsstern. Die Begegnung fand im Sternbild der Fische statt, welches für Palästina stand. Für die Astrologen konnte sich daher nur die Schlussfolgerung ergeben, dass in Palästina ein neuer König geboren sei.
In der Weihnachtsdekoration weisen Strohsterne auf die besondere Bedeutung Jesu Christi für die Welt hin. Als kleines Kind auf Stroh gebettet kam der Retter auf die Welt, um später in hellem Glanz zu erstrahlen. Strohsterne bringen beides zusammen - die Geburt in Niedrigkeit und die Auferstehung in Herrlichkeit. Ein mit Strohsternen geschmückter Tannenbaum ist daher immer ein Christbaum. Neben diesen symbolischen, gibt es auch pragmatische Gründe, Sterne aus Stroh zu fertigen. Strohsterne sind einfach herzustellen. Auch Ungeübte und Kinder bringen aus Stroh ansehnliche Basteleien zustande. Zudem war Stroh zu allen Zeiten nahezu überall kostenlos zu bekommen.
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Sternsingen
Der Brauch der Sternsinger entstand im 16. Jahrhundert in der katholischen Kirche. Verkleidet als Heilige Drei Könige ziehen Kinder und Jugendliche mit einem Stern von Haus zu Haus. Sie singen Lieder, segnen das Haus und dessen Bewohner, sammeln Süßigkeiten und Spenden. Seit 1959 kommen diese Spenden karitativen Zwecken zugute.
Am 6. Januar ziehen in vielen katholischen Gemeinden Kinder und Jugendliche, die als Heilige Drei Könige verkleidet sind und einen Stern tragen, von Haus zu Haus. Sie singen ein Dreikönigslied oder sagen einen Spruch auf. Mit geweihter Kreide segnen sie das Haus und dessen Bewohner, indem sie die Buchstaben C M B (lat. christus mansionem benedicat = Christus segne dieses Haus), umrahmt von der Jahreszahl über die Eingangstür schreiben (z.B. 20+C+M+B+04). Sie wünschen ein frohes neues Jahr, sammeln Spenden für karitative Zwecke und auch Süßigkeiten.
Der Ursprung dieses Brauchs liegt im 16. Jahrhundert. Die Reformatoren, allen voran Martin Luther, hatten die Feier des Epiphaniasfestes und seine einseitige Ausrichtung auf die Weisen aus dem Morgenland kritisiert. Als Reaktion darauf und zur Stärkung des Feiertages verbreitete die katholische Kirche fortan Flugschriften, auf denen Sternsingerlieder abgedruckt waren, die den Festtag und seine Sinngebungen beschrieben. Zunächst von Studenten und Schülern aufgegriffen und im 17. Jahrhundert dann von Tagelöhnern, Soldaten oder Handwerkern ausgeübt, entwickelte sich das Sternsingen zunehmend zur störenden Bettelei. Die Obrigkeit verfolgte und bestrafte dies, und der Brauch verschwand zunehmend.
Erst durch die Nationalsozialisten in den 1930er Jahren kam es zu einer Wiederbelebung. Dem Sternsingen gab man einen neuen Zweck, indem man die Spenden verschiedenen Institutionen zugute kommen ließ. Im Jahre 1959 wirkte dann in Aachen das "Päpstliche Missionswerk der Kinder in Deutschland" entscheidend auf den Sternsingerbrauch ein. Grundsätzlich von der Pfarrjugend der einzelnen Gemeinden ausgeübt, kommen seitdem die Spenden karitativen Aktionen zugute.
Von der evangelischen Kirche wurde das Sternsingen zwar abgelehnt; aber in einigen Regionen bildeten sich neue oder ähnliche Formen heraus. Dazu gehören Heischelieder, die am Nikolaustag oder am Rosenmontag gesungen werden.
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Weihnachtsbaum
Der Weihnachtsbaum hat seinen Ursprung im kirchlichen Krippenspiel des Mittelalters. Als gabentragender Baum weihnachtlicher Zunft- und adliger Weihnachtsfeiern hielt er ab dem 19. Jahrhundert Einzug in die Familien. Als das weihnachtliche Symbol schlechthin ist er aus der familiären Weihnachtsfeier nicht mehr wegzudenken.
