„Perspektiven für die evangelische Kirche im 21. Jahrhundert“
Impulspapier des Rates soll Reformdebatte anstoßen
„Kirche der Freiheit. Perspektiven für die evangelische Kirche im 21. Jahrhundert“ lautet der Titel des Impulspapiers des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), das am morgigen Donnerstag, 6. Juli, veröffentlicht wird. Der Text zeigt Möglichkeiten auf, wie die evangelische Kirche den vielfältigen Herausforderungen, vor denen sie steht, begegnen kann. „Bei einem aktiven Umbauen, Umgestalten und Neuausrichten der kirchlichen Arbeit und einem bewussten Konzentrieren und Investieren in Zukunft verheißende Arbeitsgebiete wird ein Wachsen gegen den Trend möglich“, sagt der Ratsvorsitzende der EKD, Bischof Wolfgang Huber. Mit dem Impulspapier will der Rat eine Reformdebatte auf allen kirchlichen Ebenen und Handlungsfeldern anstoßen.
Der Text geht davon aus, dass eine Vielzahl gesellschaftlicher Entwicklungen – demographische Umbrüche, finanzielle Einbußen, hohe Arbeitslosigkeit, der globalisierte Wettbewerb – einen Wandel der Strukturen auch der evangelischen Kirche notwendig macht. Angesichts eines neuen Interesses für Religion, für tragfähige Grundeinstellungen und verlässliche Orientierungen „wachsen die Chancen wie auch die Verpflichtung der Kirche, Menschen durch die Verkündigung des Evangeliums zu erreichen“, betont Bischof Huber im Vorwort. Das Impulspapier zielt auf „einen Paradigmen- und Mentalitätswechsel“, „der die evangelische Kirche auf die neue Situation ausrichtet“, und „die Kraft zur Gestaltung des Umwandlungsprozesses freisetzt.“
Vier Grundannahmen bilden die Basis für die im Impulspapier vorgestellten Überlegungen. Leitend für Wesen und Auftrag der evangelischen Kirche sollen demnach „geistliche Profilierung statt undeutlicher Aktivität“ sein, „Schwerpunktsetzung statt Vollständigkeit“, „Beweglichkeit in den Formen statt Klammern an Strukturen“ und „Außenorientierung statt Selbstgenügsamkeit“. Diese vier biblisch fundierten Grundansätze werden in zwölf Leuchtfeuern als Orientierungspunkte auf dem Weg ins Jahr 2030 so entfaltet, dass die Chancen und Veränderungsaufgaben in den Schlüsselbereichen kirchlichen Handelns beschrieben werden. Die Leuchtfeuer wollen für die nächsten Jahre konkrete Ziele in den Blick nehmen. Das von einer Perspektivkommission des Rates der EKD entwickelte Papier soll die in den Landeskirchen vorhandenen Reformanstrengungen sichten und bündeln, verstärken und fördern. Die regionale Auseinandersetzung mit den im Text formulierten Vorstellungen soll helfen, die notwendigen Veränderungen für den jeweils eigenen Bereich zu klären und zu fördern. Ausdrücklich verbindet der Rat der EKD mit der Veröffentlichung seines Textes den Wunsch nach kritischen Stellungnahmen und konstruktiven Weiterentwicklungen. Ein Forum für die Bündelung der ersten Ergebnisse dieser Reformdebatte wird der Zukunftskongress der EKD bieten, der vom 25. bis 27. Januar 2007 in der Lutherstadt Wittenberg stattfindet.
Hannover / Berlin, 05. Juli 2006
Pressestelle der EKD
Karoline Lehmann / Christof Vetter