Präsidiumsbericht der Synode der EKD 2020

7. Tagung der 12. Synode der EKD 2020, 8. und 9. November

Präses der Synode der EKD, Irmgard Schwaetzer

Irmgard Schwaetzer

Liebe Geschwister,

in diesem Jahr ist alles anders. Nähe, Begegnung, spontaner Austausch, ungezwungenes Beisammensein in großen und kleinen, wechselnden Gruppen – vieles von dem sozialen Miteinander, das uns ganz selbstverständlich durch unseren Alltag begleitet hat, hat sich durch die Corona-Pandemie grundlegend verändert. Das gilt auch für die Synodentagung, die jetzt vor uns liegt. Zu unserem jährlichen Treffen gehörten sie schließlich ganz selbstverständlich dazu: die intensiven Gespräche am Rande des Programms, die Empfänge, das gesellige Beisammensein. Das wird dieses Jahr ganz anders sein: Die im Herbst stark gestiegenen Infektionszahlen machen es nötig, dass wir ausschließlich digital zusammenkommen. Begegnen werden wir uns also nur im kleinen Videofenster auf dem Bildschirm. Das kennen wir bereits, denn die Ausschüsse und synodalen Gruppen haben bereits digital getagt – und die vor uns liegende Sitzung auch auf diese Weise sorgfältig vorbereiten können. Bei all dem Neuen haben wir also längst gelernt: Auch virtuell sind Kontakt und Austausch möglich, Gelegenheit zur Begegnung findet sich auch auf neuen Wegen. Unser Zusammenhalt ist nicht geringer geworden, sondern hat sich in der Zeit des Verzichts auf persönliche Begegnung in mancher Hinsicht sogar noch intensiviert.

Über das, was uns wichtig ist, können wir auch online intensiv und emotional diskutieren, unsere Anliegen vorantreiben, Entscheidungen vorbereiten und treffen. Das wird auch auf unserer digitalen Synodentagung selbst mit ihrem straffen Programm nicht anders sein. Ganz im Gegenteil: Vielleicht werden wir an der einen oder anderen Stelle überrascht sein, was unter den neuen Bedingungen alles möglich ist – oder sogar etwas entdecken, das ein Modell für die Zukunft sein kann. Denn auch diese Erfahrung hat ja die vergangenen Monate bestimmt: Unter den neuen Bedingungen und angesichts der Notwendigkeit, schnell ungewohnte Wege einzuschlagen, haben sich ungeahnte Möglichkeiten aufgetan, für unsere Gesellschaft insgesamt, so wie für uns als Kirche.

Die Pandemie hat unsere Vorbereitungen für die diesjährige Synode stark bestimmt. Im Januar konnte sich das Präsidium noch ohne jede Vorahnung des Kommenden ganz unbefangen in Präsenz treffen. Die Juni-Sitzung fand dann als Videokonferenz unter Einbeziehung der Ausschussvorsitzenden und der Gruppensprecherinnen und Gruppensprecher statt. In der Atempause, die der Sommer uns ermöglicht hat, konnten wir uns im August in dieser erweiterten Runde persönlich in Berlin treffen. Und nun wird das Treffen in digitaler Form immer vertrauter. Die Vorteile dieser Form der Diskussion und Abstimmung kennen wir inzwischen gut, dennoch vermissen wir die Nähe und die vertraulichen Gespräche sehr.

Seit Beginn der Pandemie haben wir als Präsidium die Möglichkeit einer rein digitalen Synodentagung in Betracht gezogen. Dafür mussten zunächst die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden. Das ist durch die Änderung eines Gesetzes gelungen, das für Synodentagungen an unterschiedlichen Orten während der Zeit der Trennung der Kirche nach 1965 verabschiedet worden war. Der Rat hat diese Änderung als gesetzesvertretende Verordnung mit Zustimmung der Kirchenkonferenz verabschiedet.

