Rückkehr zur Romantik
Walcker-Orgel in Lübeck erhält ihren originalen Klang zurück
Die von der Stiftung Orgelklang als „Orgel des Monats Dezember“ gewürdigte Walcker-Orgel in der Kirche St. Gertrud in Lübeck wurde 1910, im Eröffnungsjahr der Kirche, eingeweiht. Nach mehr als hundert Jahren im Dienst wird das Instrument nun aufwändig restauriert und in seinen historischen Zustand zurückgeführt. Von den insgesamt rund 200.000 Euro, die dafür benötigt werden, stellt die von der EKD getragene Stiftung 10.000 Euro zur Verfügung.
Erbauer des Instruments war Oskar Walcker (1869 – 1948), Spross der renommierten Orgelbaufamilie aus Ludwigsburg, die als eine der führenden Repräsentanten des deutschen romantischen Orgelbaus gilt und von 1820 bis 2000 rund 6.000 Instrumente baute. „Unsere Walcker-Orgel ist eine der letzten ihrer Größe im Ostseeraum“, sagt Pastor Erik Asmussen, „die einzige erhaltene romantische Walcker-Orgel aus der Kaiserzeit in der Hansestadt“. Die Mitglieder der Gemeinde schätzen das Instrument und seinen romantischen Klang und spenden regelmäßig: „Mehr als 30.000 Euro haben wir schon zusammenbekommen“, berichtet Asmussen.
Mit der Orgelbewegung, die eine Rückbesinnung auf die Orgelbautechnik der Barockzeit mit sich brachte, waren pneumatische Werke wie das in St. Gertrud plötzlich unmodern. Diese Ablehnung dauerte jahrzehntelang an und führte dazu, dass 1980 auch die Walcker-Orgel umgebaut wurde. Die pneumatische Anlage wurde gegen eine elektrische Traktur mit neuem Spieltisch ausgetauscht, und das Hauptwerk wurde um ein Zusatzwerk, ein so genanntes „Auxilaire“, mit neuen Registern erweitert. So sollte das Instrument auch für barocke Orgelliteratur geeignet gemacht werden. Der Plan misslang, da barocke Klänge und romantisches Konzept nicht zusammenpassten.
Der Umbau von 1980 soll nun rückgängig gemacht werden: Der alte, pneumatische Spieltisch wird restauriert, damit er wieder zum Einsatz kommen kann; das Auxilaire aus den achtziger Jahren wird demontiert und fünf Register in pneumatischer Bauweise werden hinzugefügt. Im kommenden Frühjahr soll das Instrument wiederhergestellt sein. Am Ostermontag, so hofft Pastor Asmussen, wird das erste Konzert mit der dann wieder gänzlich romantischen Orgel stattfinden.
Die Stiftung Orgelklang der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) präsentiert in jedem Monat eine „Orgel des Monats“. Insgesamt fördert sie in diesem Jahr 21 Projekte in einem Gesamtumfang von derzeit 133.000 Euro. Die Mittel dafür werden aus Spenden sowie Erträgen des Stiftungskapitals bereitgestellt. Seit 2010 hat die Stiftung bereits 59 Förderzusagen über insgesamt 396.000 Euro gegeben.
Hannover, 17. Dezember 2012
Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick