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Amerikanischer Kirchenführer empfiehlt kritische Solidarität mit Obama

UCC-Präsident John Thomas verabschiedet sich von deutschen Partnerkirchen

16. März 2009


„Die USA haben jahrelang die moralische Orientierung verloren. Es besteht Hoffnung, dass sich der moralische Kompass unsres Landes durch die Wahl Obamas justieren lässt und dazu können wir jetzt einen Beitrag leisten.“ So beschreibt John Thomas, der leitende Geistliche der United Church of Christ (UCC) die neue Rolle und Aufgabe seiner Kirche nach der Präsidentschaftswahl. Acht Jahre lang habe es keinerlei Kontakte zur Regierung Bush gegeben, doch Barack Obama zeige Interesse am Gespräch und Erfahrungsaustausch mit den Kirchen. Die UCC, die als eine der fortschrittlichsten Kirchen der USA bekannt ist, gilt als Obamas geistliche Heimat. „Die neue Nähe zur Macht ist für meine Kirche allerdings auch eine Versuchung, der wir nicht erliegen dürfen.“ meinte Kirchenpräsident John Thomas im Gespräch mit dem EKD Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber. „Wir müssen die neue Regierung kritisch solidarisch begleiten und die prophetische Distanz zu ihr bewahren.“ Noch sei nicht ausgemacht, ob die Positionen der neuen Regierung mit denen der Kirche deckungsgleich seien. Besonders zur Entwicklung in Afghanistan dürften die Kirchen auf beiden Seiten des Atlantiks nicht länger schweigen.

Am Ende seiner zehnjährigen Amtszeit hat John Thomas in Begleitung der Ökumenereferentin Lydia Veliko und des Nahost- und Europareferenten Peter Makari vom 10. bis 14. März die Partnerkirche der UCC in Deutschland besucht. Es wird erwartet, dass die Synode der UCC im Juni dieses Jahres den schwarzen Pfarrer Geoffrey Black  zum neuen Kirchenpräsidenten wählen wird. Die UCC unterhält seit 1980 eine Partnerschaftsbeziehung zu den unierten Landeskirchen, die zur Evangelischen Kirche der Union (EKU) gehörten. Diese Partnerschaft wurde 2003 auf die neugebildete Union Evangelischer Kirchen (UEK) übertragen, in der alle unierten und reformierten Gliedkirchen der EKD zusammengeschlossen sind. Einzelne Landeskirchen pflegen seit vielen Jahren die transatlantische Kirchengemeinschaft durch gegenseitige Besuche, gemeinsame Projekte und Personalaustausch.

Die UCC, die 1957 aus der Fusion verschiedener Kirchentraditionen hervorgegangen ist, führt ihre Ursprünge teilweise auf die deutsche Auswanderung des 19. Jahrhunderts zurück. Die Kirche, zu der etwa eine Million Mitglieder zählen, ist für ihr Engagement in der Bürgerrechtsbewegung und zugunsten der Gleichstellung von Homosexuellen in Kirche und Gesellschaft bekannt geworden. Ihr konsequentes Eintreten für Abrüstung und gerechten Frieden haben auch auf die Friedensethik der deutschen Kirchen Einfluss gehabt.

Nach Begegnungen in Berlin mit Bischof Huber, Auslandsbischof Martin Schindehütte und Vertretern der Ev. Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), hat die UCC-Delegation in Hannover, Düsseldorf, Darmstadt und Karlsruhe mit Kirchenleitungen und Partnerschaftgruppen Gespräche geführt, in denen auch die Lage im Nahen Osten und die Situation der irakischen Flüchtlinge angesprochen wurde. Vor ihrem Besuch in Deutschland hatte die Delegation den Libanon, Israel und die palästinensischen Gebiete bereist. Nach Auffassung von John Thomas biete die Situation nach den jüngsten kriegerischen Handlungen im Gazastreifen und die Ausbreitung neuer jüdischer Siedlungen im Westjordanland kaum mehr Ansätze zu einer friedlichen Lösung. Er begrüße zwar die diplomatischen Bemühungen der neuen amerikanischen Regierung, doch seien weder die israelische Regierung noch die palästinensische Führung verhandlungsbereit. Für die Kirchen gelte es, das Ziel eines gerechten Friedens nicht aufzugeben und aus dieser Hoffnung heraus für die Versöhnung zwischen den Völkern und Religionen im Mittleren und Nahen Osten zu arbeiten.