Israel soll Siedlungsbau um des Friedens willen stoppen
Leitender Bischof der VELKD fordert Einsatz gegen Antisemitismus
Für „skandalös“ hält es der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Dr. Johannes Friedrich (München), „dass wir Christen über Jahrhunderte hinweg nicht die Gemeinschaft mit Juden gesucht, sondern Gottes erwähltes Volk verfolgt haben“. In seiner Predigt im Gottesdienst in der Paul-Gerhardt-Kirche in Ahlen bei Münster beklagte Friedrich am 7. Juni, dass sich in Deutschland in antiisraelischer Kritik eine neue antisemitische Haltung breit mache, indem sie die Jahrhunderte langen Opfer zu Tätern herbeirede. „Dies ist nicht zu akzeptieren, auch wenn sie sich den Mantel des Unparteiischen und des Verständnisses für die Palästinenser umhängt und scheinbar objektiv Kritik am israelischen Vorgehen gegen die Palästinenser übt“, so der Landesbischof, der auch Nahostbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist und dem Rat der EKD angehört. Eine kritische Beurteilung der Politik der israelischen Regierung sei das eine und sicher immer wieder nötig. Gerade nach dem Gazakrieg habe er selbst einige Fragen, ebenso bezüglich des Mauerbaus und der Siedlungspolitik. „Und in dieser Woche, in der wir die weltweite Aktionswoche für Frieden in Palästina und Israel begehen, die in diesem Jahr den israelischen Siedlungsbau im besetzten palästinensischen Gebiet thematisiert, dürfen wir uns auch als Christen der Kritik unseres Außenministers und des amerikanischen Präsidenten am Siedlungsbau anschließen und von Israel erwarten, dass es um des Friedens willen einen weiteren Siedlungsbau stoppt.“
Etwas völlig anderes als solche Kritik sei aber unser Verhältnis zu Juden, betonte der Leitende Bischof. Die Juden in Deutschland seien in keiner Weise haftbar zu machen für die Politik des Staates Israel. Genau an diesem Punkt fange der Antisemitismus an. „Ich wollte ja auch nicht dafür haftbar gemacht werden, was in Nordirland unter dem Namen ,Protestanten‘ verübt wurde.“ Zusammen mit allen anderen Christen in unserem Land sollten wir uns aber bewusst werden, dass die Juden, mit denen wir das Alte Testament teilten, unsere Schwestern und Brüder seien. „Wir dürfen sie nicht alleine lassen, wir müssen gegen den wachsenden Antisemitismus kämpfen.“
Hannover, 07. Juni 2009
Udo Hahn
Pressesprecher