Kirchenvertreter rufen zu Zuversicht auf
Frankfurt a.M. (epd). Leitende Geistliche der evangelischen und der katholischen Kirche haben vor dem Jahreswechsel zu Zuversicht und Mitmenschlichkeit aufgerufen. Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung erklärte, Angst sei kein guter Ratgeber, weil sie die Herzen eng mache und "versteinern" lasse. Der katholische Freiburger Erzbischof Stephan Burger wünschte sich für das neue Jahr mehr Engagement für Versöhnung und Frieden.
Kirchenpräsident Jung erklärte, derzeit verunsicherten weltpolitische Entwicklungen, andauernde Konflikte und Kriege, terroristische Bedrohungen und anderes viele Menschen. In Deutschland und Europa sollten sich die Menschen nicht verschließen. "Nicht voreinander. Und nicht vor den Menschen, die bei uns Hilfe und ein neues Leben suchen", betonte der evangelische Theologe.
"Aus Angst wächst nichts Gutes"
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, erklärte, der Anschlag von Berlin mit zwölf Toten habe alle erschüttert. Bei manchen habe er die Angst verstärkt, Opfer eines solchen Anschlags zu werden. "Aber es sind auch Ängste vor sozialem Abstieg, vor der Veränderung überhaupt, die Menschen bewegen", fügte der bayerische Landesbischof in seiner am 29. Dezember veröffentlichten Botschaft zum Jahreswechsel hinzu. Andere wiederum erschrecke der "raue, oftmals hasserfüllte Ton", der derzeit so häufig besonders im Internet zu beobachten sei.
Der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad erklärte mit Blick auf die Flüchtlingsdebatte und den Terroranschlag von Berlin, die Ängste und Sorgen der Menschen müssten ernst genommen werden. Aber Sorgen ernst zu nehmen, bedeute nicht, ihnen nachzugeben. Denn aus Angst wachse nichts Gutes. Christen sollten jeglicher Form der Menschenverachtung entgegentreten. Rechtsextreme Ideologen und militante Islamisten strahlten gleichermaßen eine menschliche Kälte aus, die einen frösteln lasse, sagte der evangelische Theologe.
Der katholische Bischof Burger warnte: "Lassen wir uns nicht vom Strudel populistischer Strömungen in den Abgrund ziehen: Halten wir fest an den Grundwerten unseres demokratischen Rechtsstaates, der auch tief im biblisch-christlichen Menschenbild verankert ist."
30. Dezember 2016