Ins Geheimnis des christlichen Glaubens hinein
Die Karwoche im Zusammenhang erleben
14. März 2008
Petra Zimmermann, Predigerin am Berliner Dom, lädt ein die Karwoche und die Osterfeiertage im Zusammenhang – Station für Station zu erleben:
„Wir gehen in die Karwoche und auf das Osterfest zu. In dieser Woche verdichtet sich in besonderer Weise, was unseren christlichen Glauben ausmacht. In dieser Woche wird in den Gottesdiensten und Andachten, aber auch in den Konzerten bedacht, gefeiert, nach erlebt, was die zentralen Geschichten des Glaubens sind und was diese Geschichten mit unseren elementaren Lebensthemen zu tun haben. Wir verstehen diese Woche als Zusammenhang, als einen Weg, der uns von Station zu Station führt, immer tiefer hinein in das Geheimnis des christlichen Glaubens.
Gründonnerstag: das letzte gemeinsame Abendessen Jesu mit seinen Jüngern. Über diesem Essen liegt Abschiedsstimmung. Abschied, Verrat, drohender Verlust. Ungewissheit, was die Zukunft bringen wird. Das sind die Lebensthemen, die an diesem Tag anklingen. Noch einmal sind alle beieinander, essen, trinken. Auch Petrus, der Jesus verleugnen wird, war dabei, selbst Judas, dessen Verrat seinen langen Schatten voraus wirft. Wir feiern Gottesdienst, feiern das letzte Mahl, aber wir ahnen, was kommt. Die Kirche wird sich verdunkeln, am Ende des Abends. Die Lichter werden hinausgetragen, die Blumen werden abgeräumt, die Orgel spielt einen letzten Abschiedsgesang und verstummt. Was bleibt, ist der Klagegesang der Gemeinde in der dunklen Kirche, was bleibt, ist das Schweigen...
Am Morgen des Karfreitag wird unser Kirchenraum anders aussehen als sonst. Der Altar ist verhangen. Wo sonst das Goldlicht glitzert, erhebt sich eine schwarze Wand. Auf den Stufen liegt ein großes schlichtes Holzkreuz. Verleugnung, Verrat, Verspottung – das alles kommt zu seinem grausamen Ende. Christus stirbt. Für eine atemlose Sekunde scheint die Welt still zu stehen. Der Gesang der Geschöpfe im Himmel und auf Erden setzt für einen Moment aus, um diesen letzten Schrei nicht zu überhören. Was soll nun noch werden? Wachend am Kreuz, trauernd um den Liebsten, der verloren scheint, durchleben wir diesen Tag, mit Andacht und Gebet, mit Gesängen aus Taize.
In der Osternacht geschieht die große Verwandlung. Feier der Auferstehung, Feier des Lichts, das in die Welt gekommen ist. Kerzen erhellen nach und nach den zunächst dunklen Raum. Das Licht des Lebens strahlt durch die Nacht, vertreibt die Dunkelheit. Wir feiern: Christus lebt! Die Orgel braust wieder auf, die Dombläser schmettern ihren Osterchoral hinaus Wir taufen acht Erwachsene und Jugendliche, die auf diesen Jubel mit ihrem Leben antworten wollen, wir feiern wieder das Abendmahl, die Eucharistie, Mahl der Freude und Dankes für die Rettung des Lebens und die Rettung der Welt. Und so feiern wir die Nacht und feiern den Ostermorgen und die Tage des Osterfestes. Das alles hat einen jubelnden Klang. Die Christenheit bekennt, dass das Leben nicht im Banne des Todes steht, sondern im Horizont der Auferstehung.
Die Karwoche und Ostern – das ist ein Weg, auf dem wir den zentralen Geschichten und Themen unseres Glaubens begegnen können. Einem Pilgerweg gleich führt uns dieser Weg durch die Tage und Nächte der Verrats und des Leidens, konfrontiert uns mit Qual und Not, mit Verzweiflung und Dunkelheit. Wir bleiben auf dem Weg bis wir durch Trauer und Klage hindurch das Licht wieder sehen. Sein Licht. Das Licht des Ostermorgens.“
Der Berliner Dom lädt deshalb ein
Von Montag bis Mittwoch 17.-19. März, jeweils um 18 Uhr zu Passionsandachten
Am Gründonnerstag, 20. März, um 18 Uhr zu einem Gottesdienst zur anbrechenden Nacht
Am Karfreitag, 21. März, um 10 Uhr zu einem Gottesdienst mit der Berliner Domkantorei,
um 15 Uhr zu einer Andacht zur Sterbestunde Jesu
um 18 Uhr zu „Lamento“, einem Konzert für Viola und Orgel
und
um 20.30 Uhr zu einer Andacht mit liturgischen Elementen aus Taizé
Am Sonnabend, 22. März, um 22 Uhr zur Feier der Osternacht
Am Ostersonntag, 23. März, um 10 Uhr zu einem Festgottesdienst in dem Bischof Wolfgang Huber predigen wird,
um 18 Uhr zu einem Abendgottesdienst
und
um 20 Uhr zu Kantate zum 1. Ostertag von Johann Sebastian Bach „Der Himmel lacht, die Erde jubilieret“ und zum Magnificat in D-Dur von Philipp Emanuel Bach, aufgeführt von Collegium Voacle Berlin und Berlin Sinfonietta
Am Ostermontag, 24. März, um 10 Uhr zum Festgottesdienst mit Abendmahl
und
um 18 Uhr zum Abendgottesdienst