“Taufrisch und pointensicher”
Evangelische Kirche der Union verleiht Karl-Barth-Preis an Schweizer Schriftsteller
28. August 2002
Berlin. Am Mittwoch, den 28. August 2002, wird der mit 10.000 Euro dotierte Karl-Barth-Preis der Evangelischen Kirche der Union (EKU) an den Schweizer Schriftsteller und Theologen Kurt Marti verliehen. Die Laudatio hält der Tübinger Theologie-Professor Eberhard Jüngel, der neben dem Berliner Bischof Wolfgang Huber und den Theologie-Professoren Wolf Krötke (Berlin) und Bruce L. McCormack (Princeton) auch der Jury angehört.
Mit dem Preis soll das Lebenswerk von Kurt Marti geehrt werden, wobei die Jury besonders Martis „taufrische Sprache“, seine „pointensicheren, zeitgemäßen Übertragungen biblischer Texte“ sowie „die glückliche Verbindung von theologischer Provokation und sensibler Poesie“ würdigte - Dimensionen, in denen sich das Lebenswerk Martis „in eigenständiger und kreativer Weise auf die Theologie Karl Barths“ beziehe.
Kurt Marti (81) begann 1940 an der Berner Universität Jura zu studieren, wechselte nach zwei Semestern jedoch unter dem Einfluss der politischen und theologischen Klarheit von Karl Barth zur Theologie und setzte sein Studium in Basel fort, wo Barth seit 1935 lehrte - in Bonn war er wegen seiner Gegnerschaft zum Nationalsozialismus als Professor entlassen worden.
Zwei Jahre nach Studienabschluss wurde Marti 1948 Pfarrer in einem schweizerischen Dorf - und fing an zu schreiben. 1958 erschien sein erster Gedichtband. 1961 ging der Dorfpfarrer in seine Geburtsstadt Bern zurück und war dort 22 Jahre Pfarrer in der Nydeggkirche am Rande der Altstadt. Neben mehreren Literaturpreisen wurde Marti auch die theologische Ehrendoktorwürde der Universität Bern verliehen. Der Pfarrer und Dichter ist unter anderem Mitbegründer der „Erklärung von Bern“ für mehr Solidarität in der Dritten Welt und der „Schriftsteller-Gruppe Olten“.
Der Karl-Barth-Preis wird von der EKU seit 1986 alle zwei Jahre verliehen. Er war zum 100. Geburtstag von Karl Barth (1886-1968) vom Rat der EKU gestiftet worden. Zu den bisherigen Preisträgern gehören u.a. die Theologen Eberhard Jüngel, Gottfried Forck, Hans Küng und Kardinal Karl Lehmann, der Jurist Helmut Simon und der Publizist Reinhard Henkys.