"Christen im Irak sind höchst gefährdet"
Drei Fragen an Nikolaus Schneider, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland
(epd-Gespräch: Thomas Schiller)
Berlin (epd). Die Kirchen in Deutschland sorgen sich um die Christen im Irak. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, sieht angesichts des Vormarsches der islamistischen Terrorgruppe Isis aber auch Muslime anderer Glaubensrichtungen in Gefahr.
Der Vormarsch der islamistischen Terrorgruppe Isis hat den Irak in eine Krise gestürzt. Wie schätzen Sie die Situation der im Land verbliebenen Christen ein?
Schneider: Ich sehe mit großer Sorge, wie sich die Terrororganisation Isis ausbreitet. Die Christen im Irak sind höchst gefährdet. Auf diese terroristische Bedrohung muss die Weltgemeinschaft eine gemeinsame Antwort finden.
Hat die Interventionsstrategie der USA versagt?
Wer Gewalt einsetzt, löst die Probleme nicht. Nur Recht und der Aufbau ziviler Ressourcen sichert langfristig den Frieden. Diese Lehre aus Afghanistan gilt auch für den Irak. Die Lage im Irak zeigt, wie wichtig Zurückhaltung und Besonnenheit bei einem militärischen Einsatz ist. Wenn er der Logik polizeilichen Handelns erfolgt, um Räume zu schützen, in denen sich die Zivilgesellschaft entwickeln kann, kann ein solcher Einsatz allerdings sinnvoll und notwendig sein. Er muss aber Rücksicht auf die Strukturen und die Kultur des jeweiligen Landes nehmen.
Was ist schief gelaufen?
Nach der Zerstörung eines Staates ist der Wiederaufbau nicht so gelungen, dass die Nation aus sich heraus die Grundbedürfnisse des Lebens organisieren und schützen kann. Wenn Menschen mit radikalen Vorstellungen eine solche Situation ausnutzen, besteht höchste Gefahr für Menschen anderen Glaubens - für Christinnen und Christinnen, aber auch schon für Anhänger anderer islamischer Glaubensrichtungen.
13. Juni 2014