Bischof Huber: Gegen Missbrauch der Religion protestieren
Hamburg (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hat zum Protest gegen den Missbrauch von Religion in Konflikten aufgefordert. Wer feststelle, dass Religion funktionalisiert werde, habe die Verpflichtung "zu widersprechen, ja zu protestieren", erklärte der Berliner Bischof in einem "Spiegel"-Interview. Eine Quelle von Fanatismus sei derzeit vor allem die Verbindung von Religion und Nationalismus. Religion werde zur Legitimation von Gewalt missbraucht.
In diesem Zusammenhang kritisierte der EKD-Repräsentant sowohl die von US-Präsident George W. Bush verwendete Formel von der "Achse des Bösen" als auch die Aufforderung zum Märtyrertum. Religion dürfe nicht auf fundamentalistische Phänomene verkürzt werden, erklärte der Bischof. Daneben gebe es auch Zuwendung zu Spiritualität: "Es gibt neues Leben in Kirchengemeinden, in Kommunitäten, in Klöstern und auf Pilgerwegen."
Huber verwies auf Unterschiede zwischen Christentum und Islam: "Mohammed war nicht nur Prophet, er war auch Kriegsherr." In der Geschichte des Christentums dagegen sei die Verbindung von Glauben und Gewalt keineswegs die "generelle Grundlinie". Er widersprach der These, dass es im Kern des christlichen Glaubens ein gewaltsames Potenzial gebe. "Es gibt eine Pflicht des Christen zur Selbstkritik."
Der EKD-Ratsvorsitzende wies darauf hin, dass es zwischen Religionen unterschiedliche Vorstellungen von Religionsfreiheit gebe. "Die Freiheit, zu einer anderen Religion als dem Islam zu wechseln, ist im gegenwärtig vorherrschenden muslimischen Denken nicht allgemein anerkannt." Huber wandte sich dagegen, Unterschiede im interreligiösen Gespräch zu leugnen. "Es bringt den Frieden kein Stück voran."
09. Mai 2008