Trotz allem aber war die Corona-Pandemie nicht das einzige, was uns seit der Synodentagung im November 2019 beschäftigt hat. Auch unabhängig von der Notwendigkeit, unsere diesjährige Tagung unter Corona-Bedingungen neu zu organisieren, hat sich das Präsidium gemeinsam mit der UEK und der VELKD ganz grundsätzlich Gedanken über die Synodenarbeit gemacht. Das Ergebnis ist eine Empfehlung für die nachfolgende Synode, die zu einer Straffung der Präsenztagung führt und die wir der Synode auf dieser Tagung vorlegen.

In den Berichten, die wir auf dieser Tagung behandeln, begegnen uns die Themen, die uns über mehrere Jahre begleitet haben, etwa die Weiterführung der Friedensarbeit sowie die Prävention und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche. Und es wäre ganz ungewöhnlich, wenn nicht auch die Situation der Flüchtlinge in Europa, im Mittelmeer und hier bei uns wie in jedem Jahr auf der Synode zur Sprache käme.

Auch in den letzten Monaten habe ich als Präses der Synode Termine für die gesamte Synode wahrgenommen. Besonders wichtig war ein Besuch in der Gedenkstätte Auschwitz und dem Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau vom 2. bis 4. August 2020. Die Delegation der Evangelischen Kirche in Deutschland wurde begleitet vom Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster, und am 2. August 2020 auch vom Vorsitzenden des Zentralrats der deutschen Sinti und Roma, Romani Rose. In einer Gedenkstunde wurde die Shoa an den Sinti und Roma anlässlich der Auflösung des sogenannten „Zigeunerlagers“ und der Ermordung der letzten 2.900 Überlebenden vor 75 Jahren in Erinnerung gerufen. Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm hat im Namen unserer Delegation die Eindrücke und Gedanken, die uns an diesem wichtigen Ort des Gedenkens bewegt haben, treffend zusammengefasst: „Der Besuch in Auschwitz als dem Ort eines beispiellosen Menschheitsverbrechens hinterlässt Fassungslosigkeit. Es wird nie zu begreifen sein, wie Menschen anderen Menschen so etwas antun können.“ Und er hat betont, es sei umso wichtiger, die Wurzeln von Antisemitismus und Antiziganismus zu ergründen, die zu der Ermordung von Juden und Sinti und Roma in Auschwitz geführt haben. „Auch der jahrhundertealte christliche Antijudaismus – so müssen wir Christen voller Scham feststellen – hat den mörderischen Antisemitismus gefördert.“ Mit umso größerer Dankbarkeit haben wir angesichts dessen die Begleitung durch den Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster, als Zeichen des gewachsenen Vertrauens zwischen uns wahrgenommen. Auch deshalb war es mir wichtig, vor Ort noch einmal die Verantwortung zu unterstreichen, die uns aus der Vergangenheit erwächst: „Gerade angesichts der gesellschaftlichen Situation in Deutschland, in der Antisemitismus bis in die Mitte der Gesellschaft offen zutage tritt, ist es unsere Verantwortung als Christen und als Menschen, die Erinnerung an die Shoa wachzuhalten und Antisemitismus und Menschenverachtung in jeder Form entgegenzutreten.“ Deshalb liegt mir die Jugendbegegnungsstätte in Auschwitz auch so am Herzen. Sie ist entstanden auf Initiative der Aktion Sühnezeichen und wurde als deutsch-polnische Stiftung realisiert. Ich hoffe, dass möglichst viele Jugendgruppen aus der evangelischen Kirche dorthin reisen – zum einen um den Austausch mit den polnischen Nachbarn zu fördern, vor allem aber, um die Erinnerung an das Menschheitsverbrechen des Holocaust wach zu halten.

Gedenkstätten wie die in Auschwitz, aber auch Gedenktage wie der 1. September, der Weltfriedenstag und Tag der Erinnerung an den Beginn des Zweiten Weltkriegs, sind für das öffentliche Erinnern von größter Bedeutung. Am 1. September 2020 trafen erstmals Mitglieder des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Vertreter des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma zu offiziellen Gesprächen zusammen. Diese Begegnung war ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu Vertrauen und Dialog zwischen der evangelischen Kirche und den Sinti und Roma. Und sie bot erneut die Gelegenheit, den gemeinsamen Einsatz für Demokratie und Menschenrechte, gegen Menschenverachtung und Antiziganismus öffentlich sichtbar zu machen. Das Ausmaß an Unterdrückung und Verfolgung, unter denen die Sinti und Roma in der Vergangenheit gelitten haben, zeigt das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg, in dem die Gespräche stattfanden. Diese Verfolgung und Unterdrückung ist auch heute noch viel zu vielen Menschen gar nicht bekannt, ebenso wenig wie die Diskriminierung und die Vorurteile, mit denen die Sinti und Roma noch immer konfrontiert sind.

