EKD-Ratsmitglied Friedrich will syrische Christen nicht zur Auswanderung ermuntern
Frankfurt a.M. (epd). Der Vorsitzende der Evangelischen Mittelostkommission (EMOK), Johannes Friedrich, setzt sich für bedrängte syrische Christen ein, will sie aber nicht zur Auswanderung auffordern. "Wir werden sicher nicht explizit dazu aufrufen, dass syrische Christen nach Deutschland kommen", sagte Friedrich, der auch Mitglied im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland ist, in einem Interview des Frankfurter Magazins "Welt-Sichten" (Septemberausgabe). "Das wäre unsolidarisch gegenüber den Kirchen vor Ort."
Friedrich zog Parallelen zum Irak-Krieg. "Als wir uns für die Aufnahme von irakischen Flüchtlingen eingesetzt haben, kam heftige Kritik von irakischen Bischöfen. Sie warfen uns vor, wir würden zur Auswanderung aus dem Irak aufrufen und dazu beitragen, dass die Kirchen ausbluten", sagte der frühere bayerische Landesbischof. Wer aber aus guten Gründen als Flüchtling nach Deutschland komme, solle Hilfe erhalten.
Friedrich zufolge hatten die Christen in Syrien bis vor kurzem Spielräume, die in anderen arabischen Ländern nicht existierten. "Assad galt als Garant für ihre Sicherheit", sagte er. Nun wirkten radikale muslimische Gruppen in der Opposition bedrohlich. In Syrien leben etwa zwei Millionen Christen, rund zehn Prozent der Bevölkerung. Neben den katholischen Melkiten zählen die griechisch-orthodoxe und syrisch-orthodoxe Kirche die meisten Gläubigen.
Die Evangelische Mittelostkommission berät die Evangelische Kirche in Deutschland und andere Kirchenverbände. In ihr sind Kirchen, Missionswerke, Hilfswerke und christliche Organisationen vertreten, die Beziehungen zum Mittleren Osten pflegen.
29. August 2012