"Sport und Bewegung in der Bibel" - Vortrag im Rahmen einer Veranstaltung von Kirche und Sport in Geislingen
Volker Steinbrecher
Ich grüße Sie, werte Anwesende herzlich und bedanke mich bereits vorab für Ihr Interesse an der heute Abend gewählten Thematik.
Um die Bibel solle heute gehen – genauer gesagt um das, was sie zum Thema Sport und Bewegung zu sagen hat.
Als Zeugnissammlung der christlich/jüdischen Glaubensgeschichte ist die Bibel Grundlage unseres Glaubens – und seit dem ersten Zusammentragen biblischer Zeugnisse bis heute - rund 4000 Jahre alt. Das Buch selbst brauchte ca. 1000 Jahre um im dem Gewand zu erscheinen, wie wir es heute vor uns liegen haben. 1000 Jahre wurde gesammelt, geschrieben, verändert, überarbeitet, hinzugefügt, u.s.w. bis die Texte fertig waren. Und Sie können sich vorstellen, wie die Menschen, die in diesem Jahrtausendlangen Prozess involviert waren, sich ebenso veränderten und ihr jeweiliges kulturelles Erbe in ihre Arbeit mit einfließen ließen.
So kann man sagen, dass manche Texte des so genannten Neuen Testaments von griechischer Kultur beeinflusst wurden, während die meisten Texte des sog. Alten Testaments eher jüdisch/hebräisches Denken aufzeigen.
Das wird bei unserer Betrachtung biblischer Texte heute Abend eine Rolle spielen, wie Sie später noch merken werden.
Ich habe meine Ausführungen wie folgt gegliedert:
Einflüsse griechischer Philosophie auf christliche Lebensgestaltung – oder - vom Klischee der Leibfeindlichkeit des Christentums und seiner Wahrheit in der Geschichte
Das biblische Verständnis von Körper und Geist – oder - Was ist der Mensch?
Warum Kirche und Sport ein „tolles Paar“ sind – oder – von der Bedeutung von Glaube und Bewegung für unser Leben.
Zu 1.
Seit über 1000 Jahren versuchen Menschen ihr Leben nach der Heiligen Schrift auszurichten. Menschen, denen wir dabei eine besondere Ernsthaftigkeit zusprechen, kennen wir aus der Kirchengeschichte zur Genüge. Denken wir an die Beginne des Christentums in Europa, sind hier zu aller erst Die Ordensschwestern und Mönche der Klöster zu nennen.
Haben nun diese Mönche und Ordensschwestern auf der Grundlage der Bibel Sport getrieben? Haben Sie sich um ihren Körper gekümmert, ihn gepflegt und trainiert?
Nein! Das Gegenteil war oft der Fall.
In der Tradition einer bestimmten geistig-philosophischen Ausrichtung kam es zu einer Trennung und unterschiedlichen Bewertung von Leib und Geist. Hierbei wird dem Körper eine eindeutig untergeordnete Rolle beigemessen, ja alles Leibliche mit Sündhaften in Verbindung gebracht, das es gilt auszumerzen, den Leib zu züchtigen. Askese und Züchtigung zeigen z.B. im mittelalterlichen Klosterleben bisweilen groteske Züge: (Frauen und Männer, die sich nächtelang geißeln, sich körperliche Schmerzen zufügen, sich z. Teil wochen- und monatelang einmauern lassen) Alles, um den Geist frei zu bekommen von irdischen, leiblichen Bedürfnissen, um so zu reiner Gottesschau zu gelangen, um dem Herrn Jesus ganz nahe zu sein.
Aber Jesussprüche, die dieses Verhalten fordern, wird man in der Bibel vergebens suchen, denn der Ausgangspunkt dieser Entwicklung der Trennung von Geist und Leib innerhalb des Christentums gehört in die Anfänge europäischer Geistesgeschichte - in den Bereich griechischer Philosophie - und diese hat die gesamte Kultur Europas nachhaltig geprägt.
Es war der antike griechische Philosoph Platon (428 - 347 v. Chr.) der sich intensiv mit der Frage nach dem Wesen des Menschen beschäftigend, diese Entwicklung begründete.
Ohne sie, verehrte Damen und Herren jetzt mit einem Parforceritt durch die Philosophie Platons langweilen zu wollen, erlauben sie mir einige Randbemerkungen, die uns besser verstehen lassen, warum der Platonismus bis heute hinsichtlich seines Leib/Geist Dualismus wirkt.
Als Platonismus möchte ich hier eine Denkbewegung bezeichnen, die eine Existenz, eine Realität abstrakter Gebilde und Begriffe annimmt, die Platon Ideen nennt. „Platon dachte dabei an etwas, was sich dem geistigen Auge zeigt, und einmal erfasst und erkannt, die Gewähr dafür bietet, dass wir sicher wissen, worüber wir reden und worüber nicht.“ Diese Ideen sind so etwas wie feste Standards, feste Muster, Kategorien und dienen dem kritischen Denken als Normen der Beurteilung, d.h. als feste Orientierungspunkte des Denkens und der Erkenntnis. Diese Ideen sind es, die letztlich einzig real – im Sinne von werthaft – sind. Die sinnlich erfahrbare Welt ist demgegenüber zu einem Schattendasein verdammt, d.h. sie ist eigentlich unwirklich bzw. eine Täuschung.
Die gleiche Unterscheidung und Wertung trifft Platon bei der Bestimmung von Leib und Seele beim Menschen. Die Seele ist das eigentliche Selbst, das Unveränderliche und Ewige; dagegen ist der Körper endlich, sterblich und auf sinnliche Wahrnehmung angewiesen. Die Seele dagegen übersteht den leiblichen Zerfall und den Tod des Körpers.
D.h. der menschliche Körper beeinträchtigt nach Platon menschliches logisches vernünftiges Denken. Der Geist ist zu schulen – damit das Körperliche nicht zuviel Einfluss gewinnt.
Diese platonische Unterscheidung von Leib und Seele ist in der christlichen Rezeption auf fruchtbaren Boden gefallen und hat zu einer verheerenden Leibfeindlichkeit geführt. Der Körper / Leib wurde dabei zur Inkarnation des Bösen und Dämonischen überhaupt. Wie die empirische Welt das Gefängnis des Menschen darstellt, verhält sich der Körper als Gefängnis der Seele und trägt zur Verwirrung der Erkenntnis bei.
Berühmte Kirchenväter, wie Tertullian von Karthago tradieren diese Idee. Er selbst wettert mit anderen christlichen Autoren ca. 200 n. Chr. gegen die olympischen Spiele. In seinem Werk: de spectaculies schreibt er: „ Man wird nicht leugnen, dass die Vorgänge im Stadion des Anblicks nicht würdig sind, die Faustschläge, Ohrfeigen. das ganze freche Gebaren der Hand und all die Verunstaltungen des menschlichen Antlitzes, des Ebenbildes Gottes“. Als das Christentum zur Staatsreligion geworden ist, werden die olympischen Spiele verboten.
Im Jahre 426 n. Chr. werden auf Befehl des christlichen Kaisers Theodosius II alle griechischen Heiligtümer, darunter auch der Tempel in Olympia zerstört.
Wir halten fest – Die Denkbewegung des Platonismus, die Unterordnung des Leibes unter den Geist, hält Einzug in christliche Lebensgestaltung. Unter diesen Voraussetzungen entwickelt der christliche Glaube eine leibfeindliche Strömung, die durch die Kirchengeschichte bis heute spürbar ist.
Diese Ideologie der Trennung von Leib und Geist/Seele hatte ihre Blüte sicherlich in der Zeit der sogenannten frühen Kirche und im Mittelalter – treibt aber – und auch das ist unumstritten – heute ebenso bisweilen ihre Blüten.
- in den Kirchen mit ihren harten Sitzbänken ebenso, wie in Schulen mit ihren viel zu kleinen Klassenzimmern – in der Annahme – hier müsse allein der Geist bewegt werden – nicht die Gebeine – und der Geist braucht ja, sie wissen es – nur wenig Platz.
Doch neben diesem beschriebenem Traditionsstrang gibt es immer auch christliche Traditionsstränge, die sich auf biblische Aussagen berufen, die ein ganz anderes Bild vom Menschen zeichnen, als das von Platon geprägte Verständnis.
Zu 2.
Das biblische Verständnis von Körper und Geist – oder – was ist der Mensch?
Die Frage Was ist der Mensch? wird in der biblischen Literatur eindeutig beantwortet.