Umso wichtiger ist es, dass wir als evangelische Christinnen und Christen uns an ihre Seite stellen und mit ihnen gemeinsam dagegen eintreten.

Einen schönen Anlass zur Erinnerung bot der 31. August 2020, an dem wir auf 75 Jahre EKD zurückgeblickt haben. Dazu hatte der Rat der EKD die ehemaligen Ratsvorsitzenden und Synodenpräsides eingeladen. Sieben von ihnen konnten auch tatsächlich da sein: die ehemaligen Ratsvorsitzenden Prof. Dr. Klaus Engelhardt, Manfred Kock, Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Huber und Dr. h.c. Nikolaus Schneider sowie die Synodenpräsides Dr. Jürgen Schmude, Rosemarie Cynkiewicz – übrigens die einzige aus dem ostdeutschen Kirchenbund und sehr treue Begleiterin auch unserer Synode – und Katrin Göring-Eckardt. Sie alle erzählten von den wichtigsten Erinnerungen an ihre Amtszeit. Daraus entstand ein vielfältiges Bild des Lebens unserer Kirche – seit dem 1. Januar 2020 ist die EKD in ihrer Grundordnung als Kirche markiert – in den letzten Jahrzehnten.

Unsere diesjährige Tagung ist die letzte reguläre Zusammenkunft der 12. Synode der EKD. Und so bietet es sich an, nicht nur auf die Zeit seit der letzten Tagung, sondern auch auf die vergangenen sechs Jahre zurückzuschauen. Mit dem Besuch in Auschwitz im August gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Zentralrates der Juden ist ein Thema angesprochen, das uns immer wieder und sehr intensiv beschäftigt hat: das Verhältnis zu unseren jüdischen Geschwistern. Theologisch differenziert und intensiv haben wir uns 2015 und 2016 damit auseinandergesetzt. Möglich war das durch die sorgfältige theologische Vorarbeit des Gemeinsamen Ausschusses „Kirche und Judentum“ von VELKD, UEK und EKD. Den Mitgliedern des Ausschusses danken wir an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich.

Schon deutlich vor dem Reformationsjubiläum 2017 haben wir unsere eigene, schwierige Geschichte in den Blick genommen: Auf der Synode 2015 ging es dabei zunächst um Martin Luthers Haltung gegenüber den Juden. Klar und deutlich haben wir uns von Luthers Antijudaismus distanziert, benannt, wo die evangelische Kirche fehlgegangen ist und wo unsere besondere Verantwortung liegt. Am Ende der Kundgebung „Martin Luther und die Juden – Notwendige Erinnerung zum Reformationsjubiläum“ von 2015 heißt es: „Wir erkennen, welchen Anteil die reformatorische Tradition an der schmerzvollen Geschichte der ‚Vergegnung‘ (Martin Buber) von Christen und Juden hat. Das weitreichende Versagen der Evangelischen Kirche gegenüber dem jüdischen Volk erfüllt uns mit Trauer und Scham. Aus dem Erschrecken über historische und theologische Irrwege und aus dem Wissen um Schuld am Leidensweg jüdischer Menschen erwächst heute die besondere Verantwortung, jeder Form von Judenfeindschaft und -verachtung zu widerstehen und ihr entgegenzutreten.“ Das so klar und offen zu benennen, war ein wichtiger Schritt für unsere Kirche – und eine Voraussetzung dafür, zwei Jahre später das Reformationsjubiläum so reflektiert und geschichtsbewusst, so ökumenisch und so fröhlich zu feiern, wie wir es 2017 dann getan haben.

