Kirchenvertreter verurteilen "Pegida"-Demonstration
Köln/Berlin (epd). Vor erneuten "Pegida"-Demonstrationen in mehreren Städten am Montag haben Kirchenvertreter deutliche Kritik an der Bewegung geübt. "Von der Zielsetzung her ist 'Pegida' unchristlich", sagte Nikolaus Schneider, ehemaliger Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Montagsausgabe). Man könne nicht das Abendland verteidigen, indem man den Islam zum Feind ausrufe. "Christinnen und Christen haben deshalb auf diesen Demonstrationen nichts zu suchen."
Schneider warnte davor, auf die Forderungen der islamfeindlichen Demonstranten einzugehen. Man müsse "deutlich sagen, dass das Unsinn ist", sagte Schneider, der bis 2013 auch Präses der rheinischen Landeskirche war. Der Theologe sprach sich dafür aus, mit den Demonstranten zu sprechen, äußerte sich aber zugleich skeptisch über die Erfolgsaussichten solcher Gespräche: "Das Problem ist, dass die meisten gar nicht diskutieren wollen - aus guten Gründen, denn sobald Argumente ausgetauscht werden, sind die ja am Ende."
Als "pfiffige Aktion" lobte Schneider den Protest des Kölner Domkapitels gegen die "Kögida"-Demonstration - den Kölner Ableger der "Pegida"-Bewegung. Während der Kundgebung soll die Außenbeleuchtung am Dom abgeschaltet werden. Auch die evangelische Antoniter-Kirche und andere Gebäude in Köln wie das Schokoladenmuseum sollen aus Protest gegen "Kögida" dunkel bleiben.
Dompropst Norbert Feldhoff sagte im Deutschlandradio Kultur, die Religionsfreiheit in Deutschland müsse umfassend sein und auch für den Islam gelten. Wer bei "Kögida" mitlaufe, unterstütze automatisch extreme Ansichten. Die für "Pegida" typische Mischung aus Extremisten und Menschen aus dem bürgerlichen Lager bezeichnete der Dompropst als gefährlich.
Feldhoff berichtete, er habe wegen der Protestaktion am Dom eine Fülle von E-Mails bekommen. Es seien rassistische Äußerungen darunter, es hätten sich aber auch gutbürgerliche Katholiken gemeldet, die enttäuscht seien und jetzt aus der Kirche austreten wollten.
Der frühere Präsident des Lutherischen Weltbundes, Altbischof Christian Krause, bezeichnete die Verwendung von christlichen Symbolen bei "Pegida"-Demos als "pervers". "Wenn ich sehe, dass da schwarz-rot-gold angestrichene Kreuze hochgereckt werden, gruselt es mich", sagte der frühere Bischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Montagsausgabe).
Krause betonte, in der Auseinandersetzung mit den Demonstranten müssten der Sinn und das Ziel von Weltoffenheit und Toleranz besser verdeutlicht werden. "Da soll angeblich eine christliche Prägung unserer Kultur mit den Mitteln der Ausgrenzung verteidigt werden." Wer so rede, wisse offenbar selbst nicht, was er da verteidige, sagte der Theologe.
Die Türkische Gemeinde in Deutschland rief die Berliner zu einem möglichst zahlreichen Protest gegen den "Pegida"-Ableger "Bärgida" am Montagabend in der Hauptstadt auf. Eine ähnliche Atmosphäre wie in den 90er Jahren mit zahlreichen rassistischen Angriffen auf Flüchtlinge dürfe sich nicht wiederholen, heißt es in einem am Montag in Berlin verbreiteten Aufruf. Zu einer Kundgebung gegen "Bärgida" am Montagabend am Brandenburger Tor werden nach Medienberichten bis zu 10.000 Teilnehmer erwartet.
Für Montagabend waren in Köln, Dresden, Berlin und weiteren Städten Kundgebungen der "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Pegida) geplant. Auch waren mehrere Gegendemonstrationen angekündigt.
06. Januar 2015