Evangelische Kirche nimmt zehn Prozent mehr Steuern ein
Frankfurt a.M. (epd). Die evangelische Kirche verzeichnet ein deutliches Plus bei den Kirchensteuereinnahmen. Im ersten Halbjahr gebe es einen Anstieg von durchschnittlich zehn Prozent, sagte der Finanzchef der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Thomas Begrich, in einem epd-Gespräch. Als Folge des wirtschaftlichen Wachstums entwickele sich das Kirchensteueraufkommen rasant und mache ihn sprachlos: "Einen solch steilen Anstieg über drei Jahre gab es sehr lange nicht."
Insgesamt könne für 2008 mit Mehreinnahmen von 300 Millionen Euro gerechnet werden, fügte Begrich hinzu. Im vergangenen Jahr nahmen die 23 evangelischen Landeskirchen nahezu 4,2 Milliarden Euro ein. Das waren neun Prozent mehr als 2006. Für die katholischen Diözesen liegen noch keine Gesamtzahlen für das erste Halbjahr vor, wie der Geschäftsführer der Steuerkommission des Verbands der Diözesen Deutschlands, Elmar Niclas, sagte. Im vergangenen Jahr nahmen die 27 Diözesen 4,6 Milliarden Euro Kirchensteuer ein, ein Plus von 6,8 Prozent gegenüber 2006.
Regional sei die Entwicklung unterschiedlich, erläuterte der EKD-Finanzchef. Eine Landeskirche habe sogar weniger Kirchensteuern als im Vergleichszeitraum eingenommen. Insgesamt gebe es ein Gefälle vom Nordosten zum Südwesten Deutschlands. Trotz der größeren finanziellen Spielräume empfahl Begrich, den Konsolidierungskurs fortzuführen: "Die Hausaufgaben erledigen, die Versorgung sicherstellen, vorausschauend planen." Er fügte hinzu: "Ich weiß, dass die Landeskirchen genau das machen."
Langfristige finanzielle Verbindlichkeiten sollten die Kirchen Begrich zufolge unbedingt vermeiden. "Das, was wir erleben, kann ein erfreuliches Strohfeuer sein. Schon die Abgeltungssteuer kann uns ein jähes Erwachen bescheren", warnte er. Am 1. Januar 2009 wird die mit der Unternehmenssteuerreform beschlossene Abgeltungssteuer auf Kapitalerträge und Veräußerungsgewinn wirksam. Wie sich die auf die Kirchensteuer auswirke, lasse sich allerdings nicht beziffern, ergänzte der Leiter der EKD-Finanzabteilung.
Mittelfristig sei von einem Rückgang bei der Kirchensteuer auszugehen, sagte der Finanzchef. Ein wichtiger Faktor sei dabei die Mitgliederentwicklung. Schon aus demografischen Gründen verliere die evangelische Kirche jährlich 300.000 Gemeindemitglieder. Die Kirchensteuer beträgt in Baden-Württemberg und Bayern acht Prozent der Lohn- oder Einkommensteuer eines Kirchenmitglieds, in den übrigen Bundesländern neun Prozent.
28. Juli 2008