Ein weiterer Schritt auf dem Weg zu Umkehr und Erneuerung im Verhältnis zu unseren jüdischen Geschwistern war die Äußerung zur Frage der sogenannten ‘Judenmission‘ auf der Tagung in Magdeburg 2016. Nach einer intensiven Diskussion hat sich die Synode einstimmig gegen die Missionierung von Juden ausgesprochen: Das war ein wichtiger Moment nicht nur für diese Synode, sondern auch für unsere Kirche. Er hat geholfen, eine ungeklärte Konfliktlinie innerhalb der evangelischen Kirche aufzuarbeiten und weite Teile der Kirche zusammenzuführen. Die Kundgebung umreißt das besondere Verhältnis zu unseren jüdischen Geschwistern ganz klar und in wenigen Worten: „Wir bekräftigen: Die Erwählung der Kirche ist nicht an die Stelle der Erwählung des Volkes Israel getreten. Gott steht in Treue zu seinem Volk. […] Christen sind – ungeachtet ihrer Sendung in die Welt – nicht berufen, Israel den Weg zu Gott und seinem Heil zu weisen. Alle Bemühungen, Juden zum Religionswechsel zu bewegen, widersprechen dem Bekenntnis zur Treue Gottes und der Erwählung Israels.“

Wie wichtig es ist, dass wir unserer besonderen Verantwortung gegenüber den Juden gerecht werden, die aus dem Bewusstsein unserer historischen Verstrickung erwächst, zeigt die erschreckende Zunahme des Antisemitismus in Deutschland wie in Europa, von alltäglichen Schmähungen bis hin zum Anschlag im Oktober vergangenen Jahres in Halle. Wie schwierig in diesem Zusammenhang die Auseinandersetzung mit unserem eigenen Erbe ist und bleibt, haben wir in den letzten Jahren immer wieder an den Diskussionen um einen angemessenen Umgang mit den Schmähreliefs und -Inschriften gemerkt, die in manchen unserer Kirchen noch heute an unsere schuldhafte Verstrickung in die Verfolgung und Diskriminierung von Jüdinnen und Juden erinnern.

Im Gedächtnis wird uns als weiteres wichtiges Ereignis der vergangenen sechs Jahre die Feier des Reformationsjubiläums 2017 bleiben. In der Synode haben wir im November nach dem Reformationssommer eine erste Bilanz gezogen. Voraussetzung dafür waren die „Scouts“ aus ganz verschiedenen Bereichen unserer Kirche, die an Veranstaltungen im ganzen Land teilgenommen und uns ihre Eindrücke und Überlegungen dazu zur Verfügung gestellt haben. Kurz zusammengefasst, haben wir 2017 schon sehen können, was uns auch in diesem Jahr unter dem Einfluss der Corona-Krise noch einmal deutlich geworden ist: Wo wir die gewohnten Wege verlassen und Neues ausprobieren, treffen wir auf offene Ohren und großes Interesse. Wenn wir auf Partner zugehen, mit denen wir ein inhaltliches Interesse teilen, aber bislang wenig Berührungspunkte hatten, entstehen unerwartete Ideen und Projekte, die in Teile der Gesellschaft ausstrahlen, denen die Kirche zuvor eher fremd war. Wenn wir dagegen einfach an unseren alten, lang eingeübten Formaten festhalten, bleiben wir hinter unseren Möglichkeiten der Verkündigung des Evangeliums zurück. Diese Beobachtung hat 2017 zur Gründung des Koordinierungs-Teams geführt, das in den Folgejahren bestehen geblieben ist, sich in „Z-Team (Zukunfts-Team)“ unbenannte und in diesem Jahr die „Leitsätze für eine aufgeschlossene Kirche“ vorgelegt hat.

