Essen mit Gott in Deutschland
Das Café „Komma“ und die Arbeit der CityKirche in Barmen
14. Mai 2008
10. 55 Uhr: Vor dem Café „Komma“ in Wuppertal-Barmen warten frierend, aber geduldig, einige ältere Damen und Herren. Pünktlich um 11 Uhr öffnen sich die Türen, eine Viertelstunde später schon sind viele der 13 runden Bistrotische besetzt. Mütter mit Kindern haben sich eingefunden, später kommt eine Gruppe von Mitarbeitenden der städtischen Verwaltung, die im „Komma“ beim Mittagessen den räumlichen Abstand zu ihrer Arbeitsstelle suchen.
Das „Komma“ - freundlich und modern gestaltet, helle Holzmöbel sind mit Stahl kombiniert - ist kein gewöhnliches Café. Doch, man kann dort seinen Milchkaffee schlürfen oder einen Salat genießen. Aber schon das Äußere macht deutlich: Die an die Außenmauer der Gemarker Kirche gebaute Glaskonstruktion birgt viel mehr. Die Besucher sitzen zwischen Glas und Kirchenmauern mit Blick in eine andere Welt: Durch eine Glastür kann man direkt in die „offene Kirche“ sowie den „Raum der Stille“ gehen. Eine zweite Glastür führt vom Café in den Eine-Welt-Laden.
„Die Gastfreundschaft Gottes erfahren!“ – das ist das Motto des von der Vereinigten Evangelischen Kirchengemeinde Gemarke und dem Kirchenkreis Wuppertal getragenen Cafés. Was Orthographie mit Gastfreundschaft zu tun hat? Nichts. Mit „Komma“ meint man hier kein Satzzeichen. „Komma“ steht für „Komm mal...“. Bergisch, Lektion Eins. Eingeladen ist dienstags bis samstags, wer Hunger, Durst oder das Bedürfnis nach Gesellschaft hat. Platz gibt es für etwa 40 Personen. Während der Öffnungszeiten ist die Gemarker Kirche, der Ort, an dem 1934 die Barmer Theologische Erklärung entstand, geöffnet. „Wir wollen ‚offene Kirche’ sein an dem Ort, wo Menschen sich an Wochentagen aufhalten. Das Café ist ein Ort der Kommunikation: Dort trifft man Menschen, dort ist an allen Tagen eine Seelsorgerin oder ein Seelsorger zu finden“, sagt Pfarrer Walter Lang. Gemeinsam mit Gemeindepädagogin Renate Görler und einem Team von rund 40 ehrenamtlichen Helfern gestaltet er die Arbeit der CityKirche Barmen. Angeboten werden beispielsweise eine allgemeine Sozialberatung, aber auch Fachberatungen in Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Werk, etwa für Schwangere oder Senioren.
Folgerichtig informiert die Speisekarte im Café nicht nur über das kulinarische Angebot; auch Tipps für Gesprächs- und Beratungsangebote, für Konzerte, Gottesdienste und andere Veranstaltungen finden sich dort. Zum Beispiel ein Hinweis auf die „Sonntagsreden: Ungehaltene Predigten für Fromme und Unfromme“. Oder auf das tägliche Mittagsgebet um 12.00 Uhr. Gelegenheit zum Ausruhen, Nachdenken oder für ein stilles Gebet bietet der angrenzende „Raum der Stille“.
Leben herrscht im „Komma“ häufig – ganz sicher aber am kommenden Freitagabend: Im Rahmen der Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen in der EKD (UEK) gibt die Rheinischen Landeskirche einen Empfang in der Gemarker Kirche Barmen. Und sicherlich wird es sich das ein oder andere Mitglied der Vollkonferenz nicht nehmen lassen, hinterher noch das Café aufzusuchen – um dort vielleicht, zwischen Kirchenmauer und Glas, den Abend ausklingen zu lassen.