Berliner Landeskirche distanziert sich von Abtreibungsgegnern
Berlin (epd). Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) hat sich erneut vom "Marsch für das Leben" christlicher Abtreibungsgegner distanziert. In einer Stellungnahme bekräftigte die Landeskirche, dass sie die Positionen des Bundesverbandes Lebensrecht nicht teilt. Zugleich begrüßte die EKBO die öffentliche und kontrovers geführte Debatte unter Christen zum Thema Abtreibung.
"Die evangelische Kirche tritt konsequent für eine ergebnisoffene, aber nicht ziellose Beratung ein, die ohne moralische Vorwürfe eine eigenständige Gewissensentscheidung der werdenden Eltern ermöglicht", erklärte die Landeskirche. Die Schwangerschaftskonfliktberatung müsse deshalb alle Dimensionen des Lebens umfassen und mögliche Hilfen aufzeigen.
Die Landeskirche stehe für eine "Kultur des Lebens, die sorgsam und ethisch verantwortlich mit allem Leben, auch dem ungeborenen Leben umgeht", heißt es in der Stellungnahme weiter. Aus diesem Grund machten evangelischen Beratungsstellen Müttern in Konfliktfällen Mut, werdendes Leben zur Welt zu bringen und auch behinderte Kinder anzunehmen.
Lösungen anbieten
Viele Frauen könnten erst dann frei darüber entscheiden, ob sie das Kind wollen, wenn Lösungen für die sie belastenden Probleme greifbar werden. "Sehr viele entscheiden sich dann für ihr Kind, auch unter schwierigen Bedingungen oder bei einer absehbaren Behinderung", heißt es in der Stellungnahme. Die evangelische Landeskirche und die Diakonie träten deshalb dafür ein, Frauen und Paare in Konfliktsituation zu begleiten und sie praktisch und seelsorgerlich zu unterstützen.
Christliche Abtreibungsgegner und sogenannte Lebensschützer haben für den 17. September in Berlin wieder zu einem "Marsch für das Leben" aufgerufen. Der Schweigemarsch soll am Nachmittag mit einem ökumenischen Gottesdienst enden. Kritiker wie das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung oder die Frauenrechtsorganisation "Terre des Femmes" planen ebenfalls Protestmärsche. Sie werfen den Abtreibungsgegnern religiösen Fundamentalismus vor.
16. September 2016