Die Zukunftsprozesse, die in diesem Jahr das Schwerpunktthema unserer Tagung bilden, beschäftigen uns also bereits seit einigen Jahren. In den Leitsätzen hat das Z-Team die theologischen Fragestellungen und die Kirchenentwicklungsthemen gebündelt und zugespitzt, die sich aus der Beschäftigung mit den ersten Beobachtungen des Reformationsjubiläums, aus der Auseinandersetzung mit den landeskirchlichen Reformprozessen, aber auch aus den allgemeinen gesellschaftlichen Trends ergeben. Dabei gehen sie letztlich der Frage nach, wie uns in unserer Zeit gelingen kann, was unser Auftrag als Kirche ist: Gott zu bezeugen in der Welt, in der wir leben. Darüber kann man natürlich trefflich streiten, und das haben wir seit dem Sommer, als die erste Fassung der Leitsätze erschienen ist, auch getan: So emotional und leidenschaftlich, wie es der Größe des Themas angemessen ist. Die Anregungen und die Kritik, die das Z-Team über die Publikums- und sozialen Medien, über direkte Zuschriften und verschiedene Diskussionsrunden erreicht haben, sind in die Neufassung der nun 12 Leitsätze eingeflossen, die wir im Oktober in den Ausschüssen diskutiert haben und über die wir nun auf der Synode beraten, um damit einen Prozess der Veränderung unserer Kirche einzuleiten und ihm eine Richtung zu geben.

Die theologischen und die Strukturfragen sind aber nur ein Teil der Zukunftsprozesse. Die 2019 veröffentlichte sogenannte Freiburger Studie zeigt die mittel- und langfristig zu erwartende Entwicklung der Kirchenmitgliederzahlen und der Finanzkraft der Kirche. Infolge der Corona-Pandemie wird sich der Rückgang unserer Finanzkraft beschleunigen. Deshalb ist es gut, dass wir rechtzeitig einen Prozess zur mittelfristigen Finanzplanung in Gang gesetzt haben, der darauf zielt, dass wir unsere Kernaufgaben auch langfristig nachhaltig erfüllen können – und dass uns Spielraum für Neues bleibt. Schon im vergangenen Jahr hat der Begleitende Ausschuss auf seinem Bericht vor der Synode Kriterien benannt, um bei der zukünftigen Verteilung der Finanzmittel Prioritäten setzen zu können: Was wir tun, muss der Gemeinschaftsbildung in der evangelischen Kirche nutzen, die Mitgliederbindung stärken und die öffentliche Präsenz der evangelischen Kirche fördern. Die Vorlage des Begleitenden Ausschusses, über die wir auf der Synode beschließen, richtet sich nach diesen Kriterien.

Der dritte unserer Zukunftsprozesse ist der Prozess „Kirche im digitalen Wandel“. Seit die Synode 2018 um die Einrichtung einer Stabsstelle Digitalisierung im Kirchenamt der EKD gebeten hat, sind wir einen großen Schritt weitergekommen. Der der Synode vorgelegte Bericht zeigt, wie unsere Sichtbarkeit im digitalen Raum zugenommen hat und weiter zunehmen kann. Durch die Corona-Krise hat sich das noch einmal beschleunigt. Viele Gemeinden haben kurzfristig digitale oder hybride Gottesdienst- und Andachtsformate auf die Beine gestellt – und gemerkt, dass sie plötzlich mehr und ganz andere Menschen erreichen als bisher. Die zunächst improvisierten digitalen und hybriden Angebote werden deshalb zukünftig aus unserem kirchlichen Leben wohl nicht mehr wegzudenken sein.

Diese Entwicklung wird sicher durch die deutlichere Präsenz junger Menschen in der Synode gefördert werden. Denn nach unserem Beschluss vom letzten Jahr werden in der nächsten Synode 20 junge Menschen unter 27 Jahren sitzen. Das wird einen Unterschied machen, davon bin ich überzeugt.

Prägender wird aber – und das gilt über den digitalen Raum hinaus – unser aller Erfahrung sein, was passiert, wenn man nach neuen Wegen sucht, um zu den Menschen zu gehen: Plötzlich ergeben sich ganz neue Kontakte, Berührungsmöglichkeiten, Partnerschaften und Allianzen. Und diese Erfahrung, die wir auch im Reformationsjubiläum schon machen konnten, gibt uns Mut für die Reformdebatten und -prozesse der kommenden Jahre. Darauf können wir aufbauen, ganz im Vertrauen auf die Worte der Bibel: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“ (2. Timotheus 1,7).

Deckblatt Präsidiumsbericht 2020

Präsidiumsbericht

7. Tagung der 12. Synode der EKD, 2020

Irmgard Schaetzer, Präses der Synode der EKD