Der Mensch als Mann und Frau ist in aller erster Linie Geschöpf. Die anthropologische Begrifflichkeit der Bibel verweist im Gegensatz zu Platon auf ein ganzheitliches Verständnis des Menschen. In der Bibel werden zwar verschiedene Persönlichkeitsdimensionen unterschieden, nie aber in der Weise eines Leib - Seele/Geist - Dualismus, sondern immer als Dimensionen einer psychomotorischen und psychosozial - leiblichen Einheit. Leib und Seele sind im biblisch – lebendigen Menschen unzertrennlich aufeinander bezogen. So ist er von Gott – und für Gott geschaffen - aus irdischen Stoffen ( 1. Mose 2,7) . Aus der Erde – hebr. adama – wir der adam geschaffen – der Mensch (Nicht Mann – wie Luther falsch übersetzt)
Dazu kommt: Alle anthropologischen Leitbegriffe umfassen somatische und psychische Aspekte des Menschseins. So drücken häufig Organe des Leibes auch seelische Vorgänge aus “Als ich verbittert war, innerlich Herz und Nieren zerrissen, da hatte ich den Verstand verloren!“ – spricht der Psalmist.
D.h. Geistige, emotionale, körperliche Funktionen des Menschen sind unlösbar miteinander verbunden, das Leibliche ist an keiner Stelle abgewertet; selbst der erotisch - sexuelle Bereich ist z.B. im biblischen Buch des Hohen Liedes eingebunden in diese ganzheitliche Sicht.
Der Mensch als solcher ist von Gott geschaffen und dies gilt auch für alle Körperfunktionen und Körperteile. Der Mensch soll Lust an der geschenkten Leiblichkeit empfinden. Wichtig ist, dass das Menschsein des Menschen nur in seiner Offenheit hin zu Gott, in der Gottesbeziehung vollständig erfasst werden kann: D.h. Leben, Lebendigkeit und Lebensfreude sind im biblischen Verständnis des Menschen auf Gott hin bezogen und Gott gehört in dieser Beziehung auf die Seite des Lebens- Übrigens: Das Wort Leib und Leben stammt im Deutschen von der gleichen Wurzel „Lipp“ ab!
Stammen diese von mir eben genannten Bibelstellen eher aus dem jüdisch/hebräischen Kulturraum, so haben wir mit dem Apostel Paulus des Neuen Testamentes auf der anderen Seite jemanden, der dem griechischen Kulturraum kommt, also die Tradition des Platon kennt. Um so erstaunlicher, was wir unter seinen Schriften und Äußerungen finden.
So kann er schon einmal ein Anlehnung an die olympischen Spiele ein Beispiel aus dem Sport wählen um die Korinther aufzufordern, wie die Wettkämpfer in der Arena sich um die Sache Christi zu kümmern. 1. Kor. 9, 24: Wisst ihr nicht, dass die, welche in der Rennbahn laufen, zwar alle laufen – aber nur einer den Siegerkranz erhält? Laufet also so, dass Ihr ihn erlangt!“
An anderer Stelle macht Paulus deutlich, wie er über das Verhältnis von Körper und Geist denkt. So schreibt er im 6. Kapitel seines ersten Briefes an die Korinther:
Ihr sagt:“ Mir ist alles erlaubt!“ Mag sein – aber nicht alles ist gut für euch.
Alles ist mir erlaubt, aber das darf nicht dazuführen, dass ich meine Freiheit an irgendetwas verliere. Man kann sagen: “Die Nahrung ist für den Magen da und der Magen für die Nahrung.“ Gott wird ja doch beiden ein Ende machen. Aber unser Körper ist noch lange nicht für die Unzucht da, sondern für den Herrn, der auch der Herr über unseren Körper ist. Denn, so wie Gott Christus, den Herrn vom Tod erweckt hat, so wird seine Macht auch uns zum neuen Leben erwecken. Wisst ihr nicht, dass euer Körper ein Teil vom Leib Christi ist?
Wisst ihr denn nicht, dass euer Körper der Tempel des Heiligen Geistes ist? Gott hat euch seinen Geist gegeben, der jetzt in euch wohnt. Darum gehört ihr nicht mehr euch selbst. Gott hat euch als sein Eigentum erworben. Macht ihm also Ehre durch die Art, wie ihr mit eurem Körper umgeht.
Kor. 6, 12 – 15a, - 19-20; Gute Nachricht)
Drei Stichworte dieses Briefabschnittes möchte ich aufgreifen und verdeutlichen, wie Paulus die Tradition des Platon verändert.
1. Unser Körper – Geschenk Gottes
Wisst ihr nicht, dass euer Körper ein Teil vom Leib Christi ist?..... so fragt Paulus.
