„Protestanten als Alltagskünstler“
Gelebtes Europa bei den Berliner Bibelwochen
15. Juli 2008
Was ist gelebte Alltagskunst? Zum Beispiel das: Aus neun europäischen Ländern kommen Menschen unterschiedlicher Generationen, unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher Sprache für mehrere Tage und Nächte zusammen und erarbeiten gemeinsam ein Thema.
Wo gibt’s denn so was? Bei den Berliner Bibelwochen der UEK. „Protestanten als Alltagskünstler“ war die Überschrift der viertägigen Begegnungstagung, die kürzlich für Teilnehmer aus der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) veranstaltet wurde. Theologen und Laien tauschten ihre Gedanken zur Kunst aus, erkundeten Kunst in Berlin und probierten sich unter Anleitung der Berliner Aktionskünstlerin Tina Schwichtenberg selbst als Alltagskünstler. Einige hatten während der Tagung einen Knopf am Ohr und lauschten der Übersetzung des Dolmetschers. Wie selbstverständlich wurde in Englisch oder Deutsch diskutiert – und zwischen den offiziellen Einheiten auch in etlichen anderen Sprachen: ein kleines europäisches „Pfingsten“.
Die Berliner Bibelwochen, deren hauptsächliches Ziel Begegnung und Austausch evangelischer Christen ist, bieten viel: Diskussion über Leben und Tod zum Beispiel, Nachdenken über „Heilige“, Blicke auf die Bibel aus feministisch-theologischer Sicht. Die nächste Europäische Bibelwoche beginnt am 18. Juli: 24 Theologiestudierende aus 13 Ländern werden in der Evangelische Bildungsstätte auf Schwanenwerder über das Evangelium und seine Kultur(en) nachdenken und miteinander christliche Gemeinschaft erfahren – ganz im Sinne der „Einheit in versöhnter Vielfalt“, dem Motto der GEKE.
Auch das ehrenamtlich arbeitende Leitungsteam dieser Tagung ist international: Mit dabei sind ein Theologiestudent aus den Niederlanden, ein Gemeindepfarrer aus Ungarn, eine Religionspädagogin aus Berlin und ein tschechischer Theologiedoktorand. Ein Höhepunkt der Tagung wird der Vortrag von Christoph Markschies sein. Der Präsident der Humboldt Universität in Berlin wird Einblick geben in das Verhältnis von Glaube und Kultur im Urchristentum, während der Reformation bis hin zur Neuzeit.
Die Berliner Bibelwochen wurden 1953 von der UEK ins Leben gerufen, um der deutschen Teilung etwas Verbindendes entgegenzusetzen. Seit dem Fall nicht nur der deutsch-deutschen Mauern haben sich die Begegnungstagungen immer weiter nach Europa geöffnet. Fast ein Viertel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen aus anderen Ländern.
Wer neugierig über den eigenen Tellerrand schauen will, wer vier Tage mit anderen gemeinsam leben möchte, wer biblische Texte mit einem Blick in die heutige Welt neu entdecken will, ist herzlich eingeladen. Das aktuelle Bibelwochenangebot können Sie auf der Webseite der Evangelischen Akademie zu Berlin abrufen, unter deren Dach die Bibelwochen seit 2007 zu Hause sind.
Und noch ein europäischer Veranstaltungstipp: Die European Bible Week zum Thema „A Day Apart - Sabbath and Sunday“ findet statt vom 22. bis 26. Oktober 2008. Noch sind ein paar Plätze frei!
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www.eaberlin.de
Evangelischen Akademie zu Berlin