Künftiger Bischof Meister: Kirche bleibt prägende Gemeinschaft

Hannover (epd). Die Kirche wird nach Meinung des künftigen hannoverschen Landesbischofs Ralf Meister (48) auch in Zukunft eine prägende Kraft für die Gesellschaft bleiben. Er glaube, dass es "mehr Menschen geben wird, die aus einem überzeugten christlichen Glauben ihr Leben und ihr Handeln bestimmen lassen", sagte er nach seiner Wahl im epd-Gespräch: "Nicht nur in Gottesdiensten, sondern vor allen Dingen auch im Alltag und politisch."

Wenn die christliche Tradition heute an manchen Punkten weniger Menschen erreiche als vor 20, 80 oder 150 Jahren, habe das in keiner Weise mit Niedergang oder Schwäche der Kirche zu tun, betonte der bisherige Berliner Generalsuperintendent. "Das ist eine kulturelle Veränderung, die nichts über die Kraft von Kirche sagt." Die Kirche könne nach den Maßstäben von Größe oder Quantität nicht eingeordnet werden, so der künftige Bischof. Sie habe einen Auftrag, der seit 2.000 Jahren bestehe.

Der Protestantismus in Deutschland werde in Zukunft voraussichtlich entscheidende Veränderungen in der Organisation erleben, sagte Meister weiter. Die Zusammenarbeit evangelischer Landeskirchen werde sich verstärken. Er erwarte auch, dass sich die ökumenische Situation sehr deutlich verbessern werde.

Am Donnerstag ist Meister zum neuen Bischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers gewählt worden. Er übernimmt damit die Nachfolge von Margot Käßmann, die in Februar von ihrem Amt zurückgetreten war. Am 26. März wird er in Hannover in sein neues Amt eingeführt.

26. November 2010


Ralf Meister wird Nachfolger von Margot Käßmann im Bischofsamt

"Danke von Herzen für Vertrauensbeweis"

Hannover (epd). Ralf Meister ist neuer Bischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Der 48-jährige Berliner Generalsuperintendent erhielt am Donnerstag im hannoverschen Kirchenparlament 64 von 76 abgegebenen Stimmen. Er übertraf damit im zweiten Wahlgang klar die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit von 52 Stimmen. Zwölf Synodale enthielten sich. Leitende Repräsentanten aus Kirche und Politik gratulierten Meister zu seiner Wahl. Der Nachfolger von Margot Käßmann, die im Februar vom Bischofsamt zurückgetreten war, wird am 26. März in sein Amt eingeführt.

Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) wünschte ihm im Namen der Landesregierung Freude, Kraft und Erfolg im neuen Amt. "Viele Menschen suchen in der heutigen Zeit nach Orientierung und Halt", sagte McAllister. Kirche und Politik müssten sich in der modernen Gesellschaft vielfältigen Herausforderungen stellen. Sie könnten dabei einen entscheidenden Beitrag für einen gemeinsamen Wertekanon leisten.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, wünschte dem künftigen Bischof für sein Amt Gottes Geleit und eine glückliche Hand. Durch seine langjährige Leitungserfahrung als Propst in Lübeck und als Generalsuperintendent in Berlin sowie sein Engagement in Funk und Fernsehen bringe Meister viele Erfahrungen mit.

Der braunschweigische Landesbischof Friedrich Weber hieß Meister in Niedersachsen willkommen. Mit dem gebürtigen Hamburger erhalte die hannoversche Landeskirche einen profilierten Theologen, der in der Lage sei, die Positionen der evangelischen Kirche in der Öffentlichkeit offensiv und klar zu vertreten. Weber ist Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen.

Ralf Meister sagte nach der Wahl unter stehendem Applaus der Kirchenparlamentarier: "Ich danke Ihnen von Herzen für diesen Vertrauensbeweis." Ausdrücklich dankte er auch seinem Gegenkandidaten Wolfgang Gern, vor dem er hohe Achtung habe. Der 59-jährige hessen-nassauische Diakonie-Chef Gern hatte seine Kandidatur am Mittwochabend zurückgezogen, nachdem er im ersten Wahlgang drei Stimmen weniger erhalten hatte als Meister.

Meister ist seit 2008 Generalsuperintendent des evangelischen Sprengels Berlin. Er studierte Theologie und Judaistik an den Universitäten Hamburg und Jerusalem. Danach war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni Hamburg. 1996 wechselte er in die Redaktion Kiel des Evangelischen Rundfunkreferates der Norddeutschen Kirchen und wurde so zahlreichen Hörern des NDR bekannt. 2001 übernahm der verheiratete Vater von drei Kindern das Amt des Propstes in Lübeck. Seit 2004 ist der Theologe Sprecher des "Wortes zum Sonntag" in der ARD. Mit seiner Wahl zum Landesbischof sei diese Tätigkeit nun nach sechs Jahren beendet, sagte Meister am Rande der Synode vor Journalisten.

Die persönliche Herausforderung werde für ihn in den ersten Monaten sein, die gesamte Landeskirche von Hannoversch Münden bis nach Cuxhaven in den Blick zu nehmen, sagte Meister. Am Wichtigsten sei ihm dabei, die Menschen kennenzulernen. Sein Wunschtraum sei es, einmal mit dem Fahrrad vom Harz bis nach Ostfriesland zu fahren, um die Landeskirche in allen Facetten zu erleben.

26. November 2010