Gleich zu Beginn der Bibel taucht dieses Bild der von Gott geschenkten menschlichen Existenz auf. Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, als Mann und Frau schuf er ihn, heißt es im jüngeren Schöpfungsbericht. Ich habe bereits darauf hingewiesen. Als Adam aus Adama.
Mensch sein heißt nach biblischem Befund ganz klar: Leibhaftig sein, heißt Körper sein – und das ist gut so – sagt Gott.
Das Wort ward Fleisch schreibt Johannes im Prolog seines Evangeliums – nicht Vortrag oder Predigt, nicht Verstand – sondern Fleisch – Leib – Körper – Gott wird Mensch - nicht allein fade Knochen – sondern Sehnen und Bänder, Fleisch und Haut - zum Anfassen, zum liebkost werden – auch das ist ganz menschlich – ganz Leib, der mich ins Lebens setzt, mich Leben spüren lässt – oder noch genauer: Nicht ich habe einen Leib, sondern ich bin Leib, sagt der Thologe Rudolf Bultmann. Alles, was ich tue, tue ich als Körper!
2. Unser Körper – Wohnung Gottes
Wisst ihr denn nicht, dass euer Körper der Tempel des Heiligen Geistes ist? Gott hat euch seinen Geist gegeben, der jetzt in euch wohnt.
Das alte Testament erzählt bereits von vielen Menschen, denen Gott seinen Geist schenkt – und durch die Erzählungen von Jesus erfahren wir, dass Gott uns als seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für einen neuen Himmel und eine neue Erde will. Vielleicht kennen manche von Ihnen den Ausspruch des Volksmundes: Gott hat keine anderen Hände, als die, die er uns gab. Gott schenkt uns seinen Geist - heißt in diesem Zusammenhang für mich übersetzt – er traut uns viel zu – und er mutet uns auch viel zu, d.h. er spricht uns Mut zu - diesen seinen Geist wirken zu lassen, zu versprühen – wir tun dies wieder als Körper, wenn wir z.B. auf andere Menschen zugehen, wenn wir reden, berühren, in den Arm nehmen, streiten, uns zur Wehr setzen, wenn wir lieben – Geist will in Bewegung sein und will bewegen – ja, Geist ist Bewegung – Geist ist Odem – Atem – in uns – sich bewegend – uns lebendig machend und zugleich mit anderen verbindend – unser Körper ist ein Ort, wo wir Gott spüren, wie in einem Tempel.
3. Unser Körper – zum Lobe Gottes
Unser Körper ist noch lange nicht für die Unzucht da, sondern für den Herrn, der auch der Herr über unseren Körper ist.... Gott hat euch als sein Eigentum erworben. Macht ihm also Ehre durch die Art, wie ihr mit eurem Körper umgeht.
Wie gehen wir mit unserem Körper um? Männer tun dies im allgemeinen anders als Frauen. Männer, so behaupte ich einfach einmal, könnten da noch einiges von Frauen lernen, was Wertschätzung, Pflege und Vorsorge anbelangt. Die Einstellung: Was uns nicht kaputt macht, macht uns nur noch härter, kann ebenso fatale Folgen für den Körper haben, wie das dauerhafte Verharmlosen körperlicher Beschwerden.
Ähnliches geschieht, wenn wir unserem Körper Schaden zufügen, beispielsweise durch die Einnahme leistungssteigender Mittel oder ihn einer permanenten Überforderung aussetzen – wenn Leistung an oberster Stelle steht. Paulus redet in diesem Zusammenhang von Unzucht – ein Ausdruck, der viel mehr einschließt, als uns vielleicht beim ersten Hören in den Sinn kommt. Natürlich ist der Sport nicht frei von solchem unzüchtigen Verhalten. Spitzensport ist in vielen Bereichen heute nur noch mit einem ungeheuren medizinischen Aufwand möglich. Die Grenzen zum Doping sind dabei fließend geworden. Aber Leistung darf nicht überhöht werden – das gilt für den Spitzensport in seiner Form genauso, wie für die Jugendmannschaft eines kleinen Vereins, wo für Trainer und Eltern nur Siege zählen und das gilt für mich auch für den Sportunterricht, wo Leistungskataloge abgeprüft werden ohne dabei die individuelle Entwicklung der Kinder oder das Geschlecht zu berücksichtigen – es gibt andere wichtigere Aufgaben und Funktionen körperlicher Bewegung, als immer schneller, höher und weiter zu kommen.