Der Siegeszug des Weihnachtsbaums nahm als Paradiesbaum und Träger des Sündensymbols bei den Krippenspielen bzw. Paradiesspielen in den Kirchen des späten Mittelalters seinen Anfang.
Erstmals außerhalb des kirchlichen Zusammenhangs, eingebettet in die Festbräuche der Zünfte, wird der Weihnachtsbaum im 16. Jahrhundert erwähnt. Von hier aus fand der Christbaum - wie er im süddeutschen Raum genannt wird - zunächst seine Verbreitung an den europäischen Königshöfen und beim Adel. Um 1800 hielt er Einzug in die bürgerlichen Wohnstuben der Oberschicht.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts wird der Weihnachtsbaum in allen Kreisen der Bevölkerung zu dem Symbol der Advents- und Weihnachtszeit schlechthin. Dabei ging die Verbreitung regional sehr unterschiedlich vonstatten. In protestantischen Regionen zeigte man sich dem Weihnachtsbaum als Gegensymbol zur zunächst eher katholischen Krippe wesentlich aufgeschlossener als in vorwiegend katholischen Gebieten.
Die Popularisierung des Weihnachtsbaums als Inbegriff der Familienweihnacht wurde entscheidend von den beiden Weltkriegen gefördert. Durch die Aufstellung von Weihnachtsbäumen in den Schützengräben und Lazaretten lernten Soldaten aus allen Teilen Europas den Brauch kennen und trugen ihn nach Hause.
Die heutige Popularität des Weihnachtsbaumes spiegelt sich in seinem Facettenreichtum wider. Ob vergoldeter Christbaumschmuck, zusammenklappbare Plastikimitation oder Tannenbaumduft aus der Spraydose, die Industrie kommt allen Wünschen und Bedürfnissen ihrer Konsumenten nach.
Autorin: Marta Augustynek
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Weihnachtsbeleuchtung
Die Beleuchtung der Weihnachtsmärkte wird schon seit ihren Ursprüngen im 13. Jahrhundert praktiziert. In der dunklen Jahreszeit wächst der Wunsch nach Licht und Wärme. Die extreme Ausleuchtung wie sie gegenwärtig auf zahlreichen Großmärkten beobachtet werden kann, ist allerdings eine Entwicklung der 1990er Jahre und hängt mit Amerikanisierungs- und Kommerzialisierungstendenzen deutscher Bräuche allgemein zusammen.
Die künstliche Beleuchtung von Räumen und Plätzen ist als Reaktion auf die kalte und dunkle Jahreszeit eine traditionsreiche menschliche Handlung. Durch das Licht wird die Sicherheit gesteigert und der menschliche Aktionsrahmen - da durch visuelle Reize geprägt - beträchtlich erweitert. Die Wärme der Flamme spendet zudem Geborgenheit und verbreitet Wohlbefinden.
Im christlichen Kontext spielt das Licht seit der Genesis eine entscheidende Rolle. In der Weihnachtsgeschichte zeigt der hell leuchtende Stern den Weg zur Krippe. Die Beleuchtung der Weihnachtsmärkte ist schon seit den Ursprüngen im 13. Jahrhundert üblich. Die extreme Ausleuchtung der gegenwärtigen, zum Teil mehrwöchigen Weihnachtsmärkte geht jedoch eher auf die 1990er Jahre und den amerikanischen Einfluss auf die deutsche Brauchlandschaft zurück. Die Illumination ganzer Gebäude wurde als typisch amerikanische Erscheinung zunehmend zum Ideal weihnachtlicher Vermarktung. In der Bundesrepublik der 1970er Jahren wäre eine derartige Energieverschwendung praktisch undenkbar gewesen.
Weihnachtsbeleuchtung wird offensiv beworben und angeboten. Der Trend überleuchteter Märkte geht zunehmend auf Privathaushalte über. Die Formen - von einfachen Kerzen über klassische Lichterketten bis hin zu beleuchteten Weihnachtsmännern und Rentiernasen - werden immer vielfältiger. Unter Umständen ließe sich diesbezüglich sogar von einer schwindenden Akzeptanz für den natürlichen Jahreszeitenrhythmus sprechen oder die alltagskulturellen Wandlungen mit Säkularisierungstendenzen in Beziehung setzen. Die weitere Entwicklung wird hier Aufschluss geben.
