EKD-Bevollmächtigter Stephan Reimers wird 60 Jahre alt

Berlin (epd). Der Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei der Bundesregierung, Prälat Stephan Reimers, wird an diesem Freitag (30. Januar) 60 Jahre alt. Die EKD würdigt Reimers mit einem Festakt in Berlin, an dem auch Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, die Bundesminister Otto Schily, Hans Eichel, Brigitte Zypries und Heidemarie Wieczorek-Zeul sowie die CDU-Vorsitzende Angela Merkel teilnehmen werden. Reimers ist seit 1999 Bevollmächtigter des Rates der EKD in Berlin.

Der promovierte Theologe war bis in die achtziger Jahre in der Hamburger CDU aktiv, unter anderem als Mitglied der Hamburger Bürgerschaft. Von 1976 bis 1980 war Reimers CDU- Bundestagsabgeordneter. 1992 trat er aus Verärgerung über mangelnde Selbstkritik des Hamburger Landesvorsitzenden Dirk Fischer aus der CDU aus.

Von 1982 an war Reimers zehn Jahre lang Direktor der Evangelischen Akademie Nordelbien. Zudem engagierte sich der Vater von zwei Kindern stark in sozialen Projekten. Als Leiter des Diakonischen Werkes in Hamburg startete er 1993 die Obdachlosenzeitung «Hinz & Kunzt», ein Jahr später die Hamburger Tafel, die Bedürftige mit gespendeten Lebensmitteln versorgt. Bekannt wurden auch das von ihm initiierte Spendenparlament, bei dem die Spender über den Einsatz des Geldes mitbestimmen können, und der Mitternachtsbus, der bedürftige Menschen nachts mit Decken und warmen Getränken versorgt.

Portrait

Die aufgeregte Politik bringt den Hanseaten nicht aus der Ruhe - Der Berliner Vertreter der evangelischen Kirche, Stephan Reimers, wird 60

Von Jutta Wagemann

Berlin (epd). Über einen Mangel an Arbeit kann sich Stephan Reimers nicht beklagen. Die Sozialreformen, das Zuwanderungsgesetz, der Kopftuch-Streit - die Bundespolitik wird derzeit von Themen bestimmt, bei denen der Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in der Hauptstadt gefragt ist. Zeit für einen Empfang zu seinem 60. Geburtstag an diesem Freitag nimmt sich Reimers dennoch - bietet doch auch dieser Rahmen eine gute Gelegenheit, seiner wichtigsten Aufgabe nachzukommen: dem Gespräch mit Politikern aller Couleur.

Das Amt des «Bevollmächtigten des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union» hat Reimers 1999 angetreten, kurz nach dem Hauptstadtumzug von Bonn nach Berlin. Von den Warnungen, die Kirchen könnten im säkularen Berlin an Bedeutung verlieren, hat er sich nicht abschrecken lassen. Dennoch stellte der promovierte Theologe schnell fest, «dass die Kirchen nicht mehr automatisch Chefsache sind». Sie werden wahrgenommen, wie auch die Interessen der Industrie oder von Sozialverbänden zur Kenntnis genommen werden.

Manchmal ergeben sich dabei Bündnisse, die der Tradition zu widersprechen scheinen. So finden die Kirchenvertreter vor allem bei den Grünen viel Übereinstimmung bei Fragen der Asyl- und Flüchtlingspolitik. Die Christdemokraten hingegen, die ihm traditionell näher stehen, wurden im Stillen von Reimers und seinem katholischen Pendant Prälat Karl Jüsten mehrfach bearbeitet, um einen Kompromiss beim Zuwanderungsgesetz zu erreichen.

Ausreichend Erfahrung mit benachteiligten Gruppen in der Gesellschaft bringt Reimers mit. Sechs Jahre lang leitete er das Diakonische Werk in Hamburg und initiierte dabei Projekte für Obdachlose wie die Zeitung «Hinz & Kunzt», den Mitternachtsbus, in dem nachts Decken und warme Getränke zur Verfügung gestellt werden, oder die Kirchenkaten - Häuschen, die Obdachlosen auf kirchlichen Grundstücken ein kleines Zuhause geben sollen.

Wie es der hanseatischen Mentalität entspricht, sucht Reimers bei seiner Arbeit nie das laute Wort, nie die Schlagzeile. Stattdessen vertritt er seine Meinung ruhig, aber beharrlich - nach zwei Seiten. Nicht nur Ministerien und Parteien bekommen seine Analysen zu hören, auch der Rat der EKD. Reimers muss das Gras wachsen hören. Ob Gesetzesvorhaben oder Personalia - sein Vortrag über das politische Geschehen im Regierungsviertel hat in Hannover Gewicht.

Zugute kommt dem Vater von zwei Kindern dabei seine politische Erfahrung. Lange war er in der Hamburger CDU aktiv, acht Jahre in der Hamburger Bürgerschaft. Von 1976 bis 1980 saß er im Bundestag. 1993 trat er aus der CDU aus wegen der mangelnden Selbstkritik des damaligen Landesvorsitzenden Dirk Fischer.

Stetig gefordert ist Reimers von der Berliner Politik, die so oft von kurzlebigen Aufgeregtheiten gekennzeichnet ist. Aus der Ruhe bringt ihn das nicht. Von seinem Büro aus blickt er gerne auf den schönen Gendarmenmarkt. Und wenn das nicht reicht, fährt Reimers nach Fuerteventura und geht am Meer spazieren.

28. Januar 2004