3. Warum Kirche und Sport ein „tolles Paar“ sind – oder – von der Bedeutung von Glaube und Bewegung für unser Leben.
Es gibt andere wichtigere Aufgaben und Funktionen körperlicher Bewegung, als immer schneller, höher und weiter zu kommen.
etwa, wenn Spiel und Sport dazu führen, Aggressionen bei Jugendlichen abzubauen und ihnen stattdessen ein gesundes Selbstbewusstsein und ein Gefühl von Teamgeist geben.
etwa, wenn Menschen, auf Grund ihrer Handicaps, ihrer Sprache, Herkunft oder Hautfarbe durch Sport, Spiel und Bewegung ihre Außenseiterrolle verlieren.
etwa, wenn Vereine ihre soziale Funktion ernst nehmen, an ihrem Ort gemeinschaftliches Leben mitgestalten und sich dafür auch verantwortlich zeigen.
Auf all diesen Feldern arbeiten Kirche und Sport Hand in Hand – sind Partner im Dienst an Menschen – nicht Konkurrenten – sondern voneinander Lernende – sind Partner in ihrem Tun – mit Leib und Seele – Gott zur Ehre, wie Paulus es auszudrücken pflegte.
Christlicher Glaube und körperliche Bewegung sind dabei wie Geschwister, so wie Kirche und Sport – die einander brauchen und helfen, die sich gegenseitig inspirieren und ergänzen.
Die biblische Sicht vom Menschen überwindet den Dualismus von Seele und Leib; Geist und Fleisch, von oben und unten, von wichtig und unwichtig, von gut und böse. Mensch-Sein bedeutet: Zu geistigen Erkenntnissen zu gelangen und die im Leben umzusetzen – dazu brauche ich Körper und Geist – denn ich bin Körper – ohne ihn – bin ich nicht.
So wie der Geist trainiert, gebildet und gepflegt werden soll, so wichtig ist es Gleiches mit unserem Körper zu tun. Auch er bedarf des Trainings, der Bildung und der Pflege.
Im Sinne biblischer Leiblichkeit bzw. Geschöpflichkeit des Menschen sind Bewegung und Sport in deutlicher Weise positiv zu würdigen, denn das leibliche Leben bzw. die Übung des Leibes ist eine von Gott anvertraute Gabe und zugleich geforderte Aufgabe.
Gabe und Aufgabe der Leiblichkeit sind theologisch gedacht, Gesetz und Evangelium zuzuordnen. Basis des Evangeliums ist das Angesprochensein und Befreit sein des ganzen Menschen; Gesetz ist die Aufgabe, z.B. seinen Leib zu pflegen. Und noch etwas: Unser Körper ist nicht vergänglich sterbliche Hülle eines ewigen Geistes, sondern der Raum, von dem aus wir denken. Wir denken vom Körper her. Wir begreifen mit dem Körper. Alle Erkenntnis ist leibvermittelte Erkenntnis, sagt Christa Wolf gegen das Auseinanderdividieren von Denken und Fühlen.
Unser Körper ist ein Raum und ich ergänze – und unser Körper braucht Raum. Körperräume sind konkrete Möglichkeiten in unserer Gesellschaft, mit denen wir zeigen, dass wir da sind. Körperräume sind Möglichkeiten Gesellschaft zu verändern. Körperräume sind Orte, wo unsere leiblichen Ich´s sich begegnen, wo Menschen sich gegenseitig begegnen und ins Leben rufen.
Schauen Sie sich die biblischen Geschichten um Jesus im Neuen Testament an – Dort geschieht es. Bei den Heilungen, Gesprächen und Zusammenkünften. Gelebte Gemeinschaft – Berührung und Begegnung, bringt Dinge ins Fliessen, verändert und gestaltet Gesellschaft neu.
Wir verdanken unser Leben Gott, sind seine Geschöpfe – ebenso ist unser Leben auf Gott ausgerichtet. Durch die Botschaft des Nazareners Jesus kennen wir seine Gedanken über das, was wir Reich Gottes nennen. Durch ihn selbst bereits angebrochen auf Erden, warten wir auf seine Vollendung, ja sind dazu aufgerufen, an ihm mitzuwirken. Gott hat keine anderen Hände, als die , die er uns gab!
Gelebter biblischer Glaube ist Glaube in Bewegung – aufeinander zu und füreinander da.