Autor: Lars Winterberg
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Weihnachtsessen
Neben dem feierlichen Gottesdienst ist gutes Essen kennzeichnend für kirchliche Festtage. Besonders am 1.Weihnachtstag wird im Rahmen des Möglichen reichlich aufgetischt. Legendär ist die "Weihnachtsgans".
Hohe Festtage waren im Mittelalter neben der kirchlichen Feier vor allem durch das Festmahl gekennzeichnet. Besonders zu Weihnachten spielte das Festmahl mit reichlichem und gutem Essen ein große Rolle So wurde in Norddeutschland Heiligabend auch "Vollbauchabend" genannt. Noch heute ist die "Völlerei" charakteristisch für das Weihnachtsfest und Ärzte haben in dieser Zeit häufiger von verdorbenen Mägen zu berichten. Begünstigt wurde das traditionsreiche, übermäßige Essen durch das im November einsetzende Herbstschlachten der seit Frühjahr gemästeten Schweine. So bildete Weihnachten, nach der Zeit mit den knapp werdenden Schlachtvorräten des Frühjahrs nicht nur den kulinarischen Höhepunkt, sondern auch den Abschluss der Fastenzeit des Advents.
Schwein haben
Die Redewendung "Schwein haben" verwenden wir auch heute im Sinne von Freude und Glück haben. Gewisse Verankerungen der weihnachtlichen Genüsse im Volksglauben, wie "Wer Weihnachten gut isst, dem geht es das ganze Jahr hindurch gut" oder umgekehrt, "Wer zu Weihnachten hungrig bleibt, muss das ganze Jahr Hunger leiden", ließen selbst die Armen in ihrem Rahmen an diesem Tag Besonderes auftischen.
In der Regel begann das Festtagsessen vor allem in den katholischen Regionen erst mit dem Frühstück am ersten Feiertag. Dieses wurde nach der Rückkehr vom Kirchgang gereicht. Da der 24. Dezember ein strenger Fastentag war, war das besonders geartete Essen ein doppelter Genuss.
Die traditionellen Speisen zu Weihnachten sind regional sehr unterschiedlich. Zwischen dem typischen Schweine- und Gänsebraten sowie dem Weihnachtskarpfen gibt es unzählige andere Gerichte, die wiederum in den einzelnen Familientraditionen variieren.
Autorin: Marta Augustynek
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Weihnachtslieder
Der Ursprung der Weihnachtslieder liegt im gesungenen Teil der weihnachtlichen Liturgie des Mittelalters. Neben den Krippenspielen und dem Quempas-Singen, hat nicht zuletzt Martin Luther durch das Einbeziehen der Gemeinde in seine eindrucksvollen Weihnachtschoräle das Weihnachtslied popularisiert.
Der Ursprung der Weihnachtslieder, also gesungener Texte, die das Weihnachtsgeschehen thematisieren, liegt im Mittelalter. Als Teil der Liturgie sang der Priester bei der Mitternachtsmesse lateinische Lieder. Das allmähliche Einbeziehen der Kirchenbesucher in das kirchliche Singen und das Aufkommen der Krippenspiele mit seinem ausgeprägten Liedgut verschafften dem Weihnachtslied nach und nach den Eingang in die häusliche Weihnachtsfeier. Vor allem die Reformation trug zur Popularisierung des Kirchen- und Weihnachtsliedes bei. Allen voran erkannte Martin Luther mit seinen Weihnachtschorälen und eindrucksvollen deutschen Texten die Gemeinschaft stärkende Wirkung des Liedes im Gottesdienst. Einige seiner Weihnachtslieder, wie beispielsweise "Vom Himmel hoch, da komm ich her!" gehören heute noch zu den beliebtesten.
Allmählich wurde das Musizieren überhaupt zum Bestandteil der standesgemäßen Erziehung im Bürgertum. So entwickelte sich das bürgerliche Liedgut des 19. Jahrhunderts mit der Folge, dass der Bedarf an populärer Notenliteratur stieg und damit auch neue, der Zeit entsprechende Weihnachtslieder aufkamen.
