23. Robert - Geisendörfer - Preis für Hörfunk- und Fernsehproduktionen

Die Jury „Allgemeine Programme“ des Robert Geisendörfer Preises hat unter Leitung des Vorsitzenden, Landesbischof Ulrich Fischer von der Evangelischen Landeskirche in Baden, am 16. Mai 2006 folgende Preise verliehen:

Hörfunk

Unter Einfluss. Selbstmordübungen in Jonestown
Rundfunk Berlin-Brandenburg 2005
an die Autorin Carrie Asman
an die Regisseurin Renate Jurzik
Redaktion: Feature, verantwortliche Redakteurin: Renate Jurzik
Produktion: RBB/WDR

Begründung der Jury:
An Hand von Augenzeugenberichten Überlebender dokumentiert das Feature die systematische Deprogrammierung, alles  Humanen. Sie kostete 1978 das Leben von 921 Menschen, die der amerikanischen- Sekte „Peoples Temple“ angehörten. Verzichtet wird auf sensationsorientierten Journalismus, stattdessen wird Raum gegeben für die gescheiterte Identitätssuche von Menschen.

Hits from Heaven
Hit-Radio Antenne 2005
an die Autorin Angela Behrens
an den Programmchef Tobias Michatsch
Redaktion: Evangelischer Kirchenfunk Niedersachsen, verantwortlicher Redakteur: Tobias Glawion

Begründung der Jury:
Sensibel werden hier große Hits aus den Charts ins Deutsche übertragen und interpretiert. Verquickt mit einem Bibelzitat werden die Texte lebensnah erläutert und auf den Alltag der Hörer bezogen. Eine gelungene Unterbrechung des gewohnten Musikprogramms und mit einer Länge von 7 Minuten auch ungewöhnlich für einen privaten Sender.

Fernsehen

Der Fall Mischa E. Lebensweg eines Mörders
ARTE/ZDF 2005
an die Autorin und Regisseurin Stella Tinbergen
Redaktion: Dokumentarfilm, verantwortliche Redakteurin: Anne Even
Produktion: Stella Tinbergen

Begründung der Jury:
Die einfühlsam austarierte Dokumentation rekonstruiert den „Fall Mischa E.“: Der Triebtäter und Mörder, dessen Leben mit erlittener Gewalt anfing und mit ausgeübter Gewalt endete, war vor seiner Festnahme ein erfolgreicher Leistungssportler und geachteter Schweizer Bürger. Eine der großen Stärken des Films ist, die bedrückende Lebensgeschichte nicht als Absolution für die Gewalttaten zu sehen.

Bella Block. Die Frau des Teppichlegers
ZDF 2005
an die Autorin Beate Langmaack
Redaktion: HR Fernsehspiel, verantwortlicher Redakteur: Pit Rampelt
Produktion: UFA-Fernsehproduktion

Begründung der Jury:
Der Krimi erzählt in einzigartiger Tönung zwischen Trauer und Melancholie, mit kleinen Gesten und Zeichen von einem der großen Verbrechen des Alltags: von den Immunisierungsstrategien gegenüber Hilferufen der Mitmenschen. Dabei verfällt er nie ins Moralisieren, er vertraut den Geschichten und geht gerade so unter die Haut.

Kinderfernsehpreis

Die Jury „Kinderprogramme“ des Robert Geisendörfer Preises hat unter Leitung des Vorsitzenden, Pfarrer Bernd Merz, Rundfunkbeauftragter des Rates der EKD und VEF, am 4. Mai 2006 folgendes Kinderprogramm ausgezeichnet:

Beutolomäus sucht den Weihnachtsmann
KI.KA 2005
an die Redakteure Wolfgang Lünenschloß, Carsten Schulte
an den Produzenten Albert Schäfer
Redaktion: Unterhaltung, verantwortliche Redakteure: Wolfgang Lünenschloß/Carsten Schulte
Produktion: studio.tv.film

Begründung der Jury:
Dieser Weihnachtskrimi ist ein Plädoyer für Werte wie Freundschaft und Nächstenliebe. Die Vorfreude auf das Fest der Liebe wird auf eine erfrischend andere und höchst originelle, aber auch warmherzige Art inszeniert. Ein Fernsehhöhepunkt für kleine und große Zuschauer.

Eine „Lobende Erwähnung“ geht an
die Redakteurin Manuela Lumb für
„Die große Frage“ (produziert für die „Sendung mit der Maus“)
WDR 2005
Redaktion: Kinder- und Familienprogramm, verantwortlicher Redakteur: Siegmund Grewenig
Produktion: WDR/Trickstudio Lutterbeck

Begründung der Jury:
Der nach dem Bilderbuch von Wolf Erlbruch anschaulich und liebevoll gestaltete Beitrag gibt in dreieinhalb Minuten in einer Verbindung von heiterer Poesie und unbekümmerter Spontaneität die richtigen Antworten auf eine der wichtigsten Fragen des Lebens: Warum bin ich auf der Welt?

Der Sonderpreis der Jury 2006 für exemplarische publizistische oder künstlerische Leistungen geht an die Autoren und Regisseure Mischka Popp und Thomas Bergmann.

Begründung der Jury:
Die Jury lobt vor allem den ästhetischen Anspruch und den Kenntnisreichtum ihrer Dokumentationen. Trotz ihrer ambitionierten Inhalte sind ihre Arbeiten im besten Sinne filmisch: sie verlassen sich nie allein auf die befragten Menschen, sondern erzählen ihr Thema immer in Bildern.

Preisverleihung 2006

Die Preisverleihung findet statt in München am 10. Juli 2006 in Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk, dabei begründen die beiden Jurys ihre Entscheidungen. Die ausgezeichneten Programme werden in Ausschnitten vorgeführt.

Mit dem Robert Geisendörfer Preis werden jährlich in der Kategorie „Allgemeine Programme“ zwei Fernseh- und zwei Hörfunkproduktionen ausgezeichnet. Die öffentlich-rechtlichen sowie private Rundfunkveranstalter haben sich an dem Wettbewerb beteiligt. Darüber hinaus vergibt die Jury „Allgemeine Programme“ einen Sonderpreis der Jury.

Seit 2004 werden auch Kinderprogramme mit dem Robert Geisendörfer Preis ausgezeichnet. Die Jury „Kinderprogramme“ vergibt einen Preis für die beste Kinderfernsehsendung. Gestiftet wird dieser Preis von der Gerda und Wolfgang Mann Stiftung – Medien für Kinder.

Die Preise sind insgesamt mit 25.000 Euro dotiert, der Sonderpreis ist undotiert. Die rege Teilnahme zeigt eindrucksvoll, welches hohe Ansehen der Robert Geisendörfer Preis unter den deutschen Medienpreisen genießt.

Der Robert Geisendörfer Preis wird im Gedenken an den christlichen Publizisten Robert Geisendörfer (1910-1976) vergeben, der als Gründungsdirektor des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik und Fernsehbeauftragter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland Maßstäbe journalistischer Profession und Passion gesetzt und sich in vielfältiger Weise um den Rundfunk verdient gemacht hat.

Hannover, 13. Juni 2006

Pressestelle der EKD
Silke Fauzi

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