Ab Mitte des 20. Jahrhunderts erfuhr das Weihnachtslied die massenmediale Verbreitung, so dass ein kommerzieller Weihnachtsliedermarkt entstanden ist, der für jeden Geschmack, sei es Klassik, Pop oder Techno, etwas zu bieten hat.
Quempas-Singen
Beim Quempas-Singen wird die dunkle Kirche nur von Kerzen erhellt, die die Quempas-Sänger, die sich in vier Gruppen in der Kirche verteilen, in den Händen halten. Im Wechselgesang lösen sich die Gruppen von Strophe zu Strophe ab. An ihren Lichtern entzünden die Kirchengänger am Ende ihre Kerzen, um damit ihre Christbaumbeleuchtung zu Hause anzuzünden. Der Name leitet sich von dem lateinischen Liedtext ab: Quem pastores laudavere (Den die Hirten lobten sehre).
Autorin: Marta Augustynek
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Weihnachtsmann
Der Weihnachtsmann entstand im 16. Jahrhundert als inszeniertes Kunstprodukt und Gegendarstellung zum Heiligen Nikolaus. In seiner Entwicklung diente er verstärkt als Instrument bürgerlicher Pädagogik. Sein äußeres Erscheinungsbild war vielfältig und stets zeitgenössischen Einflüssen unterworfen, bis 1932 eine Werbekampagne des Coca-Cola-Konzerns das Aussehen des weihnachtlichen Gabenbringers nachhaltig prägte: Ein wohlbeleibter, bärtiger und in ein rot-weißes Kostüm gehüllter Weihnachtsmann wurde weltweit bekannt und dominiert seither die öffentlichen Darstellungen.
Der Weihnachtsmann ist ebenso wie das Christkind im Rahmen reformatorischer Einflussnahme des 16. Jahrhunderts entstanden. Beide sollten den zum Nikolaustag üblichen Schenkbrauch allmählich auf das Weihnachtsfest übertragen und somit die Verehrung des Heiligen Nikolaus - entsprechend des reformatorischen Gedankens von der Gleichheit aller Christen - eindämmen. Der Weihnachtsmann verfügt über keinerlei christlich-biblischen Hintergrund und ist somit als rein popular-kulturelles Kunstprodukt zu bezeichnen.
Das äußere Erscheinungsbild des Weihnachtsmannes geht ursprünglich auf Darstellungen des Heiligen Nikolaus zurück, unterlag aber in seiner Entwicklung zahlreichen Wandlungen. Der Weihnachtsmann passte sich damit stets zeitgenössischen und zum Teil auch regionalen Strömungen an. So entwickelte sich die Figur etwa als Personifikation des Winters zum Väterchen Frost und ist in dieser Form noch heute in Russland bekannt. Im 18. und 19. Jahrhundert erfuhr der Weihnachtsmann eine verstärkte öffentliche Thematisierung und Darstellung, wurde mit einer Rute zum strengen Beurteiler kindlichen Verhaltens und somit - wie etwa der zeitnahe Struwwelpeter - zum Instrument bürgerlicher Pädagogik.
Der Weihnachtsmann erlebte 1932 gewissermaßen eine zweite Geburt: Das Bild der heute weltweit bekannten "Onkelfigur", die bärtig, wohlbeleibt und in rot-weißem Kostüm die weihnachtlichen Gaben bringt, entpuppte sich als äußerst erfolgreiche Werbekampagne des amerikanischen Coca-Cola-Konzerns. Diese Variante hat sich inzwischen als extrem langlebig erwiesen, bestimmt nach wie vor die mediale Darstellung sowie den inszenierten Auftritt und hat in einigen katholischen und zahlreichen evangelischen Regionen das Christkind als Gabenbringer scheinbar endgültig abgelöst.
Autor: Lars Winterberg
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Weihnachtspyramide
Die Weihnachtspyramide ist ein dekoratives, traditionell aus Holz gefertigtes Spielzeug, welches als weihnachtlicher Haus- und gelegentlich auch Kirchen- und Gemeindeschmuck gilt. Die pyramidenförmige Konstruktion gipfelt in einem Flügelrad, welches durch das Abbrennen von Kerzen und der somit aufsteigenden warmen Luft eine permanente Rotation ermöglicht. Auf diese Weise werden die angebrachten - meist christlich-religiösen - Figuren in Bewegung und das jeweilige Publikum nach Möglichkeit in vorweihnachtliche Stimmung versetzt.
Die Weihnachtspyramide kann in Deutschland neben Weihnachtsbaum und Krippe als eine der bekanntesten Dekorationen der Weihnachtszeit bezeichnet werden. Mit dem Einzug der Weihnachtspyramide in zahlreiche Privathaushalte sowie regional auch in manche Kirchen oder - deutlich größer - auf öffentliche Plätze, handelt es sich um eine recht junge Entwicklung. Die Verwendung christlicher Figuren als auch die Kerzen- und Lichtsymbolik passen die Weihnachtspyramide gleich mehrfach in bestehende Brauchstrukturen und in die besinnlich-erwartungsfrohe Stimmung der Weihnachtszeit ein.
Weihnachtspyramiden waren bereits im 18. Jahrhundert deutschlandweit bekannt. Während sie noch bis ins 19. Jahrhundert gegenüber der Christbäume dominierten, entwickelten sie sich dann zunehmend zum Weihnachtsschmuck ärmerer Familien. Grundsätzlich handelte es sich dabei um Stabkonstruktionen - häufig aus Holz - die nach oben spitz zusammen liefen und meist mit Tannengrün (o. ä.) verziert waren. Die Formenvielfalt war dabei beträchtlich und stark regional geprägt. So kannte man z. B. in Thüringen den Reifenbaum, in Schlesien die so genannten Putzäpfel, es gab den niederbayerischen Klausenbaum und nicht zuletzt die Flügelräder des Erzgebirges. Letztere haben sich inzwischen, vermutlich aufgrund ihrer technischen Raffinesse, durchgesetzt: Um 1900 bildete sich im Erzgebirge die Sonderform der Weihnachtspyramide aus, die ein Flügelrad mit der bekannten Stabkonstruktion kombinierte. Die Funktionsweise ist dabei recht simpel: Eine Grundplatte und das darauf aufbauende, meist pyramidenförmige Gestänge dient der Befestigung einer vertikalen Welle, auf der zum Teil mehrere horizontale Platten mit Figuren angebracht sind. Die Welle gipfelt in ein Flügelrad, welches durch aufsteigende warme Luft der auf der Bodenplatte befestigten Kerzen in Rotation gebracht wird. Die Drehbewegung wird auf die Welle übertragen, wodurch sich schließlich auch die Figuren im Kreise drehen.
Diese neuartige Weihnachtspyramide sorgte im 20. Jahrhundert für eine Revitalisierung der Brauchform, die sich dann parallel zum Weihnachtsbaum durchsetzen konnte. Dafür ist neben der industriellen Produktion vor allem der insgesamt positiv besetzte Vertrieb handgefertigter Pyramiden verantwortlich. Auf den im 20. Jahrhundert massiv expandierenden Weihnachtsmärkten fand die erzgebirgische Sonderform rasch überregionale Verbreitung. Heute ist die Tendenz zu Weihnachtspyramiden im privaten Festumfang - der Krippe gleich - wieder leicht rückläufig.
Autor: Lars Winterberg
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X-Mas
Der gegenwärtige Modebegriff X-Mas ist eine Kurzform des englischen "christmas", also eine im anglo-amerikanischen Raum verbreitete Bezeichnung für das deutsche Weihnachtsfest. Abweichende Ausdrücke sind keinesfalls ungewöhnlich: Das Wort "Weihnachten" wurde im mitteldeutschen Raum erst im 13. Jahrhundert bekannt und stand lange Zeit parallel zur Bezeichnung "Christtag". Das englische "christmas" findet zudem eine Entsprechung in der niederländischen "Kerstmisse" - beide Worte leiten sich von "Messe/Mette" ab. In den USA steht der Begriff "christmas" zudem Pate für diverse Städte- und Inselnamen.
Autor: Lars Winterberg